Apr 10, 2023
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Tourismus: Urlaub in Gefahr: Reiseziele in Südeuropa melden große Personalnot

Written by pinmin


Athen, Madrid, Paris, Rom Der Tourismus in Südeuropa hat im vergangenen Jahr eine starke Erholung erlebt, in dieser Saison könnten die Buchungszahlen noch einmal höher ausfallen. Die Reisefreude ist nach der Pandemie wieder da – nur viele Beschäftigte sind nicht zurückgekommen.

Während die Deutschen ihre Ferienbuchungen für den Sommer in Angriff nehmen, sorgt sich die Branche zunehmend: Wer soll die Betten machen? Wer den Empfang im Hotel besetzen? Wer das Essen servieren?

Vittorio Messina, Präsident des italienischen Branchenverbandes Assoturismo Confesercenti, wählt drastische Worte: „Das Problem des Personalmangels hat inzwischen die Dimension eines echten Notstands erreicht.“ Es sei unmöglich, Spitzenbelastungen zu bewältigen, insbesondere in Gebieten wie der Adriaküste oder auf den Urlaubsinseln Sizilien und Sardinien.

2022 lief gut für die italienische Tourismusbranche: Der Verband zählte 400 Millionen Hotelübernachtungen, ein Plus von rund 38 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Niveau vor der Pandemie ist damit fast wieder erreicht. Für dieses Jahr wird mit 442 Millionen Übernachtungen gar das beste Ergebnis seit 2010 prognostiziert. Das Umfrageinstitut Demoskopika geht von Tourismusausgaben in Höhe von 89 Milliarden Euro aus – ein Plus von knapp 23 Prozent.

Weil es in Italien keinen Mindestlohn gibt, finden sich aber kaum noch Italiener, die zu schlechten Konditionen mit befristeten Saisonverträgen arbeiten wollen. Gerade Hotels im Zwei- und Dreisternebereich kommen zudem in finanzielle Probleme, wenn sie die Gehälter deutlich erhöhen müssten.

Die italienische Regierung ist sich der Probleme bewusst, vor zwei Wochen traf sich Tourismusministerin Daniela Santanchè mit den Verbänden. Auch wenn die Zeit drängt: Noch gibt es keine konkreten Gesetzesvorlagen, um die Personalkrise anzugehen.

Amalfi-Küste in Italien

40 Prozent der Tourismusstellen in Italien sind dieses Jahr noch frei.

(Foto: www.imago-images.de)

„Wir müssen die regionale Berufsausbildung für Tourismusfachkräfte stärken und uns für Rentner und Schüler öffnen, indem wir befristete Arbeitsplätze mit vollständiger Steuerbefreiung anbieten“, schlägt Messina vor. Landesweit sind derzeit rund 40 Prozent der Stellen vakant.

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Alpitour, einer der größten Tourismusanbieter Italiens, will die Lücke mit Arbeitskräften aus dem Ausland füllen. Alpitour-Chef Gabriele Burgio will explizit Migranten ansprechen, die „wir heute auf der Straße sehen und die keinen Job haben“. Ihm schwebt ein Fortbildungsprogramm für Nicht-EU-Ausländer vor, doch noch fehlt dafür eine gesetzliche Grundlage.

Griechenland: Saisonkräfte aus Bangladesch und Pakistan

Auch in Griechenland sucht man im Ausland nach Kandidaten für die offenen Stellen, weil viele einheimische Beschäftigte während der Pandemie in andere Berufe mit besserer Bezahlung und geregelteren Arbeitszeiten abgewandert sind. Schon vergangenes Jahr konnten von 263.000 Stellen in der griechischen Hotellerie und Gastronomie 60.000 nicht besetzt werden. In diesem Jahr werden wohl 80.000 Beschäftigte fehlen.

Die Tourismusbranche in Griechenland stellt sich in diesem Jahr auf einen neuen Reiserekord ein. „Wenn Sie in diesem Jahr Ferien auf Rhodos, Kos, den Kykladen oder Zakynthos machen wollen, müssen Sie so bald wie möglich buchen“, sagt Tui-Vertriebschef Benjamin Jacobi. Viele Hoteliers melden für den Sommer bereits 50 Prozent mehr Buchungen als im Vorjahr zu dieser Zeit.

