Mar 16, 2023
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Ukraine-Krieg: Polen liefert Kampfflugzeuge an die Ukraine – und erhöht Druck auf Nato-Partner

Written by Ivo Mijnssen


Kampfjet MIG 29

Die Polen geben vier dieser Flugzeuge ab. Die Ukraine hofft aber vor allem auf die moderneren F 16.


(Foto: imago/StockTrek Images)

Wien Polen übergibt der Ukraine als erstes Nato-Land Kampfflugzeuge. Kiew erhalte vier Jets des Typs MiG-29, kündigte Präsident Andrzej Duda am Donnerstag in Warschau während des Staatsbesuchs seines tschechischen Amtskollegen Petr Pavel an. „Wir schicken die MiGs buchstäblich in diesem Moment in die Ukraine“, erklärte Duda. In naher Zukunft stellte er die Lieferung von weiteren Exemplaren in Aussicht. 

Das Staatsoberhaupt machte klar, dass Polen damit seine letzten Flugzeuge aus sowjetischer Produktion abgibt. Sie würden aus dem aktiven Bestand der Luftwaffe genommen und seien voll funktionstüchtig.

Die dadurch entstehende Lücke will das Land mit aus den USA und Südkorea bestellten Jets des Typs F-35 und FA-50 füllen, von denen die ersten im Herbst eintreffen sollen. „Wir werden dann über zusätzliche Luftstreitkräfte in Form von hochmodernen Kampfflugzeugen verfügen“, sagte Duda. 

Dass Polen dem von Russland attackierten Nachbarland Kampfjets liefern will, ist keine Neuigkeit. Warschau warb bereits vor einem Jahr dafür, setzte sich bei den Amerikanern aber nicht durch, die einen solchen Schritt für zu riskant hielten. In den letzten Monaten haben die Widerstände in Washington und der Nato jedoch abgenommen.

Als Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki am Dienstag erstmals konkret eine Überstellung innerhalb von vier bis sechs Wochen ankündigte, unterstützte das Weiße Haus dies explizit. Eigene Lieferungen moderner Kampfjets lehnt der amerikanische Präsident bisher aber ab. Die Ukraine brauche diese „für den Moment“ nicht, erklärte Joe Biden Ende Februar. Was das Land in der Zukunft benötigen möge, wisse er aber nicht, fügte Biden vieldeutig hinzu. 

Die Nato legt mehr Wert auf Munition und Flugabwehrsysteme

Während sich Kiew F-16-Kampfjets wünscht, sehen Washington und die Nato die höchste militärische Priorität im Kriegsland bei der Munition, bei Flugabwehrsystemen und schweren Waffen für eine mögliche Gegenoffensive im Frühling.

>> Lesen Sie hier auch: So hoch sind die Kosten für die Ukraine und den Rest der Welt

In manchen Hauptstädten besteht zudem die Sorge, eine Lieferung berge nicht nur ein inakzeptabel hohes Eskalationsrisiko gegenüber Russland, sondern führe auch zu praktisch unüberwindbaren Hürden bei der Wartung. Verglichen damit haben die MiG-29 den Vorteil, dass die Ukrainer dieses Modell bereits fliegen. Die F-16 etwa könnten die bestehenden Start- und Landebahnen nicht ohne Weiteres nutzen.

Der große Nachteil der MiG-29 besteht jedoch darin, dass sie auf Technik der Achtzigerjahre basieren. Die Navigations- und Kommunikationssysteme der polnischen Maschinen wurden zwar seit dem Nato-Beitritt des Landes erneuert. Dennoch sind sie nicht mit Kampfjets der vierten Generation vergleichbar und somit auch russischen Jets unterlegen. 

Polens Präsident Duda

Bei der Lieferung von Kampfpanzern hat das Vorpreschen der Polen gewirkt. Deutschland machte mit.



(Foto: dpa)

Angesichts dessen, dass die Vernichtung der ukrainischen Luftwaffe ein prioritäres Kriegsziel Moskaus in den ersten Tagen war, ist deren anhaltende Kampffähigkeit bereits eine Überraschung. Klar ist allerdings auch, dass die Verluste hoch sind: So schätzt der höchste Vertreter der Air Force in Europa, dass die Russen seit dem 24. Februar 2022 etwa 60 gegnerische Maschinen abgeschossen haben. Das wäre mehr als die Hälfte des geschätzten ukrainischen Vorkriegsbestands. 

Die Polen sind deshalb zum Schluss gelangt, dass eine Lieferung hohe Priorität genießt, um Russland keinen entscheidenden Vorteil im Luftraum zu gewähren. Die Regierung hat aber auch klargemacht, dass sie die Überstellung als Teil einer internationalen Koalition plant.

Die Allianz mit der Slowakei bröckelt

Warschau hofft offenkundig, mit dem Vorpreschen in der Kampfjet-Frage Druck auf die Verbündeten auszuüben. Die Taktik funktionierte gegenüber Deutschland gut bei der Lieferung von „Patriot“-Systemen und Leopard-2-Kampfpanzern. Die Lage rund um die Kampfjets ist allerdings komplexer. Das zeigt sich am Beispiel der Slowakei.

Die Regierung in Bratislava hatte schon mehrfach verkündet, zehn ausgemusterte MiGs an die Ukraine zu überstellen, zuletzt Anfang März. Dabei blieb aber stets unklar, wie viele davon überhaupt in flugfähigem Zustand sind.

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Den konkreten Beschluss zögerte Bratislava jedoch immer wieder hinaus, unter anderem mit dem Argument, man warte auf eine gemeinsame Entscheidung der Nato. Am Mittwoch äußerte Verteidigungsminister Jaroslaw Nad plötzlich, man habe noch keine Entscheidung getroffen, sondern das Thema lediglich informell diskutiert.

Laut Medienberichten erwartet sich Bratislava eine finanzielle Kompensation von 900 Millionen Dollar seitens der USA und der EU. Außerdem finden im September Neuwahlen statt, in allen Umfragen führt die Opposition. Und die hat die Ablehnung der Waffenhilfe für Kiew zum Kern ihrer Kampagne gemacht.

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