Brüssel Die Zeiten, in denen die Weltbank als zentraler Akteur der globalen Wirtschaftspolitik galt, sind lange vorbei. Die Globalisierung befindet sich auf dem Rückzug, und die Weltbank kämpft um ihre Relevanz. Es ist also keine leichte Aufgabe, die Ajay Banga erwartet – wenn in den nächsten Wochen alles glatt geht.
US-Präsident Joe Biden hat den früheren Mastercard-Chef als künftigen Weltbank-Direktor vorgeschlagen, Banga ist bisher der einzige Kandidat. Dennoch will er nichts dem Zufall überlassen, reist um die Welt und wirbt um Unterstützung. Am Dienstag machte der 63-Jährige in Brüssel Station, führte dort am Rande des Treffens der EU-Finanzminister Gespräche. Bangas Botschaft traf bei den Europäern auf Wohlgefallen: Er will den Klimawandel ins Zentrum seiner Arbeit rücken.
Eigentlich ist die Mission der Weltbank klar umrissen. Armutsbekämpfung, lautet sie. Doch Banga argumentiert, dass Fortschritte, die in den vergangenen Jahrzehnten im Kampf gegen die globale Ungleichheit gemacht wurden, durch die Erderwärmung bedroht werden: „Der Klimawandel wirkt sich direkt auf die Entwicklungspolitik aus“, sagte er. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) bezeichnete den Kandidaten als „beachtlichen und bemerkenswerten Vorschlag“, nicht zuletzt, da Banga ein „erfahrener Banker“ sei.
Banga stammt aus Indien, arbeitete in London, Brüssel, New York und Hongkong. Von 2010 bis 2020 führte er den Kreditkarten-Anbieter Mastercard, davor arbeitete er für die US-Bank Citigroup. In seiner Karriere spiegelt sich die Glanzzeit der Globalisierung, die nun aufgrund der geopolitischen Spannungen zwischen den großen Wirtschaftsmächten USA und China vor einer ungewissen Zukunft steht.
Banga will versuchen, die Weltbank aus diesem Konflikt herauszuhalten. Probleme wie der Klimawandel kennen keine Grenzen, so sieht er es. Mit seinem Fokus auf den Klimaschutz bricht Banga mit der Politik seines Vorgängers an der Weltbankspitze: David Malpass zweifelte den Klimawandel an, bei Präsident Biden fiel er daher in Ungnade. Traditionell wählt die US-Regierung den Weltbank-Chef aus, beim Internationalen Währungsfonds (IWF) kommen dafür die Europäer zum Zug.
Dieses Arrangement passt zwar nicht zur wachsenden politischen und wirtschaftlichen Bedeutung der Schwellenländer, dennoch besteht es fort. Bangas indische Wurzeln werden helfen, die Kritik in Afrika, Asien und Lateinamerika an dem Vorgehen zu dämpfen. Die Unterstützung der Regierung in Neu-Delhi hat er sich schon gesichert.
Mehr: Die Weltbank muss mutiger werden – ein Gastkommentar von Mia Amor Mottley und Svenja Schulze.
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