Starkregen, Hochwasser, Hitzewellen und Dürren: Die Klimakrise ist längst in Deutschland angekommen. Denn die Erde erwärmt sich schneller als erwartet. Der bisherige Klimaschutz reicht bei Weitem nicht aus, um den Anstieg auf 1,5 oder zumindest auf weniger als 2 Grad Celsius über den Temperaturen des 19. Jahrhunderts zu begrenzen.
Experten warnen seit Jahrzehnten vor den Risiken. Ihre Grundlage: Die Arbeit des Weltklimarats, auch Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) genannt. Das Gremium der Vereinten Nationen (UN) beauftragt die globale Wissenschaft, etwa alle sechs Jahre sämtliche Kenntnisse zur menschengemachten Klimakrise zu sammeln. Das Handelsblatt beantwortet Ihnen die wichtigsten Fragen zum IPCC.
Was versteht man unter dem IPCC?
Der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) ist auch als Weltklimarat bekannt. Er gehört zur UN und befasst sich mit dem Klimawandel. Er versteht sich nach eigenen Angaben als wissenschaftliches Gremium und zwischenstaatliche Institution. Sein Sitz ist in Genf in der Schweiz.
Wer steckt hinter dem IPCC?
Der IPCC wurde 1988 vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) gegründet. Ziel war es der UN zufolge aufzuklären, welche Gefahren vom Klimawandel ausgehen und wie die Welt darauf reagieren könnte.
Für den IPCC arbeiten Tausende Wissenschaftler aus der ganzen Welt als Autorinnen und Gutachter. Die Forscher werden nach IPCC-Angaben nicht dafür bezahlt. Zudem sind Regierungen von 195 UN-Mitgliedstaaten Teil des IPCC. Zusätzlich sind rund 170 weitere UN-Institutionen und internationale Organisationen als Beobachter zugelassen.
Was macht der IPCC?
Im Auftrag des IPCC fassen Forscherinnen weltweit und regelmäßig in Berichten den aktuellen Kenntnisstand zu den Folgen und Risiken der globalen Erwärmung zusammen. Zudem informiert der IPCC über Gegenstrategien und bewertet die Lage wissenschaftlich.
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Das UN-Gremium will Staatsregierungen auf allen Ebenen Informationen und Handlungswege anbieten, empfiehlt jedoch keine konkreten Lösungen.
Welche Arbeitsgruppen gibt es beim IPCC?
Der IPCC hat nach eigenen Angaben derzeit drei wissenschaftliche Arbeitsgruppen, die Berichte erstellen. Zusätzlich gibt es flexible Teams zu spezifischen Themen.
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Die erste Arbeitsgruppe befasst sich mit den naturwissenschaftlichen Ursachen des Klimawandels. Eine zweite Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit der Verwundbarkeit von sozioökonomischen und natürlichen Systemen gegenüber dem Klimawandel. Die dritte Arbeitsgruppe zeigt politische, wirtschaftliche und technologische Wege zur Minderung des Klimawandels auf.
Was sind IPCC-Berichte?
Der IPCC forscht nicht selbst, sondern trägt die Aussagen Zehntausender Veröffentlichungen in sogenannten Sachstandsberichten, den IPCC Assessment Reports, sowie Sonderberichten zusammen. Den Forschungsstand bewertet das Gremium dann jeweils abschließend.
Der IPCC hat für die Erstellung der Berichte Prüfregeln festgelegt, die sicherstellen sollen, dass die Information zum Klimawandel verlässlich, ausgewogen und umfassend ist. Sie gewährleisten, dass die Berichte gleichzeitig politische Relevanz und wissenschaftliche Unabhängigkeit besitzen.
Wie viele IPCC-Berichte gibt es?
2023 hat der IPCC eine abschließende Zusammenfassung seines sechsten Sachstandsberichts veröffentlicht. Die Berichte erscheinen nach eigenen Angaben im Schnitt alle sechs Jahre, der nächste also voraussichtlich 2029.
Zudem gibt es mehr als zehn Sonderberichte. Die Mitgliedsländer des IPCC sind an der Begutachtung der Berichte beteiligt und müssen der Veröffentlichung zustimmen.
Welche Rolle spielt der IPCC für die Politik?
Die IPCC-Berichte sind international eine wichtige Basis bei den jährlichen Verhandlungen zur Klimarahmenkonvention. Sie gelten weltweit als glaubwürdigste und fundierteste Information über den Forschungsstand zum Klimawandel.
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Wissenschaftliche Gesellschaften und nationale Akademien der Wissenschaften bestätigen IPCC-Erkenntnisse regelmäßig. 2007 erhielt der IPCC den Friedensnobelpreis.
Was ist das 1,5-Grad-Ziel?
Das 1,5-Grad-Ziel soll den weltweiten Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau begrenzen. Fast alle Staaten der Erde haben auf der 21. UN-Klimakonferenz im Jahr 2015 mit dem Übereinkommen von Paris einen Vertrag unterzeichnet, der das Ziel verpflichtend festlegt.
Das 1,5-Grad-Ziel gilt demnach vom Beginn der Industrialisierung bis zum Jahr 2100. Die vorindustrielle Temperatur ist dem IPCC zufolge als Mittelwert der Jahre 1850 bis 1900 definiert.
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Zuletzt warnte der IPCC Anfang 2023, dass fast alle wissenschaftlichen Szenarien zwischen 2030 bis 2035 bereits eine Erderwärmung um 1,5 Grad voraussehen. Die Menschheit müsste den Treibhausgasausstoß noch bis 2030 drastisch reduzieren, andernfalls werde die Marke überschritten. In der Folge würden unumkehrbar Gletscher schmelzen und der Meeresspiegel stark ansteigen.
Erstmals wurde das 1,5-Grad-Ziel laut IPCC im Abkommen von Cancún der 16. UN-Klimakonferenz im Jahr 2010 erwähnt.
Was sind IPCC-Szenarien?
Der IPCC vergleicht für Prognosen der künftigen Klimaentwicklung Szenarien in seinen Berichten. Sie basieren auf aufwendigen Computerberechnung, die das Klimasystem der Erde simulieren.
Die IPCC-Szenarien unterscheiden sich dem Deutschen Klima Konsortium zufolge unter anderem darin, wie viele Treibhausgase die Menschheit in Zukunft noch ausstößt und ab wann Klimaschutz betrieben wird. Sie berechnen dann, wann und ob der Ausstoß beendet werden kann.
Die IPCC-Szenarien berücksichtigen unter anderem das weltweite Bevölkerungswachstum, veränderte Sonnenstrahlung, die ökonomische und soziale Entwicklung, technologische Veränderungen sowie den Ressourcenverbrauch.
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