London Der britische Industrieverband „Confederation of British Industrie“ (CBI) hat seinen Generaldirektor Tony Danker gefeuert und die Ökonomin Rain Newton-Smith zu seinem Nachfolger bestimmt. Vorausgegangen war eine wochenlange Untersuchung gegen Danker, der wegen Vorwürfen sexueller Belästigung schon seit Anfang März von seinem Amt freigestellt war.
Dankers Verhalten „entspricht nicht den Erwartungen an den Generaldirektor“, begründete der Verband die fristlose Kündigung. Die Londoner Anwaltskanzlei Fox Williams untersuchte die Vorwürfe gegen ihn.
Der 51-jährige Danker ist nicht der Einzige, dem Belästigungen weiblicher Mitarbeiter vorgeworfen werden. Nach Recherchen der Tageszeitung „The Guardian“ hat sich inzwischen mehr als ein Dutzend Frauen über sexuelles Fehlverhalten ihrer männlichen Führungskräfte und eine „toxische Arbeitskultur“ beschwert. Die Vorwürfe reichen von Frauenfeindlichkeit bis hin zur Vergewaltigung.
Die Vorgänge sollen sich über Jahre hingezogen haben und werden jetzt ebenfalls von Fox Williams untersucht. Drei weitere Mitarbeiter des Verbands wurden bereits freigestellt. Die CBI ist durch die Anschuldigungen in eine Existenzkrise geraten, aus der die neue Chefin Newton-Smith den Verband nun herausführen soll.
Die 47-Jährige kennt den Verband bereits aus ihrer Zeit als Chefökonomin und war nach fast zehn Jahren bei der CBI erst im März als Verantwortliche für ESG-Fragen (Environment, Social, Governance) zu der britischen Großbank Barclays gewechselt. Newton-Smith habe „eine beachtliche Erfolgsbilanz als Führungskraft und Fachwissen in einer Vielzahl von Unternehmensfragen“, teilte die CBI mit.
Mitgliedsfirmen werden unruhig, Regierung hat Kontakte abgebrochen
Zugleich entschuldigte sich der Verband bei den betroffenen Frauen. „Wir entschuldigen uns bei den Opfern dieses organisatorischen Versagens, einschließlich denjenigen, die von der Abscheu betroffen sind, die wir alle beim Hören ihrer Geschichten empfunden haben.“ Niemand solle sich an seinem Arbeitsplatz unsicher fühlen.
„Wir werden unermüdlich daran arbeiten, dass die CBI unter neuer Führung und mit der Verpflichtung, eine moderne, integrative Kultur aufzubauen, ihre wichtige Arbeit zur Unterstützung der britischen Wirtschaft wieder aufnehmen kann und wird“, versprach der Verband. Die 1965 gegründete Organisation ist das Pendant zum deutschen BDI, vertritt rund 190.000 Mitgliedsunternehmen in Großbritannien und beschäftigt mehr als 300 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.
Die Belästigungsvorwürfe haben für erhebliche Unruhe unter den Mitgliedsfirmen gesorgt, die bis zu 100.000 Pfund jährlich an den Verband zahlen. Die Ministerien der britischen Regierung hatten vergangene Woche vorläufig alle Kontakte zur CBI eingestellt, was die Lobbygruppe faktisch entmachtete.
„Die Anschuldigungen, die in den letzten Wochen gegen die CBI erhoben wurden, sind verheerend“, räumt der Verband ein, „während die Ermittlungen zu einer Reihe von Vorwürfen noch andauern, ist uns allen bereits klar, dass wir als Organisation schwerwiegende Fehler begangen haben. Wir müssen es besser machen, und wir müssen besser sein.“
Mehr: Britischer Premier Sunak will Nordirland zu mehr Wohlstand verhelfen
<< Den vollständigen Artikel: Großbritannien: Nach Vorwürfen wegen sexueller Belästigung: Britischer Industrieverband ruft Kulturwandel aus >> hier vollständig lesen auf www.handelsblatt.com.