Berlin Die deutsche Industrie hat ihre Produktion im März angesichts einer besseren Verfügbarkeit von Rohmaterialien und Komponenten den zweiten Monat in Folge hochgefahren. Zugleich verkürzten sich die Lieferzeiten so stark wie noch nie seit Beginn der Erhebung 1996, wie das Analysehaus S&P Global am Montag zu seiner monatlichen Umfrage unter Hunderten Unternehmen mitteilte. Dies zeige, dass sich die wegen der Corona-Pandemie aufgebauten „beispiellosen Störungen in den Lieferketten zusehends auflösen“.
„Ein weiterer positiver Aspekt waren die fallenden Kosten“, sagte S&P-Gobal-Experte Phil Smith. Die Einkaufspreise der Unternehmen fielen nicht nur den zweiten Monat in Folge, sondern auch so stark wie seit fast drei Jahren nicht mehr. Den befragten Managern zufolge lag dies vor allem an den sinkenden Rohstoff-, Transport- und Energiepreisen. „Es gibt deutliche Anzeichen dafür, dass sich die Inflation im Verarbeitenden Gewerbe abschwächt“, sagte Smith dazu.
Auch die Verkaufspreise der Industriebetriebe gaben nach: Deren Inflationsrate fiel auf den tiefsten Stand seit gut zwei Jahren. Für Smith ist das ein Zeichen dafür, „dass immer mehr Unternehmen ihre Preismacht einbüßen“. Am stärksten betroffen seien hiervon Hersteller von Vorleistungsgütern, da diese die schleppende Nachfrage nach Rohmaterialien besonders spüren.
Der an den Finanzmärkten stark beachtete Einkaufsmanagerindex sank zwar im März um 1,6 auf 44,7 Punkte und erreichte damit den schlechtesten Wert seit Mai 2020. Allerdings geht dies vor allem auf einen verzerrenden Effekt durch die stark verkürzten Lieferzeiten zurück, wie Ökonom Smith betonte. Auch die erneut stark sinkenden Neuaufträge hatte ihren Anteil daran, dass das Barometer erneut unter der Schwelle von 50 Punkten blieb, ab der es ein Wachstum für die deutsche Industrie signalisiert.
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