Die Regierung in Athen plant nun Visa-Erleichterungen, um Saisonkräfte aus Bangladesch, Pakistan, Indien und Ägypten anzuwerben. Giorgos Chotzoglou, Vorsitzender des Verbandes der Tourismus-Gewerkschaften, kritisiert dagegen, dass damit „die Rechte der Arbeitnehmer ausgehöhlt und die Löhne gedrückt“ würden. Wenn die Hoteliers und Gastwirte höhere Gehälter zahlen und bessere Arbeitsbedingungen bieten würden, könnten die 80.000 offenen Stellen mit griechischen Beschäftigten besetzt werden, meint der Gewerkschafter.

Spanien: Balearen für Arbeitskräfte kaum bezahlbar

In Spanien, das ebenfalls auf einen neuen Rekordsommer hofft, geht die Personalvermittlung Randstad davon aus, dass in dieser Saison 60.000 Beschäftigte im Tourismus fehlen, um die erwartet hohe Nachfrage zu decken. Besonders heikel ist die Lage auf den Balearen. Durch zahlreiche Ferienvermietungen sind die Mieten auf den Balearen so hoch, dass viele Beschäftigte aus dem Tourismusbereich mit seinen traditionell niedrigen Gehältern sich eine Bleibe nicht leisten können.

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Der Präsident des Hotelverbands in Menorca, Luis Casals, sagte der Zeitung „Menorca Es Diari“, die großen Hotelketten würden bereits Hotels oder Wohnungen für ihre Mitarbeiter buchen. Nach Angaben des Branchenblatts „Preferente” versuchen Hoteliers auf den Balearen zudem, Mitarbeiter aus dem Baugewerbe abzuwerben.

Der Unternehmerverband von Cadiz in Andalusien will sogar Personal aus Marokko für die Sommersaison anwerben. Marokkaner arbeiten in der Region traditionell bei der Erdbeer-Ernte und kehren dann nach Marokko zurück.

Playa de Palma auf Mallorca

Auf Mallorca finden die Mitarbeiter keine günstigen Unterkünfte mehr, große Hotelketten mieten deshalb schon selbst Hotels und Wohnungen für ihr Personal.

(Foto: IMAGO/Chris Emil Janßen)

Allerdings dürfen sie nicht ohne Weiteres im Tourismus arbeiten: Die spanische Regierung veröffentlicht jedes Quartal eine Liste mit schwer zu besetzenden Stellen, für die Unternehmen im Ausland Mitarbeiter suchen können. Der Tourismus in Andalusien ist bislang nicht dabei.

Frankreich: Mehr als 200.000 Stellen unbesetzt

Die französische Tourismuswirtschaft startete in der Woche vor Ostern eine Rekrutierungsoffensive im eigenen Land: Auf mehr als 1000 Jobmessen und anderen Veranstaltungen wirbt die Branche um den dringend benötigten Nachwuchs. Frankreich, der, gemessen an den Besucherzahlen, weltweit beliebtesten Urlaubsdestination, fehlen mehr als 200.000 Fachkräfte.

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Christian Mantei von der staatlichen Tourismusförderagentur Atout France sagte der Zeitung „Le Monde“, dass der Mangel an Arbeitskräften das Wachstum der Branche hemme. „Auch wenn wir 2022 ein außergewöhnliches Jahr hatten, hätten wir noch fünf bis zehn Prozent besser abschneiden können, wenn das Angebot wegen des Personalmangels nicht reduziert gewesen wäre.“

Das Ziel der französischen Tourismuswirtschaft ist, die Berufe in der Branche aufzuwerten. Die Gehälter stiegen im vergangenen Jahr bereits im Schnitt um 16 Prozent. Die zuständige Ministerin Olivia Grégoire erwartet dennoch keine schnelle Lösung für die vielen unbesetzten Stellen in Hotels oder Restaurants: „Der Mangel an Arbeitskräften ist strukturell.“

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