Mar 1, 2023
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Geopolitischer Wettbewerb: Macrons neue Afrika-Strategie könnte Putin in die Hände spielen

Written by Gregor Waschinski


Frankreichs Präsident Emmanuel Macron

Macron sieht die Ereignisse in Mali und den Machtverlust der französischen Truppen dort als warnendes Beispiel.


(Foto: AP)

Paris Für seinen neuen Ansatz in der Afrikapolitik hat Emmanuel Macron ein Wort gewählt: Bescheidenheit. Frankreich wolle mit den ehemaligen Kolonien eine „ausgewogene und verantwortungsvolle“ Partnerschaft aufbauen, versprach der Präsident vor einer Reise, die ihn diese Woche nach Gabun, Angola, in den Kongo und in die Demokratische Republik Kongo führt. Er kündigte an, die französische Truppenstärke auf dem Kontinent noch in diesem Jahr „sichtbar“ zu verringern.

Macrons neue Bescheidenheit spiegelt Frankreichs schwindenden Einfluss in Afrika wider. Die französische Armee musste in den vergangenen zwölf Monaten Mali, Zentralafrika und Burkina Faso verlassen. „Der misslungene Anti-Terror-Einsatz in der Sahelzone hat die Legitimität der französischen Militärpräsenz in ganz Afrika untergraben,“ sagte Thierry Vircoulon, Afrika-Experte beim Pariser Thinktank Institut français des relations internationales (Ifri).

Der politische Schaden ist groß, der Ruf der Franzosen angekratzt – und das zu einem kaum schlechteren Zeitpunkt. Nun werde das französische Engagement ausgerechnet in einer Zeit zurückgefahren, „in der sich der strategische Wettbewerb in Afrika verschärft“, sagte Vircoulon dem Handelsblatt. Davon könnte am Ende vor allem ein Mann profitieren: Russlands Präsident Wladimir Putin.

Zwar sind auch die chinesischen Ambitionen groß: Peking hat sich mit billigen Krediten und Investitionen in Großprojekte lukrative Zugänge zu Rohstoffen und politischen Einfluss auf afrikanische Regierungen gesichert. Doch Russland trat gerade im französischsprachigen Afrika zuletzt immer aggressiver auf.

Die französische Regierung macht Desinformation und Propaganda durch russische Geheimdienste dafür verantwortlich, dass sich die Stimmung in der Bevölkerung gegen den 2013 begonnenen Militäreinsatz in Mali drehte. Zwar räumt Macron ein, dass die gegen Terrorgruppen und islamistische Rebellen gerichtete „Operation Barkhane“ der Krisenregion nicht die versprochene Stabilität gebracht habe. Frankreich sei dafür aber der „ideale Sündenbock“ gewesen, sagte der Präsident.

Wagner-Söldner statt französischer Soldaten

Statt französischer Einheiten patrouillieren in Mali und benachbarten Staaten nun Söldner der russischen Wagner-Gruppe. Die „strategische Priorität der Europäer“ sei selbstverständlich der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, sagt Ifri-Experte Vircoulon. Der Einfluss Moskaus in der Sahelzone berge aber ebenfalls sicherheitspolitische Risiken: Putin habe keinerlei Interesse daran, die Europäische Union vor Terrorgefahren zu schützen oder die Migration einzudämmen.

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Macron sagte vor seiner Reise mit Blick auf Russland, dass er sich nicht auf „anachronistische“ Machtspiele in Afrika einlassen wolle. Mali sei aber ein warnendes Beispiel, was passieren könne, wenn russische Geheimdienste in der Region antifranzösische Stimmungen schürten. „Wenn wir nicht aufpassen, dann kann diese Falle woanders erneut zuschnappen“, sagte der Präsident.

Doppelverwaltung der Stützpunkte geplant

Aus diesem Grund will Macron die französischen Stützpunkte, die an die Kolonialvergangenheit erinnern, künftig gemeinsam mit den afrikanischen Gastländern verwalten. Betroffen sind Einrichtungen im Senegal, in der Elfenbeinküste, in Gabun und im Tschad. Ausgenommen ist allerdings die größte Auslandsbasis in Dschibuti am Horn von Afrika, die Frankreich als wichtiges Drehkreuz zum Pazifik weiter allein betreiben wird.

Französische Soldaten in Timbuktu, Mali

Noch rund 6000 Soldaten hat Frankreich in Afrika stationiert.


(Foto: AP)

Mit Details hielt sich der Präsident zurück. Weder erläuterte er, wie die Doppelverwaltung der Stützpunkte genau geregelt sein soll, noch machte er Angaben darüber, wie viele der noch rund 6000 französischen Soldaten in Afrika abgezogen werden sollen.

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Beim ersten Abschnitt von Macrons Reise in Gabun stehen Umweltthemen im Mittelpunkt, der Präsident nimmt dort unter anderem an einem Treffen zum Schutz der Regenwälder teil. In Angola geht es vor allem um die Zusammenarbeit im landwirtschaftlichen Bereich, während sich Macron im Kongo der kulturellen Kooperation widmet. In der Demokratischen Republik Kongo findet ein afrikanisch-europäisches Wirtschaftsforum statt, zu dem auch EU-Industriekommissar Thierry Breton anreist.

Bei den politischen Gesprächen auf seiner Reise werde Macron auch die Haltung seiner Gastgeber zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ansprechen, meint Ifri-Experte Vircoulon. „Es geht darum, den Druck zu erhöhen, dass diese Länder nicht neutral bleiben.“

Bei der jüngsten Abstimmung über eine Resolution zum Rückzug Russlands enthielten sich Gabun, Angola und Kongo in der Vollversammlung der Vereinten Nationen. Von den insgesamt 32 Enthaltungen entfielen 15 auf Länder aus Afrika. Zwei afrikanische Staaten votierten sogar an der Seite Russlands gegen den Rückzug: Eritrea und Mali.

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