Rotterdam Die ukrainischen Streitkräfte haben aus Deutschland 18 moderne Kampfpanzer Leopard 2A6 für die Abwehr des russischen Angriffs auf ihr Land erhalten. Das bestätigte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Montag in Rotterdam bei einer Pressekonferenz mit dem niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte. „Wir haben geliefert wie angekündigt“, sagte Scholz.
„Ich bin mir sicher, dass sie an der Front Entscheidendes leisten können“, teilte Verteidigungsminister Boris Pistorius mit. Gemeinsam mit Schweden und Portugal habe man einen Gefechtsverband zugesagt und dafür vier Panzer mehr geliefert als ursprünglich geplant. „In einem nächsten Schritt werden Leopard 1 A5 geliefert“, fügte er hinzu. Diese werden aktuell noch bei der deutschen Industrie instand gesetzt.
Mitte März hatten die Besatzungen der Panzer ihre Ausbildung auf dem Leopard mit einem Gefechtsschießen abgeschlossen. Über den Transport der Panzer hatten Regierungsstellen wie bei anderen Waffensystemen aus Gründen der Geheimhaltung und Sicherheit nichts öffentlich mitgeteilt. Zuerst hatte das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ über die Ankunft der Panzer berichtet.
Die Bundesregierung hatte am 25. Januar nach längerem innenpolitischen Ringen das Ziel ausgegeben, „rasch zwei Panzer-Bataillone mit Leopard-2-Panzern für die Ukraine zusammenzustellen“. Diese sind in der Ukraine üblicherweise mit jeweils 31 Panzern ausgestattet.
Beteiligt an der Initiative sind vor allem Polen sowie Norwegen, Kanada und Spanien. Polen hat der Ukraine im Februar die ersten vier westlichen Kampfpanzer des älteren Typs Leopard 2A4 geliefert. Deutschland stellt der Ukraine die 18 Leopard 2A6, Portugal weitere 3 der Waffensysteme.
Leopard 2 ist russischen Panzern deutlich überlegen
Experten gehen fest davon aus, dass der Leopard 2 im Gefecht gegen russische Panzertruppen deutlich überlegen ist. Ein Grund ist, dass er eine stabilisierte Waffenanlage hat und damit auch aus laufender Fahrt heraus schießen kann, der von den russischen Streitkräften vielfach eingesetzte T-72 für den Schuss aber stehen muss.
Zum Abschluss ihrer Ausbildung hatten die ukrainischen Besatzungen auf dem niedersächsischen Truppenübungsplatz Bergen Angriff und Rückzug von einem Feind geübt. Ausbildungsziel war es, „dass diese Kräfte dazu befähigt sind, völlig selbstständig mit diesem sehr modernen, eigentlich dem modernsten Kampfpanzer, den wir zu bieten haben, kämpfen zu können“, hatte Brigadegeneral Björn Schulz, Kommandeur der Panzertruppenschule der Bundeswehr, dort erklärt.
Zwischen 82 und 85 Prozent der Zieldarstellungen wurde bei den Übungen zerstört. Die deutschen Ausbilder bewerteten das als sehr gut.
„Die Ukrainer stehen vor der gefährlichsten Phase des Krieges“, hatte der nach Bergen angereiste französische Vizeadmiral Hervé Bléjean, Generaldirektor der EU-Trainingsmission, erklärt. „Wenn sie bessere Panzer wie den Leopard einsetzen können, werden sie durchbrechen können und Richtung Gegenangriff gehen.“
Militärexperten haben wiederholt auf die zentrale Rolle verwiesen, die Kampfpanzer und das Zusammenwirken mit Schützenpanzern bei der Rückeroberung von besetzten Gebieten haben. Vier Soldaten sind die Besatzung im Leopard 2, aus dem sie nur „aufgesessen“ den Kampf führen, also aus dem Fahrzeug heraus: der Kraftfahrer, ein Richtschütze, ein Ladeschütze und der Kommandant. Mit überlegener Feuerkraft und seiner Feuerleitanlage ist der Leopard in der unmittelbaren Konfrontation mit dem Gegner auf Sicht „duellfähig“.
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