Berlin Der Verdi-Vorsitzende Frank Werneke hat den geplanten Großstreik am kommenden Montag verteidigt. Der Tag werde für große Teile der Bevölkerung eine Belastung darstellen. Aber das sei besser „mit der Perspektive, zu einem Tarifabschluss zu kommen, als ein wochenlanger Arbeitskampf“, sagte Werneke im Sender Phoenix am Freitag. „Ein Arbeitskampf, der keine Wirkung erzielt, ist ein zahnloser Arbeitskampf“, sagte er.
An diesem Montag soll der Verkehr umfassend lahmgelegt werden. Der beispiellose Warnstreik umfasst den Fern-, Regional- und S-Bahnverkehr auf der Schiene, den kommunalen Nahverkehr, viele deutsche Flughäfen, die Wasserstraßen und Häfen sowie Autobahnen.
Die Bundesregierung hat die beteiligten Tarifparteien zu einer baldigen Verhandlungslösung aufgerufen. Regierungssprecher Steffen Hebestreit wies am Freitag in Berlin darauf hin, dass das Streikrecht ein Grundrecht in Deutschland ist. Grundsätzlich rufe man aber zugleich dazu auf, „dass die Tarifpartner bald zu einer tragfähigen Lösung finden, damit die Auswirkungen eines solchen Streiks nicht zu arg sind für die Bürgerinnen und Bürger in diesem Land“.
Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und Verdi fordern Lohnerhöhungen von mindestens 10,5 Prozent. „Wenn ich all unsere Forderungen zusammen nehme, dann verlangen wir weniger als die tatsächliche Inflation. Hier von einer Lohn-Preis-Spirale zu reden, ist Unfug“, sagte Werneke.
Bei den Gewerkschaftsmitgliedern gebe es eine klare Unterstützung für die Forderungen. Die Arbeitgeber müssten sich in den Tarifverhandlungen bewegen. „Unsere Leute sind es leid, sich in den Tarifverhandlungen mit dem Nasenring durch die Arena führen zu lassen“, sagte der Gewerkschafter.
Die Deutsche Bahn sieht keine Möglichkeit für einen Notfahrplan im Fernverkehr für den kommenden Montag. „Es nützt ja nichts, eine kurze Strecke mit einem Intercity oder einem ICE zu fahren, weil man einen Lokführer hat, und der Zug dann irgendwo stehen bleibt, weil das Stellwerk bestreikt wird“, sagte ein Konzernsprecher am Freitag in Berlin. Es sei besser, die Züge blieben an diesem Tag in den Depots. „Es ist auch nicht möglich für einen solchen Tag einen Ersatzfahrplan aufzustellen, weil eben sehr viele Berufsgruppen zum Streik aufgerufen sind.“
Erste Auswirkungen schon am Sonntagabend
Auch im Regional- und S-Bahnverkehr sei größtenteils mit Zugausfällen zu rechnen. Die Auswirkungen sind dem Bahnsprecher zufolge aufgrund von überlappenden Schichten schon am Sonntagabend zu spüren. „Für unsere Reisenden ist es sicherlich schon ein guter Tipp, an dem ja sehr nachfragestarken Sonntag früher zu fahren, nicht gerade den letzten Zug zu nehmen“, hieß es. „Auch zum Betriebsbeginn am Dienstagmorgen wird es noch Ausfälle geben“, sagte der Sprecher weiter. Auch hier seien überlappende Schichten der Grund.
Die Bahn hat die Zugbindung auch bei Spar- und Supersparpreisen aufgehoben. Generell können alle für diesen Montag und diesen Dienstag gekaufte Fahrkarten für den Fernverkehr bis zum 4. April flexibel genutzt werden, sofern sie bis einschließlich diesen Donnerstag gekauft wurden.
Lufthansa-Passagiere müssen sich wegen Warnstreiks bereits am Sonntag auf erhebliche Ausfälle einstellen. Am Flughafen München finden wegen der Ausstände schon an dem Tag – abgesehen von humanitären Flügen – keine Lufthansa-Flüge statt, wie die Airline am Freitag mitteilte. Hinzu kommt am Montag Deutschlands größter Flughafen Frankfurt. „Lufthansa geht davon aus, dass der Flugbetrieb bereits am Dienstag wieder weitestgehend normal durchgeführt werden kann.“
Auch am Stuttgarter Flughafen wird es am Montag keinen regulären Flugbetrieb geben. Das teilte der Airport am Freitag mit.
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