Apr 4, 2023
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Konjunktur: Asiens Schwellenländer behaupten sich gegen globalen Abwärtstrend

Written by Mathias Peer

Bangkok Weltweit verlangsamt sich das Wirtschaftswachstum, nur in Asien zeigt der Trend in die andere Richtung: Die Schwellenländer des Kontinents können in diesem Jahr trotz Problemen im Exportgeschäft mit einer höheren Wachstumsrate rechnen als 2022. Das geht aus der Konjunkturprognose „Asian Development Outlook“ hervor, die die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) an diesem Dienstag veröffentlichen will.

Demnach erwarten die Volkswirte der Bank für dieses Jahr eine Zunahme der Wirtschaftsleistung um 4,8 Prozent in der Region – verglichen mit einem Plus von 4,2 Prozent im Vorjahr.

Damit unterscheidet sich Asiens wirtschaftliche Entwicklung immer stärker vom Rest der Welt: Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hatte im März prognostiziert, dass die globale Wachstumsrate in diesem Jahr auf 2,6 Prozent fällt – 0,6 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr.

Besonders groß wird der Abstand zwischen Asiens Schwellenländern und der Euro-Zone, wo die Wachstumsrate nach Daten des Internationalen Währungsfonds von 3,5 auf 0,7 Prozent fallen dürfte.

Dass Asiens Aufschwung trotz der globalen Probleme wohl weiter anhalten wird, hat der Kontinent besonders zwei Ländern zu verdanken: China und Indien. Das Ende der Null-Covid-Politik in Asiens größter Volkswirtschaft ist der Hauptgrund für den Optimismus: „Wir erwarten, dass die Wiedereröffnung Chinas das Wachstum und die regionalen Aussichten verbessern wird“, sagt ADB-Chefvolkswirt Albert Park. Er rechnet damit, dass Chinas Wachstumsrate von drei Prozent im Vorjahr auf fünf Prozent im laufenden Jahr steigen wird. Das entspricht auch dem Ziel der Regierung in Peking.

Chinesische Touristen machen Thailand Hoffnung

Die positive Entwicklung der Volksrepublik schwappt auf mehrere kleinere Volkswirtschaften über: In Ländern wie Kambodscha, den Malediven und Thailand stellten Chinesen vor Beginn der Coronakrise die meisten Urlauber. Die Staaten können mit Chinas Öffnung auf eine Rückkehr der früheren Tourismuseinnahmen hoffen.

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In Thailand, dem mit Abstand beliebtesten Reiseziel der Region, rechnen die ADB-Volkswirte unter anderem deshalb mit einem Anstieg des Wirtschaftswachstums von 2,6 Prozent auf 3,3 Prozent – obwohl sich das Exportgeschäft den Prognosen zufolge in ganz Südostasien angesichts der schwachen Nachfrage in den Industrieländern verlangsamen dürfte.

Ein wichtiger Wachstumstreiber für den Kontinent bleibt auch Indien. Das Land wird der Prognose zufolge unter den größeren Volkswirtschaften der Region in diesem Jahr am stärksten wachsen: Mit einem Plus von 6,4 Prozent dürfte die Wachstumsrate laut ADB in diesem Jahr nur geringfügig niedriger ausfallen als im Vorjahr. Verantwortlich dafür ist laut den Volkswirten der Bank die „gesunde Inlandsnachfrage“ in dem Land mit 1,4 Milliarden Einwohnern.

Ungeachtet der Nachfrageschwäche im Ausland entwickelte sich Indiens Industrie zuletzt besser als im Rest des Kontinents. Während die am Montag veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes für März in den meisten Ländern nach unten zeigten, stieg Indiens Wert von 55,3 auf 56,4 an – was auf eine weitere Expansion im verarbeitenden Gewerbe schließen lässt. Das stabile Wirtschaftswachstum dürfte laut ADB auch im Wahljahr 2024 anhalten, dann rechnet die Bank mit einem Plus von 6,7 Prozent.

Steigende Ölpreise belasten die Region

Die ADB-Ökonomen sehen aber auch Risiken für Asiens Wachstum. Von der am Wochenende angekündigten Förderkürzung des Ölverbundes Opec plus zeigt sich Chefvolkswirt Park überrascht. Er sei ursprünglich von einem durchschnittlichen Ölpreis von 88 Dollar pro Barrel in diesem Jahr ausgegangen. Die Opec-plus-Entscheidung mache es nun plausibel, dass die Preise über diese Schwelle hinaus steigen werden, sagt Park. „Das wird für die Region zu einer weiteren Herausforderung, wenn die Energiepreise weiter anziehen.“

Auch eine Verschärfung der Bankenkrise in den USA und Europa sieht die ADB als mögliche Wachstumsbremse. Einen schwerwiegenden Rückschlag erwarten die Volkswirte aber nicht. Sie haben ein Szenario durchgerechnet, das die Folgen einer Finanzkrise simuliert, die in etwa halb so stark ausfällt wie in den Jahren 2008 und 2009.

Hochhäuser in Bangkok

Die Asiatische Entwicklungsbank hält die Banken des Kontinents für vergleichsweise stabil.

(Foto: Moment/Getty Images)

Am stärksten betroffen wäre davon in Asien demnach China – durch einen weiteren Rückgang der Auslandsnachfrage. In diesem Szenario würde sich die Wachstumsrate des Landes im laufenden und dem nächsten Jahr um rund einen halben Prozentpunkt abschwächen.

Insgesamt hält ADB-Ökonom Park den Bankensektor der Region aber für gut aufgestellt. Das Eigenkapital der Banken sei vergleichsweise hoch, was die Verwundbarkeit bei Schocks reduziere. Auch an den Kapitalmärkten ist das Vertrauen in die Finanzstabilität des Kontinents aus seiner Sicht weiter hoch. Bankaktien in Asien hätten im März lediglich um drei Prozent an Wert verloren – verglichen mit einem Minus von rund 20 Prozent in den USA und minus elf Prozent in Europa.

Pakistan und Sri Lanka stecken in der Krise

Die insgesamt positive wirtschaftliche Entwicklung in Asiens Schwellenländern hat aber auch Ausnahmen: Besonders schwierig ist die Lage in Pakistan und Sri Lanka, die mit schweren Schulden- und Zahlungsbilanzkrisen kämpfen.

In Pakistan, einem Land mit mehr als 230 Millionen Einwohnern, dürfte das Wirtschaftswachstum nach ADB-Prognosen von zuletzt sechs Prozent auf nahezu null sinken. In Sri Lanka wird ein weiterer Rückgang der Wirtschaftsleistung erwartet, die angesichts des Staatsbankrotts bereits im Vorjahr eingebrochen war.

Hoffnung gibt dem Land derzeit nur ein 2,9-Milliarden-Dollar-Hilfspaket des Internationalen Währungsfonds, das möglicherweise im kommenden Jahr zu einem Ende der Rezession beitragen könnte.

Mehr: Wirtschaftsweise rechnen 2023 mit 0,2 Prozent Wachstum für Deutschland



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