Feb 23, 2023
46 Views
Comments Off on Flottenmanöver: Südafrika lädt Russland und China zum Seemanöver – Moskau hofft am Kap auf mehr Einfluss
0 0

Flottenmanöver: Südafrika lädt Russland und China zum Seemanöver – Moskau hofft am Kap auf mehr Einfluss

Written by Wolfgang Drechsler

Kapstadt Für den Blick auf Russland in Teilen Afrikas dürfte in Europa kaum jemand Verständnis haben: Während Wladimir Putin im Westen der klare Feind ist, wecken der russische Staatschef und sein Land im südlichen Afrika vielerorts noch immer positive Gefühle, vor allem in Regierungs- und Militärkreisen.

Viele der politischen Entscheidungsträger in der Region haben im Kalten Krieg in der Sowjetunion studiert. Auch erinnern sie sich dankbar an die üppige Militärhilfe, die Moskau damals vielen Widerstandsbewegungen in Angola, Mosambik und Südafrika gewährte, und sind heute, wie etwa der Afrikanische Nationalkongress (ANC) in Südafrika, alle noch in Amt und Würden.

Kein Wunder, dass Russland Außenminister Sergej Lawrow auf seiner jüngsten Afrikareise vor allem in Südafrika ausgesprochen freundlich empfangen wurde. „Ich bin stolz darauf, dass wir solch exzellente diplomatische Beziehungen pflegen“, erklärte damals Südafrikas Außenministerin Naledi Pandor, die noch unmittelbar nach Kriegsbeginn vor einem Jahr die russische Invasion in der Ukraine scharf kritisiert und einen Rückzug der Russen gefordert hatte.

Kurz darauf musste sie zurückrudern, weil ihre Kritik nicht im Sinne des ANC und seines Präsidenten Cyril Ramaphosa war. Dieser spricht sich stattdessen für „Neutralität“ aus.

Offenbar fällt unter die selbst definierte Neutralität für Südafrika auch eine gemeinsame Militärübung, die das Land seit dem vergangenen Wochenende vor seiner Ostküste zusammen mit Russland und China unternimmt und die noch am Jahrestag der russischen Invasion in der Ukraine andauern wird. Außenministerin Pandor nannte das Flottenmanöver „völlig normal“. Zumal Russland ein Land sei, mit dem man gute Beziehungen pflege, wie sie sagt.

China schickt drei Kriegsschiffe

An dem Manöver selbst nimmt mit der Fregatte „Admiral Gorschkow“ eines der modernsten russischen Kriegsschiffe teil. Es kann mit modernen Zirkon-Hyperschallraketen bestückt werden, die Russland 2022 erstmals erfolgreich testete. Diese Raketen fliegen mit bis zu achtfacher Schallgeschwindigkeit und sind damit für Raketenabwehrsysteme kaum zu erreichen. Bei diesem Manöver sollen die Zirkon-Raketen aber nicht eingesetzt werden, hieß es.

Russische Fregatte „Admiral Gorschkow“ im Hafen von Durban

Russland, China und Südafrika halten seit eine Woche ein Seemanöver vor der Ostküste Südafrikas ab.



(Foto: Reuters)

Daneben hat China drei Schiffe geschickt, darunter den modernen Zerstörer „Huainan“. Südafrika selbst ist zwar mit rund 350 Marineangehörigen beteiligt, schickt aber offenbar nur die 50 Jahre alte SAS Protea und ein kleines Patrouillenboot ins Feld. Hier scheint mehr der Symbolcharakter als der Ausbau operativer Kenntnisse und Fähigkeiten im Vordergrund zu stehen, denen das Manöver offiziell dient.

Dass sich Südafrika nicht mit mehr Schiffen engagiert, liege vor allem daran, dass sein Militär quasi nicht mehr existiert, wie der Journalist Tim Cohen im „Daily Maverick“ schreibt. Die einst prosperierende lokale Rüstungsindustrie sei unter Ex-Präsident Jacob Zuma entweder bankrottgegangen oder verkauft worden, hält er fest.

Militärs aus Südafrika, Russland und China

Südafrika nimmt nur mit einem alten Kriegsschiff und Versorgungsbooten an dem Manöver teil.


(Foto: AP)

Greg Mills und Ray Hartley vom Thinktank „Brenthurst Foundation“ vermuten hinter der für Südafrika auf den ersten Blick wenig vorteilhaften Kooperation denn auch andere als rein nostalgische Motive. So will „Russia Today“, das Sprachrohr des Kremls, schon bald in der Wirtschaftsmetropole Johannesburg sein erstes großes englischsprachiges Büro auf dem Kontinent eröffnen. Zudem hofft Russland womöglich darauf, ein von Südafrika aus Kostengründen verworfenes Geschäft zum Bau russischer Atomkraftwerke neu beleben zu können.

Moskau will Einfluss in Südafrika ausweiten

Den Russen selbst scheint es vor allem um eine Ausweitung ihres Einflusses in dem einzigen Industriestaat des Kontinents zu gehen. Bislang hat Moskau dort Allianzen mit Regimen wie in Burkina Faso, Mali oder der Zentralafrikanischen Republik geschmiedet, deren Führer aus Sorge vor einem Sturz russischen Militärbeistand suchen.

Mills und Hartley befürchten, dass dieser Einfluss nun am Kap durch eine russische Spezialität vertieft werden könnte: die Manipulation von Wahlen.

Südafrika wählt 2024 neu. Vieles deutet darauf hin, dass der ANC dann erstmals seit 30 Jahren unter die Marke von 50 Prozent fallen könnte und eine Koalition mit einer anderen Partei eingehen muss. Die beiden Analysten fürchten, dass sich die Regierungspartei Putins autokratischen Stil zum Vorbild nehmen könnte. „Für einen stark unter Druck geratenen ANC, der mit schwindender Unterstützung kämpft, ist das Putin-Model durchaus attraktiv“, schreiben sie. Schließlich sitze er mit einer kleinen Elite an der Spitze eines Staates, ohne dabei durch eine Wahl vom Verlust der Macht bedroht zu sein, unabhängig davon, wie sehr er diese missbrauche.

In Südafrikas Zivilgesellschaft stößt die Allianz der Regierung mit Russland keineswegs auf einhellige Zustimmung: Umfragen zufolge sprachen sich zuletzt drei Viertel der Befragten gegen Russlands Vorgehen in der Ukraine aus.

Die Stiftung des 2021 verstorbenen Friedensnobelpreisträgers Desmond Tutu wurde sogar noch deutlicher. Mit der Teilnahme am Manöver sei Südafrika dem Krieg auf der Seite Russlands beigetreten. Das Land riskiere, seinen nach dem Ende der Apartheid hart erarbeiteten Ruf als eine moralische Bastion der Menschenrechte zu ruinieren.

Mehr: Wie Russland seine Handelsströme umlenkt und den Westen austrickst



<< Den vollständigen Artikel: Flottenmanöver: Südafrika lädt Russland und China zum Seemanöver – Moskau hofft am Kap auf mehr Einfluss >> hier vollständig lesen auf www.handelsblatt.com.

Article Categories:
Politik

Comments are closed.