Mar 28, 2023
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Studie: Wie Peking mit massiven Rettungskrediten die internationale Finanzarchitektur verändert

Written by Dana Heide


Chinesische Zentralbank (PBOC) in Peking

Mittlerweile sind 60 Prozent aller chinesischen Auslandskredite von einem Zahlungsausfall bedroht.


(Foto: Reuters)

Berlin Die Zahlen sind gewaltig: China hat seit dem Jahr 2010 Rettungskredite von insgesamt 240 Milliarden US-Dollar an mehr als 20 Länder vergeben, die ihre Schulden bei der Volksrepublik nicht mehr fristgerecht bedienen konnten, darunter die Türkei und Argentinien. Das entspreche mehr als 20 Prozent der gesamten Kredite, die der Internationale Währungsfonds in den letzten zehn Jahren verteilt habe, heißt es in einer Studie, die das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) am Dienstag veröffentlicht und dem Handelsblatt vorab vorlag.

Und die Beträge wachsen schnell, so die Autoren. Der Grund: Wie die Analyse zeigt, sind mittlerweile 60 Prozent aller chinesischen Auslandskredite von einem Zahlungsausfall bedroht – darunter jene, die Peking im Rahmen seiner Seidenstraßeninitiative vergeben hat. 2010 lag dieser Anteil noch bei fünf Prozent. An der Studie waren neben dem IfW Kiel auch Forscherinnen und Forscher von Aiddata, eine Analyseorganisation angesiedelt an der Universität William and Mary, der Harvard Kennedy School und der Weltbank beteiligt.

Die Seidenstraße, auch Belt-and-Road-Initiative genannt, ist ein riesiges, weltumspannendes Prestigeprojekt, das Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping im Jahr 2013 persönlich ins Leben gerufen hat. Mit dem Plan will Peking mehr Einfluss außerhalb Chinas gewinnen. In den vergangenen Jahren ist die Initiative zunehmend in Verruf geraten, auch innerhalb der Volksrepublik.

Nach einem mehr als zehnjährigen Boom bei Krediten und Investitionen im Ausland sei Chinas Belt-and-Road-Initiative unter Druck geraten, heißt es in der IfW-Studie. Viele Staaten haben sich mit der Schuldenaufnahme bei China überhoben und können ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Wie der Seidenstraßen-Tracker des amerikanischen Thinktanks Council on Foreign Relations zeigt, sind Länder wie Kambodscha, Äthiopien und Laos inzwischen mit mehr als 15 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts bei China verschuldet.

China versucht mit den Rettungskrediten, seine eigenen Finanzinstitutionen vor dem Zahlungsausfall der Gläubiger zu schützen. Die Volksrepublik verändert mit der massiven Vergabe von Notkrediten die internationale Finanzarchitektur, zeigt die Studie.

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„Die Dominanz der internationalen Finanzinstitutionen wie des Internationalen Währungsfonds geht weiter zurück, denn China ist zu einem weiteren wichtigen Geber von Rettungskrediten geworden“, erklärt Christoph Trebesch, Leiter des Forschungszentrums Internationale Finanzmärkte und Makroökonomie am IfW Kiel und einer der Autoren der Studie.

Zinsen sind deutlich höher als bei internationalen Institutionen

Das Problem: „Die Vergabe und die Konditionen für diese Kredite sind sehr intransparent.“ Denn ein Großteil (170 Milliarden US-Dollar) werde über Zentralbankkredite vergeben, die für internationale Organisationen und Ratingagenturen besonders herausfordernd nachzuvollziehen sind.

Brad Parks von Aiddata, einer der Mitautoren der Studie, kritisiert: „Peking hat ein neues globales System für grenzüberschreitende Rettungsdarlehen geschaffen, aber auf undurchsichtige und unkoordinierte Weise.“

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Die Zinsen für die chinesischen Rettungskredite sind laut der IfW-Analyse zudem deutlich höher als bei internationalen Institutionen. Für ein typisches Rettungsdarlehen chinesischer Banken würden Zinssätze von fünf Prozent verlangt, schreiben die Autoren. Diese Zinssätze lägen damit erheblich über dem durchschnittlichen Zinssatz des Internationalen Währungsfonds, der in den letzten zehn Jahren bei etwa zwei Prozent für nicht zinsvergünstigte Darlehen lag. Andere multilaterale Organisationen, darunter die Weltbank, böten sogar noch niedrigere Zinssätze für Budgethilfe an.

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