Mar 28, 2023
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Länder-Ranking: Marktwirtschaft schlägt Autokratie – Deutschland krisenfester als andere Wirtschaftsnationen

Written by Jana-Sophie Brüntjen


Bundeskanzler Olaf Scholz

In der Bundesrepublik herrscht einer Studie nach „ein ausgeprägtes Klima des Vertrauens“ in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft.


(Foto: Reuters)

Düsseldorf, Berlin Im Wettstreit der Systeme erweisen sich Demokratien gegenüber Autokratien als deutlich krisenfester. Insbesondere Soziale Marktwirtschaften wie die deutsche können besser mit Wirtschaftsschocks umgehen als Staaten wie China oder Russland.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des arbeitgebernahen Roman Herzog Instituts im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), die dem Handelsblatt vorliegt.

Die Studienautoren um Ökonom Michael Hüther, Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft, vergleichen in ihrer Untersuchung die Krisen-Widerstandsfähigkeit Deutschlands mit derer anderer Staaten. Dafür hat das Autorenteam verschiedene Studien zusammengetragen und diese zu einem Gesamtbild zusammengefügt.

Demnach liegt Deutschland in einem Gesamtranking zur Krisen-Widerstandsfähigkeit unter 24 Staaten auf Platz sechs. Norwegen kann der Studie zufolge am flexibelsten auf Krisen wie eine Pandemie reagieren, gefolgt von Finnland, Schweden, der Schweiz und Dänemark. Ganz am hinteren Ende des Rankings rangieren China und Russland auf den Plätzen 23 und 24.

Auffällig dabei: Das Abschneiden in Einzelrankings wie dem sozialen Zusammenhalt oder dem Vertrauen in staatliche Institutionen fällt fast immer gleich aus wie das Gesamtranking. Skandinavische Länder mit ihren stark ausgebauten Sozialstaaten liegen vor kontinentalen Marktwirtschaften wie Deutschland oder Frankreich, dahinter rangieren angelsächsische Staaten wie Großbritannien oder die USA. Im Anschluss kommen die südeuropäischen Länder, gefolgt von den postsozialistischen Staaten wie Ungarn, die jedoch aufholen, und autokratischen Regimen.

Deutschland dank geringer Verschuldung in Krisen handlungsfähig

„Resilienz“ von Staaten ist nach den vielen Krisen der vergangenen Jahre zu einem zentralen Untersuchungsgegenstand der Wirtschaftswissenschaft geworden.

In Analysen, welches Wirtschaftssystem das flexiblere ist, wird zwischen Resilienz und Robustheit unterschieden. So sind autoritäre Regime durchaus robust: Sie können Kritik unterdrücken und bleiben dadurch stabil. Eine gestürzte Diktatur schafft allerdings nur selten ein Comeback. „Demokratien sind dagegen resilient. Sie sind zwar volatil, können aber Kritik integrieren und Schocks intern verarbeiten“, sagt Randolf Rodenstock, Vorstandsvorsitzender des Roman Herzog Instituts.

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So ist Deutschland etwa unter anderem dank seiner geringen Verschuldung in Krisen sehr handlungsfähig. Offenkundig wurde das während der Pandemie und kurz nach Ausbruch des Ukrainekriegs, als Deutschland so große Rettungspakete auflegte, dass dies im Ausland sogar für Kritik sorgte.

Auch beim Thema Nachhaltigkeit kann Deutschland laut Studie punkten. So liege die Bundesrepublik beim Ausbau erneuerbarer Energien weltweit in der Spitzengruppe und habe es geschafft, seit 1990 das Wirtschaftswachstum vom CO2-Ausstoß abzukoppeln. Von den großen Industrienationen erreiche Deutschland zudem die meisten Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen.

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Ebenso ginge es in Deutschland vergleichsweise gerecht zu. „Entgegen landläufiger Meinung“ sei die Einkommensungleichheit zuletzt nicht gewachsen, im Gegenteil habe sich die Chancengerechtigkeit zuletzt verbessert, schreiben die Studienautoren.

Bundesrepublik ist „Hochbeschäftigungsland“

Zudem hätten in Deutschland besonders viele Bürger eine gute Arbeit. „Aus dem Hochlohnland ist zugleich ein Hochbeschäftigungsland geworden“, heißt es in der Studie. Auch deshalb herrsche in Deutschland wie in den skandinavischen Ländern sowohl vor als auch nach der Coronakrise „ein ausgeprägtes Klima des Vertrauens“ in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft. Und dieses Vertrauen sei zentral, damit Staaten flexibel auf Krisen reagieren könnten. „Die deutsche Gesellschaft und Wirtschaft erweist sich auch für zukünftige Krisen gut gerüstet“, konstatiert Rodenstock.

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Allerdings mahnt die Studie auch etliche Verbesserungen an. So sei Deutschlands wirtschaftliche Dynamik zuletzt schwach gewesen. „Reformbedarf sehen wir etwa bei der Anpassung der Rentenformel an die veränderte Demografie und beim technologieoffenen Ausbau der erneuerbaren Energien“, sagt Rodenstock. Die schnelle Realisierung von LNG-Terminals zeige, „wie wichtig Entbürokratisierung für schnelle Problemlösungen und damit langfristig auch für die Resilienz eines Staates ist“.

LNG-Terminal Wilhelmshaven

Deutschland hat seine LNG-Infrastruktur seit Beginn des Ukrainekrieges deutlich ausgebaut.


(Foto: dpa)

Um widerstandsfähiger zu werden, braucht es neben einer Entbürokratisierung nach Einschätzung der Studienautoren auch eine „Investitionsagenda“, um den Umbau in eine sozial-ökologische Marktwirtschaft zu schaffen, schreiben die Autoren.

Vor allem mit ihrem Finanzierungsvorschlag lassen die Autoren um Hüther dabei aufhorchen: So müsse eine Investitionsagenda auch über „öffentliche Kredite“ finanziert werden, damit nicht eine Generation über Gebühr belastet werde. „Wenn eine Generation viel leisten muss, dann wird dies nicht aus dem Steuerhaushalt allein möglich sein.“

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Politik

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