Apr 14, 2023
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Auswanderungsland Indien: Wie qualifizierte Inder Deutschland helfen könnten

Written by Mathias Peer


Ärzte bei der Arbeit

In Deutschland gibt es einen großen Fachkräftemangel, besonders in Krankenhäusern. Arbeitskräfte aus dem Ausland könnten hier helfen.

(Foto: IMAGO/MASKOT)

Die Heimat der 27 Jahre alten Krankenpflegerin Chippy Tom ist bekannt als fruchtbares Naturparadies: In Wayanad, einem Bezirk im südindischen Bundesstaat Kerala, bauen Landwirte Kaffee, Tee, Pfeffer und Kardamom an. Warm ist es hier das ganze Jahr.

Nicht einmal im Winter fallen die Temperaturen unter 20 Grad. Trotzdem hat sich Tom im Internet gerade ein dickes Sweatshirt bestellt. Sie will vorbereitet sein. Schließlich zieht sie schon in wenigen Wochen von den Tropen ins nasskalte Hamburg.

Tom ist eine von Hunderten Inderinnen und Indern, die derzeit gezielt angeworben werden, um Personalengpässe im deutschen Gesundheitssektor zu lindern. Ein halbes Jahr hat sich die Bachelor-Absolventin in Indien auf den Einsatz vorbereitet. Inzwischen hat sie erste Deutschkenntnisse und ihren Arbeitsvertrag bereits unterschrieben.

Nun fehlt nur noch das Visum, damit sie wie geplant im Mai ihr Leben in Deutschland beginnen kann. „Ich bin ein bisschen nervös“, sagt Tom. „Aber ich glaube, dass das eine einzigartige Erfahrung für mich wird.“

Auch in ihrem zukünftigen Gastland gibt es große Erwartungen: Sowohl Arbeitgeber als auch die Bundesregierung sehen in der Zuwanderung aus Indien großes Potenzial, um Fachkräfteengpässe in Deutschland zu schließen. Bundeskanzler Olaf Scholz betonte bei seinem Indienbesuch im Februar, den Zuzug erleichtern zu wollen.

Er sprach sich unter anderem dafür aus, Deutschkenntnisse nicht mehr als entscheidende Voraussetzung zu sehen – etwa bei IT-Spezialisten, die auch auf Englisch mit ihren Kollegen kommunizieren könnten. Die Sprachhürde war in der Vergangenheit einer der Hauptgründe, weshalb indische Spezialistinnen und Spezialisten oftmals lieber in den angelsächsischen Raum ausgewandert sind als nach Deutschland.

Mobilitäts- und Migrationsabkommen für mehr Fachkräfte

Dennoch ist Indien schon jetzt das führende Herkunftsland von Fachkräften, die von außerhalb der EU nach Deutschland kommen. 2021 konnten deutsche Unternehmen knapp 5300 Beschäftigte aus Indien anwerben – 45 Prozent mehr als aus dem zweitplatzierten Herkunftsland Türkei. Ein im vergangenen Jahr abgeschlossenes Mobilitäts- und Migrationsabkommen zwischen Deutschland und Indien soll die Zahl weiter erhöhen.

Aktuell leben rund 200.000 indische Staatsangehörige in Deutschland – und stellen die erfolgreichste Migrantengruppe. 58 Prozent arbeiten laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Spezialisten- oder Expertenjobs.

Unter Inländern ist der Anteil in solchen Jobs nur halb so hoch. Mit einem Bruttomedianlohn von 4800 Euro verdienen die Inder in Deutschland auch deutlich mehr als der Schnitt der vollzeitbeschäftigten Deutschen.

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Die Aussicht auf einen guten Verdienst lockt auch Chippy Tom. Sie erwartet im ersten Jahr als Pflegeassistentin, in dem sie noch auf die Anerkennung ihres Berufsabschlusses warten muss, ein Bruttogehalt von knapp 2700 Euro. Das sei fast zehnmal so viel, wie sie in einer Klinik in ihrer Heimat verdienen würde, sagt sie.

Chippy Tom

Die indische Krankenpflegerin will künftig in Hamburg arbeiten.

Die beruflichen Chancen in Deutschland stoßen offenbar auch bei vielen ihrer Kolleginnen und Kollegen auf Interesse: Das Programm „Triple Win“, das die Bundesagentur für Arbeit zusammen mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Kerala betreibt, um Pflegerinnen und Pfleger anzuwerben, startete vor einem Jahr mit der Suche nach 200 Kandidaten – und erhielt daraufhin 13.000 Bewerbungen.

Auch bei einer zweiten Runde, bei der 300 weitere Mitarbeiter gesucht wurden, meldeten sich wieder Tausende. „Ich habe selbst viele Freunde, die auch nach Deutschland wollen“, sagt Tom. „Sie warten nur darauf, die Gelegenheit zu bekommen.“

Mehr: Frust in Indien: „Der Westen hat zu viele seiner Versprechen gebrochen“



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