Feb 27, 2023
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Rohstoffe : Kooperation statt Entwicklungshilfe – Wie Europa und Afrika von der Energiewende profitieren könnten

Written by Teresa Stiens

Berlin Es sind die Zutaten der Energiewende: Lithium, Kobalt, Mangan. Ohne diese Mineralien funktionieren keine Handys und fahren keine Elektroautos. Ein Großteil dieser Bodenschätze liegt in Afrika. Sie werden von dort bisher meist zur Weiterverarbeitung exportiert – vor allem nach China, das die weltweiten Lieferketten für Batterien kontrolliert.

Das ist nicht nur für Afrika ein Problem, dessen Bevölkerung kaum von der Wertschöpfung profitiert, sondern auch für Europa. Denn die erfolgreiche Wende hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft hängt an Batterien, in denen Ökostrom in großem Stil gespeichert werden kann.

Jetzt wollen einige Staaten auf dem afrikanischen Kontinent ihre wichtigen Rohstoffe nicht mehr exportieren, sondern im eigenen Land veredeln. Eine Entscheidung, die den Markt für Batterierohstoffe neu ordnen könnte – zugunsten Europas.

Bisher ist die chinesische Übermacht im Batteriesektor überwältigend: In der demokratischen Republik Kongo, die das größte weltweite Kobaltvorkommen aufweist, sind 15 der 19 Minenfirmen in chinesischer Hand. Von den 136 Fabriken für Batterien von Elektroautos, die derzeit weltweit in Betrieb oder geplant sind, stehen 101 in China.

Gleichzeitig wird die Nachfrage in Europa immer größer: Laut einer Studie der Universität Leuven wird der Bedarf an Lithium bis 2050 in der EU 35-mal höher liegen als noch 2020, der Bedarf an Kobalt bis zu viermal höher. Bisher ist China der mit Abstand wichtigste Lieferant dieser kritischen Rohstoffe.

Der Weg aus der Abhängigkeit

Die Bundesregierung treibt mit Blick auf das immer schwieriger werdende Verhältnis mit China eine stärkere Diversifizierung der Rohstoffquellen der deutschen Industrie voran. Im Bundeskanzleramt ist man aber auch der Meinung, dass sich deutsche Unternehmen stärker bei Förderung und Verarbeitung der Stoffe engagieren müssen.

„Die deutsche Autoindustrie treibt die Frage sehr stark um, wie man unabhängiger von Importen vor allem aus China werden kann“, beobachtet auch Tobias Heidland, Leiter des Forschungszentrums Internationale Entwicklung am Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW).

>> Lesen Sie hier: Deutsche Wirtschaft fordert mehr Unterstützung bei Investitionen in anderen Ländern

Dafür könnte jetzt der richtige Zeitpunkt sein. Denn derzeit führen einige innenpolitische Entscheidungen in den afrikanischen Exportnationen dazu, dass die Kräfteverhältnisse auf dem globalen Markt für kritische Batterierohstoffe neu verteilt werden könnten.
Anfang des Jahres trat in Simbabwe ein Exportverbot für unverarbeitetes Lithium in Kraft – ein Material, das für Batterien bisher noch unersetzlich ist. Das südostafrikanische Land hat die größten Lithiumvorkommen auf dem Kontinent.

In Nigeria, das ebenfalls über Lithiumvorkommen verfügt, hatte die Regierung eine Investition des E-Auto-Herstellers Tesla abgelehnt, weil das Unternehmen einzig die Vorkommen des Landes ausbeuten wollte. Guinea ordnete einen Exportstopp für Bauxit an, das für die Aluminiumproduktion gebraucht wird und dessen weltweite Vorkommen mehrheitlich in dem westafrikanischen Land liegen.

Auch Gabun, das über etwa ein Viertel der weltweiten Vorkommen von Mangan verfügt, das für die Batterieproduktion verwendet wird, möchte seine Rohstoffe künftig im Land behalten. „Das Modell, Rohstoffe zu exportieren, schafft bei uns keine Arbeitsplätze“, kritisierte Wirtschaftsminister Hugues Mbadinga Madiya in der Zeitung „The Africa Report“.

Kooperation mit Vorteilen für alle

Anders aber als etwa chinesische Unternehmen, sind die Europäer verpflichtet, auf Umweltstandards und soziale Faktoren Rücksicht zu nehmen. Das könnte jetzt von Vorteil sein, wenn die Europäer die Afrikaner von einer Partnerschaft überzeugen wollen. „Beide Seiten müssen zusammen überlegen, wie sie jeweils von der Zusammenarbeit profitieren können“, fordert IfW-Experte Heidland. Als Vorbild sieht er beispielsweise das Projekt zum grünen Wasserstoff, das die Bundesregierung derzeit in Namibia fördert, um dort, aber auch in Deutschland die Energieversorgung zu verbessern.

Exekutivsekretärin der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Afrika, Vera Songwe

Die eigene Verarbeitung von Rohstoffen könnte die ökonomische Entwicklung afrikanischer Länder fördern.


(Foto: IMAGO/Xinhua)

Auch die Exekutivsekretärin der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Afrika, Vera Songwe, nennt die deutsche Zusammenarbeit mit Namibia beim Wasserstoff und fordert einen ähnlichen Dialog auch in anderen Bereichen. „Der gleiche Austausch sollte jetzt auch zwischen Deutschland und Sambia, dem Kongo und Botswana zu Elektroautos stattfinden“, fordert Songwe im Handelsblatt. „Die Zukunft der Welt ist digital, und digital bedeutet Chips und Lithium, und Lithium bedeutet Afrika“, sagt sie.

Laut Songwe würde es für viele afrikanische Länder einen ökonomischen Schub bedeuten, die Produktion im Land zu behalten: „Wenn wir iPhones und Teslas in der Demokratischen Republik Kongo produzieren würden, bräuchten wir keine Entwicklungshilfe mehr.“

Chinesen sind bisher schneller

In Nigeria sollen schon bald die ersten Lithium-Aufbereitungsanlagen stehen, in denen Batterien für Elektrofahrzeuge hergestellt werden. Doch für Europa lautet die schlechte Nachricht: Den Zuschlag für die Anlage bekam die chinesische Ming Xin Mineral Separation Nig. Auch in Simbabwe deutet momentan alles darauf hin, dass die Unternehmen, die dort Lithium verarbeiten, aus China kommen werden.

Wenn deutsche Unternehmen einen Fuß in die Tür bekommen wollen, müssen sie die Vorteile einer Kooperation für die afrikanischen Partner deutlich machen. In afrikanischen Märkten liege die größte Hürde im unzureichenden Zugang zu Kapital, meint IfW-Experte Heidland.

„Afrikanische Unternehmen finden oft gar nicht das Startkapital, um lokal Jobs zu schaffen und zu wachsen“, sagt er. Dieses fehlende Geld könne zum Teil aus Deutschland kommen, meint Heidland.

Mehr: Wie Deutschland in Afrika den Wettlauf mit China gewinnen will



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Politik

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