Washington Die Weltbank gibt einen pessimistischen Ausblick auf die globale Wirtschaft. Fast alle Trends, die Fortschritt und Wohlstand vorantreiben, verlieren an Kraft, heißt es in einem neuen Report. „Der Weltwirtschaft steht ein verlorenes Jahrzehnt bevor“, sagte am Montag Indermit Gill, Chefökonom der Weltbank. Das durchschnittliche globale Wachstum könnte bis 2030 um etwa ein Drittel schrumpfen, verglichen mit den Jahren 2000 bis 2010.
Die Weltbank geht von einer gedrosselten Wachstumsrate von 2,2 Prozent bis Ende des laufenden Jahrzehnts aus. Entwicklungsländer, die in den frühen 2000er-Jahren noch sechs Prozent Wachstum verzeichneten, müssten in den kommenden Jahren mit Steigerungsraten um die vier Prozent rechnen.
Dafür verantwortlich seien die Folgen der Coronapandemie, die Lieferkettenprobleme und die Energiekrise im Zuge des Ukrainekriegs, aber auch die jüngsten Instabilitäten im Bankensystem. Im Fall einer Finanzkrise oder Rezession dürfte sich das Wachstum „viel stärker abschwächen“, warnte die Washingtoner Institution, die auf Entwicklungshilfe spezialisiert ist.
„China, die USA und Europa haben in unterschiedlichen Ausprägungen Rückschläge hinnehmen müssen“, erklärte Ayhan Kose, Chef für nachhaltiges Wachstum bei der Weltbank. „Das beeinflusst alles, den Handel oder private Investitionen.“
In Europa sei der Ukrainekrieg der „größte Unsicherheitsfaktor“, so Kose, und den USA mache zunehmend der Arbeitskräftemangel zu schaffen. Aber auch Langfrist-Faktoren wie alternde Gesellschaften und die niedrige Erwerbsbeteiligung von Frauen seien nicht zu unterschätzen.
China ist ein Wachstumsmotor – für den Moment
Erst am Sonntag hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) vor neuen Unsicherheiten gewarnt. „Die Risiken für die Finanzstabilität haben zugenommen“, sagte IWF-Direktorin Kristalina Georgieva bei einem Auftritt in Peking.
Georgieva lobte die „schnelle Reaktion“ der Politik und der Zentralbanken, um Banken in Not zu retten. Laut dem IWF soll die Weltwirtschaft in diesem Jahr um knapp drei Prozent wachsen, ein leichter Rückgang im Vergleich zu 2022. Motor des weltweiten Wachstums sei China, dessen Wirtschaft sich gerade rasant erhole. Das Bruttoinlandsprodukt Chinas soll in diesem Jahr um mehr als fünf Prozent steigen.
Weltbank-Ökonom Gill gab zu bedenken, dass dieser Aufschwung nicht von Dauer sein könnte. „Die Frage ist, womit ersetzen wir Chinas Beitrag zum Wachstum?“, sagte er. „Das kann nicht ein Land schaffen, es müssen mehrere Länder zusammen sein.“
Die Weltbank empfiehlt mehrere Maßnahmen: Eindämmung der Inflation, Stabilisierung des Finanzsektors, Schuldenabbau, niedrigere Handelskosten und Investitionen in Nachhaltigkeit. Die Weltbank warnt, andernfalls sei die internationale Gemeinschaft für „Jahrhundertherausforderungen“ wie Armut und Klimawandel nicht ausreichend gewappnet.
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