Mar 26, 2023
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Kundgebung in Texas: „2024 ist unser letzter Kampf“ – Trump schwört Rache an Ermittlern

Written by Annett Meiritz

Washington Er ließ sich mit seinem Privatjet an den Bühnenrand fliegen, während aus Lautsprechern Popsongs über Feuer, Donner und Helden schallten. Parallel malte eine Künstlerin ein gigantisches Porträt von Donald Trump, im „Speed Painting“-Stil, also in Echtzeit.

Einfach alles an diesem Auftritt sagte: Ich bin nicht weg, ich war nie weg, ich werde niemals weg sein. Oder, wie es Trump am Samstag vor Tausenden Fans ausdrückte: „2024 ist die letzte Schlacht. Es wird die größte von allen sein. Ihr bringt mich zurück ins Weiße Haus, und dann sind wir wieder eine freie Nation.“

Der Ex-Präsident hielt in der texanischen Stadt Waco eine Massenkundgebung ab, die aufwändiger inszeniert war als viele andere seiner Rallys. Es war sein erster Auftritt, nachdem Anklage-Vorbereitungen einer Grand Jury in New York gegen Trump bekannt geworden waren. Eine mögliche Verhaftung steht im Raum. In den Ermittlungen geht es um Schweigegeld-Zahlungen aus dem Jahr 2016 an zwei frühere mutmaßliche Geliebte Trumps.

Ein Strafprozess und möglicherweise eine Festnahme könnten immense politische Auswirkungen haben: Trump will auf dem Ticket der Republikaner erneut ins Weiße Haus einziehen, 2024 werden in den USA wieder Präsidentschaftswahlen abgehalten.

Bereits vor einer Woche hatte Trump erklärt, seine Festnahme stehe unmittelbar bevor, bislang kam es jedoch nicht dazu. Laut US-Medien ist eine baldige Anklage gegen Trump allerdings wahrscheinlich. Er wäre damit der erste Ex-Präsident in der Geschichte der USA, der sich strafrechtlich verantworten muss. Der Nachrichtenagentur AP zufolge trifft sich die Grand Jury, die über eine Anklage entscheidet, das nächste Mal am Montag.

„Ich bin euer Krieger“

Trump nutzte die rund zwei Stunden auf einem Rollfeld des lokalen Flughafens für eine Abrechnung an der Justiz, der Politik, dem Wahlsystem, den Medien und allen Menschen, die ihn ablehnen. „Ich bin der unschuldigste Mann in der Geschichte des Landes“, rief Trump in Anspielung auf den drohenden Prozess.

„Sie sind nicht hinter mir her, sie sind hinter euch her“, warnte er seine Anhänger. „Ich stehe dabei nur im Weg“. Einige Minuten später versprach er: „Ich bin euer Krieger, ich bin eure Gerechtigkeit, ich bin eure Vergeltung.“

Mit Wut und Aggression punktete Trump bereits in früheren Wahlkämpfen an der republikanischen Basis. Doch in den vergangenen Tagen hat Trumps aufstachelnde Rhetorik eine neue Intensität erreicht.

Schon am Vorabend der Rally strömten seine Anhänger auf das Flughafen-Gelände in Waco, die Szenen auf dem Flughafengelände erinnerten an die Verehrung eines Kultführers. 15.000 Menschen versammelten sich laut der Trump-Kampagne unter freiem Himmel bei milden Temperaturen.

Der Auftritt zeigte exemplarisch, wie weit sich Trump entfernt hat von politischen Themen, die ihn einst bekannt machten. Zwar wetterte er wie gewohnt gegen China, gegen Flüchtlinge, gegen „Globalisten, Kommunisten, Marxisten, die Fanatiker der offenen Grenze“.

Joe Biden, sei „schlimmer als die fünf schlechtesten Präsidenten zusammen“, sagte Trump. An einer Stelle lobte er die Strafzölle gegen Europa, die er in seiner Amtszeit verhing. „Auch gegen Deutschland, sie zocken uns ab wie der Rest der Welt“.

Kapitol Washington

Anhänger Trumps hatten am 6. Januar 2021 das US-Kapitol gestürmt.


(Foto: Reuters)

Doch fast die Hälfte der Rede widmete Trump seiner von Dutzenden Gerichten widerlegten Behauptung einer gestohlenen Präsidentschaftswahl 2020, sowie den Ermittlungen gegen ihn. „Beschämend, korrupt und verdorben“ seien „die Ungerechtigkeiten, die mir angetan werden“, so Trump.

Immer wieder rief Trump zum Widerstand auf. „Finstere, korrupte Kräfte wollen Amerika vernichten. Aber wir wehren uns, wir wehren uns gemeinsam.“

Eine Kleinstadt mit blutiger Vergangenheit

Im Vorfeld der Rally hatte es Kritik daran gegeben, dass Trump ausgerechnet in Waco Halt machen würde, einer Kleinstadt mit blutiger Geschichte. Kommende Woche jährt sich dort der 30. Jahrestag des „Massakers von Waco“.

