Berlin Bei den ab März von den Versorgern abzurechnenden Energiepreisbremsen für Strom und Gas gibt es je nach Ausgangstarif starke Unterschiede beim Zuschussbedarf. Das Vergleichsportal Verivox hat dies anhand einer Auswertung aller Grundversorgungstarife festgestellt.
Demnach wird eine Musterfamilie in der Grundversorgung im Bundesschnitt in diesem Jahr durch die Bremsen um rund 216 Euro bei Strom und um rund 718 Euro bei Gas entlastet. Weil die Grundversorgungstarife in Berlin und Schleswig-Holstein vergleichsweise hoch sind, fallen dort laut Verivox auch die Entlastungen besonders hoch aus. In Bremen hingegen muss der Staat nur wenig zuschießen.
Bei den Preisdeckeln für Haushalte wird der Strompreis auf 40 Cent je Kilowattstunde und der Gaspreis auf 12 Cent je Kilowattstunde gedeckelt. Die Deckel gelten für jeweils 80 Prozent der prognostizierten Verbrauchsmenge. Für den restlichen Verbrauch muss der normale Tarif gezahlt werden. Die Bremsen gelten rückwirkend ab Januar, werden aber erst im März zum ersten Mal abgerechnet.
Bei Gas (Jahresverbrauch: 20 000 Kilowattstunden) werden die höchsten Entlastungsbeträge in Berlin (1230 Euro), Sachsen-Anhalt (947 Euro) und Thüringen (938 Euro) fällig. Vergleichsweise geringe staatliche Unterstützung ist in Bremen (140 Euro), Schleswig-Holstein (510 Euro) und Niedersachsen (516 Euro) nötig. Grundlage der Berechnungen sind die Grundversorgungstarife im März, gerechnet auf das ganze Jahr.
Bei Strom (Jahresverbrauch: 4000 Kilowattstunden) fließen die höchsten staatlichen Hilfen in Schleswig-Holstein (447 Euro), Brandenburg (403 Euro) und Thüringen (376 Euro). Am niedrigsten liegen sie in Bremen (26 Euro), Berlin (45 Euro) und Hamburg (92 Euro).
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Laut Bundesnetzagentur befand sich 2021 mit 24 Prozent fast jeder vierte Haushaltskunde sowohl bei Gas als auch bei Strom in der Grundversorgung. Beobachter halten es für wahrscheinlich, dass der Anteil im vergangenen Jahr gestiegen ist, unter anderem weil Grundversorgungstarife auf dem Höhepunkt der Energiekrise oft günstiger waren als Alternativ-Tarife. Grundversorger ist der Energieversorger, der in einem Netzgebiet die meisten Haushalte mit Strom und/oder Gas beliefert.
Das Vergleichsportal wies darauf hin, dass die günstigsten verfügbaren Alternativ-Tarife derzeit bundesweit unterhalb der jeweiligen Preisdeckel lägen. Durch einen Anbieterwechsel ließen sich zusätzlich 445 Euro bei Gas und 286 Euro bei Strom sparen.
Union fordert Korrektur
Schuld an den unverändert hohen Gas- und Strompreise sei laut der Union der Energiepreisdeckel. Demnach fordert sie einem Medienbericht zufolge eine Korrektur. „Jetzt müssen die offenkundigen Fehlanreize rasch korrigiert werden, damit die Preise sinken“, sagte der stellvertretende Chef der Unionsfraktion, Jens Spahn, der „Augsburger Allgemeinen“ vom Samstag laut Vorabbericht.
Sonst müssten die Menschen zweifach für die Gewinne der Energiekonzerne zahlen, direkt als Kunden und indirekt als Steuerzahler für die Kosten der Preisbremsen. Den Strom- und Gasversorgern fehle wegen der Staatshilfen der Druck, günstigere Preise an die Kunden weiterzugeben.
Der Präsident des Münchner Ifo-Wirtschaftsforschungsinstituts, Clemens Fuest, warnte dem Bericht zufolge dennoch vor überhasteten Korrekturen. Man sollte vermeiden, Vertrauen in Unterstützungsmaßnahmen zu beschädigen. Nach dem ersten Quartal müsse man nochmals prüfen, ob die Preisbremsen angemessen seien.
Die Energieversorger wiesen die Kritik laut dem Zeitungsartikel zurück. Dass erste Gasversorger Preissenkungen bereits weitergäben, zeige, dass der Wettbewerb funktioniere, sagte die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Energiewirtschaft, Kerstin Andreae, der „Augsburger Allgemeinen“. Tatsache sei aber auch, dass Gasversorger trotz allem noch die hohen Börsenpreise des vergangenen Jahres weitergeben müssten.
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