Mar 1, 2023
76 Views
Comments Off on Klimawandel: Rekorddürre schon im Winter – Wie Frankreichs Wirtschaft leidet
0 0

Klimawandel: Rekorddürre schon im Winter – Wie Frankreichs Wirtschaft leidet

Written by Tanja Kuchenbecker

Paris Frankreich trocknet aus – und die Regierung sieht sich schon jetzt zu Sparmaßnahmen gezwungen. Ganze 32 Tage hintereinander hat es nicht mehr geregnet, der Wetterdienst Météo-France meldet die trockenste Periode seit Beginn der Aufzeichnungen 1959.

Präsident Emmanuel Macron sagte auf der internationalen Landwirtschaftsmesse in Paris (bis 5. März), Frankreich werde umgehend drastische Sparmaßnahmen ergreifen müssen. Umweltminister Christophe Béchu rief die Bevölkerung auf, schon im Frühjahr konsequent Wasser zu sparen.

Béchu beschrieb die Lage als katastrophal. „Die Situation ist problematischer als letztes Jahr zum selben Zeitpunkt und wir haben zwei Monate Verspätung beim Auffüllen des Grundwassers.“ Im vergangenen Jahr gab es im Sommer in einigen Orten im Südfrankreich kein Trinkwasser mehr, Felder durften nicht mehr bewässert werden.

Minister Béchu wandte sich in der Sonntagszeitung „Le Journal du Dimanche“ an die Präfekten, die in ihren Amtsbezirken als Vertreter des Zentralstaats für die Umsetzung der Politik zuständig sind. „Beschließen Sie jetzt Maßnahmen, um Wasser zu sparen. Wenn schon jetzt Restriktionen verordnet werden müssen, um sicherzustellen, dass genug Wasser für den Sommer vorhanden ist, sollten Sie es tun“, appellierte er.

Seit Montag trifft Béchu zunächst die Präfekten der besonders betroffenen Regionen im Süden, später alle Präfekten. Im Laufe der Woche wird Premierministerin Élisabeth Borne einen interministeriellen Ausschuss ins Leben rufen, der die Risiken abschätzen und Maßnahmen vorschlagen soll, die im Fall von Trockenheit ergriffen werden sollen. Es sei „ungewöhnlich früh“ für den Wassermangel, sagte sie.

Die Loire im August 2022

Das Regendefizit zeigte sich im vergangenen Jahr nicht nur im Süden des Landes.



(Foto: Reuters)

In mehreren südlichen Regionen gibt es schon jetzt einige Beschränkungen, so in den Départements Isère um Grenoble, Bouches-du-Rhône um Marseille, Var um Toulon und Pyrénées-Orientales um Perpignan. Dort ist es zunächst bis Ende April offiziell verboten, Autos zu waschen, Rasensprenger zu nutzen und private Pools zu füllen.

Regenmangel wirkt sich auf Grundwasserspiegel aus

Die Böden, die noch unter der Dürre im Sommer 2022 leiden, sind in Frankreich sehr angegriffen. Ende Februar ist es so trocken wie sonst im April. Im Süden ist die Lage besonders dramatisch, dort sind einige Flüsse bereits ganz ausgetrocknet. Aber auch die Loire weiter im Norden führt nur wenig Wasser, zahlreiche Seen in ganz Frankreich wirken nur noch wie Pfützen.

Seit zwei Jahren trifft das Regendefizit Frankreich selbst im Norden des Landes. Der Mangel wirkt sich auch auf den Grundwasserspiegel aus. In vielen Regionen erreicht er nur noch 40 Prozent des langjährigen Mittels für die Saison. Dazu war es in diesem Jahr im Winter wärmer als sonst.

Manche Stauseen sind derzeit nur zu 30 Prozent gefüllt, der Stausee Montbel im Département Ariège in den Pyrenäen erinnert an eine Mondlandschaft. Auch von der Schneeschmelze ist nicht viel zu erwarten, denn Schnee war in diesem Winter in Frankreich knapp.

>> Lesen Sie hier: Klimawissenschaftler fordern weiteren Druck auf die Wirtschaft

Laut Klimaexperte Jean-Marc Jancovici regnet es in Frankreich schon seit längerer Zeit nicht mehr genug. In den vergangenen zwölf Monaten sei die Lage besonders angespannt gewesen. Er warnte: „In allen Bereichen wird Wasser fehlen.“ Für die Landwirtschaft, die schon im Sommer 2022 gelitten hat, werde es problematisch.

Vertrocknetes Feld

Im vergangenen Sommer durften Felder in manchen Regionen aufgrund des Wassermangels nicht bewässert werden.


(Foto: IMAGO/NurPhoto)

Auch für den Energiebereich ist der Regenmangel ein Risiko, sagt Jancovici. Es wird weniger Energie aus erneuerbaren Quellen geben, weil die Stauseen weniger Wasser haben. Der Atomindustrie fehlt zudem das Kühlwasser aus den Flüssen. Schon im vergangenen Sommer liefen einige Atomkraftwerke auf Sparflamme, weil die Flüsse zu wenig Wasser führten und sich deshalb zu schnell erhitzten.

Und die Situation dürfte sich noch verschlimmern: Umweltminister Béchu rechnet damit, dass in den kommenden Jahren zwischen zehn und 40 Prozent weniger Wasser zur Verfügung stehen.

>> Lesen Sie hier: Frankreich kehrt langsam zur Atomkraft zurück

Nicht nur Frankreich ist von der Trockenheit betroffen. In Spanien ist die Situation seit Jahren angespannt und auch in Italien leiden zahlreiche Regionen unter einer frühen Trockenheit. Der Norden von Italien ist stark betroffen, auf den Kanälen von Venedig berühren die Gondeln fast den Boden. Die Seen in Norditalien haben wenig Wasser, weil der Regen dort wochenlang ausblieb.

Am Gardasee fällt das besonders ins Auge. Inseln im See, die sonst nur mit dem Boot erreicht werden konnten, sind zu Fuß begehbar. Auch der Fluss Po, der größte in Italien und das Hauptwasserreservoir des Landes, ist durch deutlich weniger Niederschläge extrem trocken. Das wird zur Gefahr für die Poebene. Die wichtigste Landwirtschafts- und Industrieregion Italiens litt bereits unter einem sehr trockenen Sommer 2022.

Aber auch in mitteleuropäischen Ländern herrscht vielerorts Wasserknappheit. Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig konstatiert Trockenheit etwa in Nord- und Ostdeutschland. Die Regenmengen reichten nicht mehr aus, die Böden zu durchfeuchten, geschweige denn Nachschub für das Grundwasser zu liefern. Dennoch ist Deutschland nicht so akut von Dürre betroffen wie die Mittelmeerländer Italien, Frankreich und Spanien.

Mehr: Klimaschützer verklagen französische Großbank BNP Paribas



<< Den vollständigen Artikel: Klimawandel: Rekorddürre schon im Winter – Wie Frankreichs Wirtschaft leidet >> hier vollständig lesen auf www.handelsblatt.com.

Article Categories:
Politik

Comments are closed.