Mar 29, 2023
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Natürlicher Klimaschutz: „Weckruf für die Wirtschaft“: Bundesregierung will vier Milliarden Euro in die Ökosysteme investieren

Written by Silke Kersting

Berlin Mit 69 Maßnahmen in zehn Handlungsfeldern will die Bundesregierung den Zustand der Ökosysteme in Deutschland verbessern und so ihre Widerstandskraft gegen die Klimakrise stärken. Am Mittag hat das Bundeskabinett das von Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) vorgelegte Aktionsprogramm „Natürlicher Klimaschutz“ verabschiedet.

Damit will die Bundesregierung der ökologischen Doppelkrise aus Erderwärmung und Artensterben entgegenwirken und dazu beitragen, dass das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 erreicht wird. Natürlicher Klimaschutz richtet den Fokus auf den Schutz der Natur und hilft dabei, die Auswirkungen der Klimakrise abzumildern. Bis 2026 stellt die Bundesregierung dafür vier Milliarden Euro bereit.

Intakte Ökosysteme sind natürliche Klimaschützer. Wälder, Auen, Böden, Moore, Gewässer und Grünflächen binden Kohlendioxid aus der Atmosphäre und speichern es langfristig. Sie sind zudem Lebensraum für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten und wirken auf diese Weise als Puffer gegen die Folgen des Klimawandels, indem sie beispielsweise Wasser in der Landschaft halten und für Dürrezeiten speichern und bei Hitze für Abkühlung sorgen.

Bundesumweltministerin Lemke sagte: „Tagtäglich erbringt die Natur für uns so viele lebenswichtige Dienstleistungen. Allerdings nur, solange Ökosysteme intakt sind.“

Das Programm sieht unter anderem die Wiedervernässung von Mooren vor, um dort den Wasserstand wieder zu heben, ebenso der Umbau von anfälligen Nadelholzwäldern zu Mischwäldern. Zu den ersten Maßnahmen gehört der Aufbau eines Kompetenzzentrums, wo beispielsweise Landbesitzer Informationen über Fördermöglichkeiten in ihrer Region erhalten können.

Konflikt zwischen Flächenschutz und Flächenbedarf

Lemke hatte die Grundzüge des Programms bereits im August des vergangenen Jahres skizziert. Sie hat die Zeit seitdem genutzt, um Verbände sowie Bürger in die Diskussion einzubeziehen und für Einigkeit in der Koalition zu sorgen. Das war ihr zuletzt bereits bei der Nationalen Wasserstrategie gelungen. Beide Projekte sind im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP verankert.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke

Mit dem neuen Aktionsprogramm und der Nationalen Wasserstrategie hat Lemke bereits zwei Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag umgesetzt.


(Foto: dpa)

Skepsis gegenüber dem Aktionsprogramm gibt es zuhauf. So warnte etwa der Deutsche Bauernverband, dass Naturschutzmaßnahmen landwirtschaftliche Produktionsflächen kosten und zur klimaschädlichen Verlagerung der Produktion führen könnten. „Das Aktionsprogramm darf auf gar keinen Fall zu einem Stilllegungsprogramm für landwirtschaftliche Flächen werden“, sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied. Er forderte ökonomische Anreize für freiwillige Klimaschutzmaßnahmen auch weit über das Jahr 2030 hinaus, etwa bei der Wiedervernässung von Mooren.

>> Lesen Sie hier: Wälder, Moore, Gewässer: Umweltministerin Lemke stellt Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz vor

Die Union hatte zuvor bereits auf einen Zielkonflikt zwischen immer mehr Flächenschutz einerseits und Flächenbedarf zur Nahrungsmittelproduktion andererseits hingewiesen. Die umweltpolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion, Anja Weisgerber, warnte davor, dass wegen stillgelegter Flächen künftig mehr Nahrungsmittel importiert werden müssten.

Biodiversität: Erst langsam ein Thema für die Wirtschaft

In der Wirtschaft kommt das Thema natürlicher Klimaschutz erst langsam an. „Die Wirtschaft muss sich stärker mit dem Thema Biodiversität beschäftigen“, sagte Tobias Raffel, Direktor des Future Institute an der internationalen Wirtschaftsuniversität ESMT Berlin. Bislang, so Raffel, hätten sich erst fünf Prozent der 500 weltweit größten Unternehmen Biodiversitätsziele gesetzt, verglichen mit 83 Prozent beim Thema Klima.

>> Lesen Sie hier: Start der Weltnaturschutzkonferenz in Montreal: Darum geht es

Der Wirtschaftswissenschaftler erinnerte daran, dass die Hälfte des globalen Bruttoinlandsprodukts von den Leistungen der Natur abhänge. Er warnte davor, das Thema als bloßes Anhängsel einer Klimaschutzstrategie zu begreifen. „Es braucht eine eigene Biodiversitätsstrategie“, sagte er dem Handelsblatt.

Die Biodiversitätskonferenz im Dezember in Montreal in Kanada ist laut Raffel für viele Unternehmen ein „Weckruf“ gewesen. Eine steigende Zahl von Unternehmen würde sich seitdem ernsthaft mit dem Thema beschäftigen, sagte Raffel. „Wer jetzt vorangeht, ist nicht nur besser auf die bevorstehende Regulierung vorbereitet, sondern kann auch Wettbewerbsvorteile erzielen.“

Mehr: Umwelt- und Klimaschutz helfen auch gegen Pandemien



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