1993 hatte sich eine religiöse Sekte einen wochenlangen Kampf mit Einsatzkräften geliefert, der mit einem Großbrand und 86 Toten endete. Extreme Rechte in den USA feiern das Ereignis als erfolgreiches Auflehnen gegen den Staat.

Laut der Trump-Kampagne habe man den Ort deshalb gewählt, weil er gut angebunden sei. Doch der Auftritt sei kein Zufall, warf Mary Trump, eine Nichte von Donald Trump, ihrem Onkel vor. „Er will, dass ein ähnliches Chaos der Gewalt ihn vor der Justiz rettet“, twitterte sie. 2020 hatte Mary Trump dem damaligen Präsidenten in einem Bestseller-Buch eine Persönlichkeitsstörung attestiert.

Trump hat in der Vergangenheit mehrfach zur Gewalt aufgerufen. So trug er mit Tweets, einer Massenkundgebung in Washington und Vorwürfen einer manipulierten Präsidentschaftswahl erheblich dazu bei, dass Tausende Anhänger am 6. Januar 2021 das Kapitol stürmten.

Trump landet Nummer-Eins-Hit

Auch jetzt scheint Trump entschlossen, die drohende Anklage in ein Spektakel umzumünzen. Als vergangene Woche gefälschte Fotos seiner angeblichen Verhaftung das Internet fluteten – erstellt von Künstlicher-Intelligenz-Software – teilte der Ex-Präsident eines der Bilder.

Parallel stürmte der Trump-Song „Justice for all“ die Download-Charts in den USA. Trump spricht in der Aufnahme den Treueschwur, begleitet von einem Chor aus Gefangenen, die im Zusammenhang mit dem Sturm aufs Kapitol festgenommen wurden.

Ron DeSantis

Der Gouverneur von Florida wird als chancenreichster Konkurrent Trumps gehandelt.

(Foto: AP)

Mehrfach rief er seine Fans zum Protest gegen die Ermittlungen auf. Das Verfahren in Manhattan verglich er mit Methoden aus dem Dritten Reich. „Das ist kein Rechtssystem, das ist die Gestapo“. Aus Furcht vor Ausschreitungen haben Polizisten das Gerichtsgebäude in Manhattan und den US-Kongress abgeriegelt.

Experten sehen in Trumps Verhalten eine gefährliche Taktik. „Eine Anklage wird die Hingabe und die Wut seiner Anhänger verstärken“, sagt der politische Stratege Mac Stipanovich aus dem US-Bundesstaat Florida, wo Trump seinen Wohnsitz hat. „Und vielleicht reicht das sogar, um ihm erneut die Nominierung der Republikaner zu sichern.“

Dennoch, so Stipanovich, werde eine Anklage Trump „auf lange Sicht schaden, ob er nun verurteilt wird oder nicht“. Die US-Verfassung sehe keine Hürden für Straffällige vor, erklärt der Experte. Selbst im Fall eines Schuldspruchs dürfte Trump seine Kandidatur und eine Präsidentschaft ausüben.

„Aber die meisten Republikaner wollen Trump endlich loswerden. Denn mit ihm kann man nicht gewinnen, er ist ein ausgewiesener Wahlverlierer. Stellen die Republikaner erneut Trump auf, wäre das ein politisches Selbstmordkommando.“

>> Lesen Sie hier: Anklage, Festnahme, Kandidatur: Die wichtigsten Antworten zum Verfahren gegen Donald Trump

Führende Republikaner wollen die Partei von Trump lösen. Bislang haben die frühere UN-Botschafterin Nikki Haley und der Biotech-Unternehmer Vivek Ramaswamy ihre Bewerbung für die Präsidentschaftswahlen offiziell gemacht.

Als chancenreichster Konkurrent von Trump gilt derzeit Ron DeSantis, Gouverneur von Florida, der als einziger Politiker in Umfragen nah an den Ex-Präsidenten herankommt. Er könnte im Mai oder Juni seine Kandidatur verkünden.

Gegen Trump laufen noch andere Ermittlungen. Das US-Justizministerium untersucht mögliche Verstöße gegen das Spionagegesetz und Trumps Verantwortung für den Sturm auf das Kapitol.

Eine Grand Jury im US-Bundesstaat Georgia verfolgt ein separates Strafverfahren: hier geht es um die Frage, ob Trump 2020 illegal in den Wahlprozess eingriff, als er am Telefon dazu aufrief, Tausende Stimmzettel für Biden zu vernichten. Außerdem gibt es zivilrechtliche Ermittlungen rund um einen Vergewaltigungsvorwurf aus den 1990er Jahren.

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