Berlin Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) warnt vor einer zu starken Abhängigkeit deutscher Unternehmen von China. „2022 investierten deutsche Firmen 11,5 Milliarden Euro in China und damit mehr als je zuvor“, teilten die Kölner Forscherinnen und Forscher am Mittwoch mit.
Auch im Jahr davor waren die Direktinvestitionen nach Daten der Bundesbank höher als bislang bekannt: 2021 gingen rund zehn Milliarden Euro nach China, 2020 waren es nur 2,1 Milliarden. „China rollt deutschen Unternehmern nach dem starken Corona-Einbruch also den roten Teppich aus – und die Werbung funktioniert“, erklärte das IW.
„Die chinesische Regierung versucht so, die wirtschaftlichen Schäden ihrer Zero-Covid-Strategie und der brutalen Lockdowns zu beheben.“ Zu attraktiv seien für deutsche Top-Managerinnen und -Manager die Wachstumsaussichten auf dem chinesischen Absatzmarkt. Der Trend sei alarmierend, warnte das IW. Die deutsche Abhängigkeit von China sei zuletzt stark gewachsen, auch beim Handel.
So kletterte das Handelsbilanzdefizit 2022 gegenüber 2019 auf rund das Sechsfache. Um 84 Milliarden Euro überstieg die Summe der stark wachsenden Importe aus China die Summe der kaum mehr zunehmenden deutschen Ausfuhren. „Die Wirtschaftsbeziehungen drohen immer einseitiger zu werden.“
Diese Entwicklung mache Sorgen, sagte IW-Außenhandelsexperte Jürgen Matthes. „Die Unternehmen sollten sich vom roten Teppich und von blumigen Versprechen nicht täuschen lassen.“ China drohe auf mittlere Sicht offen mit einer militärischen Annexion Taiwans. „Sollte es zeitnah zu einem Krieg kommen, steht die deutsche Wirtschaft vor einer Krise enormen Ausmaßes.“
IW-Forscher: Wenn die Unternehmen nicht reagieren, muss der Staat handeln
Es sei daher höchste Zeit, kritische Abhängigkeiten zu reduzieren, wie es viele Firmen auch schon angekündigt hätten. „Wenn sich dies aber nicht bald in der Statistik zeigt, muss die Politik handeln.“
China war 2022 zum siebten Mal in Folge Deutschlands wichtigster Handelspartner, wenn Aus- und Einfuhren addiert werden. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Ukrainekriegs und der Sanktionen gegen Russland will die Bundesregierung die Abhängigkeit der Wirtschaft von China nach eigenen Angaben reduzieren.
Trotz Skepsis der Politik und Problemen bei Lieferketten wollen viele deutsche Firmen dem China-Geschäft aber her nicht den Rücken kehren. „Für die meisten Unternehmen ist ein Rückzug aus dem chinesischen Markt derzeit kein Thema“, hieß es jüngst in einer Studie des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME). Alternative Lieferantenstrukturen zum bestehenden Geschäft in China aufzubauen, sei komplex und ressourcenintensiv.
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