Istanbul Friede, Freude – Wahlsieg? In der Türkei besteht das Oppositionsbündnis gegen Staatschef Recep Tayyip Erdogan wieder aus sechs Parteien – und CHP-Chef Kemal Kilicdaroglu geht als Spitzenkandidat ins Rennen um das Präsidentenamt.
Meral Aksener, Chefin der rechtsgerichteten Partei Iyi, hatte das Bündnis am Freitag rund zwei Monate vor den Präsidenten- und Parlamentswahlen zunächst platzen lassen. Aksener erklärte, die Allianz vertrete nicht den nationalen Willen. Sowohl Ekrem Imamoglu als auch Mansur Yavas hätten mehr Chancen als Kilicdaroglu. Alle drei Politiker gehören der CHP an.
Akseners Austritt aus dem Bündnis hatte für große Aufregung in der Opposition gesorgt. Sie hatte etwa gesagt, die Wahl zwischen Erdogan und Kilicdaroglu sei eine „zwischen Tod und Malaria“.
Doch am Montag kehrte Aksener überraschend zurück und bot einen Kompromiss an. Danach sollen Imamoglu und Yavas, die Bürgermeister von Istanbul und Ankara, zu Vizepräsidenten ernannt werden, sollte das Bündnis die Wahl am 14. Mai gewinnen. Kilicdaroglu wird daher Spitzenkandidat. Die größte Oppositionspartei, die CHP, akzeptierte den Vorschlag, am Abend gab es die offizielle Bestätigung für die Spitzenpersonalie.
Präsident Recep Tayyip Erdogan steht mit seiner islamisch-konservativen AKP vor der größten Herausforderung seiner zwei Jahrzehnte umfassenden Amtszeit. Umfragen deuten auf ein enges Rennen hin. Er und seine Regierung wurden nach den verheerenden Erdbeben vor gut einem Monat massiv kritisiert. Ihnen wird vor allem unzureichendes und zu langsames Krisenmanagement vorgeworfen.
Erste Umfragen nach der Naturkatastrophe deuteten an, dass Erdogans Popularität gelitten haben könnte. Eine Umfrage sieht seine Partei AKP und den Koalitionspartner MHP bei insgesamt gut 34 Prozent. Eine zweite Umfrage geht von 44 Prozent Zustimmung für Erdogan aus – die Diskrepanz deutet auch darauf hin, dass viele Wählerinnen und Wähler weiterhin noch unentschlossen sind.
Nun lautet die Frage, ob sich die Opposition mit ihrem Schlingerkurs selbst geschadet hat. Der türkische Präsident jedenfalls legte nach dem Stimmungstief infolge des Erdbebens wieder in der Gunst der Menschen zu, indem er einen zügigen Wiederaufbau und großzügige finanzielle Hilfen versprach.
Mit Material von Agenturen
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