Kiew Weit über die Ukraine hinaus hat ein Video, das mutmaßlich die Enthauptung eines ukrainischen Kriegsgefangenen durch russische Kämpfer zeigt, für Entsetzen gesorgt. Schockiert zeigten sich etwa Beobachter der Vereinten Nationen in der Ukraine und Tschechiens Präsident Petr Pavel.
„Die lange Geschichte der russischen Straflosigkeit muss endlich aufhören“, forderte unterdessen der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski. Der Kreml in Moskau hingegen zweifelte die Echtheit des Videos an. Tatsächlich war dieses von unabhängiger Seite noch nicht abschließend verifiziert.
In der Nacht zum Mittwoch war im Internet ein rund eineinhalbminütiges Video aufgetaucht. Es zeigt, wie ein uniformierter Mann von einem anderen enthauptet wird. Der Täter trägt dabei eine für russische Soldaten typische weiße Kennzeichnung an der Kleidung. Neben der Überprüfung der Echtheit steht derzeit auch eine unabhängige Analyse des Aufnahmezeitpunkts noch aus.
Selenski ruft zu Schweigeminute auf
Selenski rief nach der Veröffentlichung des Videos bei einer Veranstaltung in Washington zu einer Schweigeminute auf. „Ich bitte Sie nun, mit einer Schweigeminute des ukrainischen Soldaten zu gedenken, dessen Tod wir gestern alle miterlebt haben“, sagte der per Video zugeschaltete Selenski bei einem Runden Tisch zur Ukraine während der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank. Er erinnerte auch an die weiteren Opfer des russischen Angriffskriegs in der Ukraine.
„Die Ukraine durchlebt derzeit einen Sturm der Gefühle“, sagte der ukrainische Präsident außerdem. Die russische Armee versuche, dieses Ausmaß an Gewalt und Gräueltaten überall in der Ukraine zur Routine werden zu lassen und sei stolz darauf.
Entsetzt reagierte auch der tschechische Präsident Pavel. „Falls sich dieses Video als authentisch erweisen sollte, dann haben sich russische Soldaten damit in eine Reihe gestellt mit dem Islamischen Staat, was wir alle weltweit verurteilen sollten“, sagte Pavel in Prag.
Selenski fordert Beschlagnahmung russischen Vermögens
Selenski rief in Washington zudem dazu auf, Vermögenswerte des russischen Staates zu beschlagnahmen und seinem Land für den Wiederaufbau zur Verfügung zu stellen. „Russland muss den vollen Preis für seine Aggression spüren.“ Es sei realistisch, Russlands Vermögen und das der russischen Zentralbank zu konfiszieren, damit das Leben in der Ukraine wiederhergestellt werden könne.
Diese Forderung wiederholte Selenski wenig später auch in seiner abendlichen Videoansprache. Hinter ähnlichen Aufrufen der Ukraine war die Weltgemeinschaft in der Vergangenheit weitgehend zurückgeblieben. Grund waren vor allem rechtliche Bedenken und praktische Hürden.
Yellen: Unterstützung der Ukraine ist gemeinsame Anstrengung
Die US-Regierung rief die Weltgemeinschaft dazu auf, bei der finanziellen Hilfe für die Ukraine nicht nachzulassen. „Die Unterstützung der Ukraine ist eine gemeinsame Anstrengung“, mahnte US-Finanzministerin Janet Yellen bei der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank. „Wir begrüßen die Bemühungen unserer Verbündeten und Partner, umfangreiche (…) und rechtzeitige Hilfe zu leisten“, sagte Yellen und forderte alle auf, „dies auch weiterhin zu tun“.
USA verhängen Sanktionen gegen russische Bank mit Sitz in Budapest
Das US-Finanzministerium belegte unterdessen die von Russland kontrollierte, in Budapest ansässige Internationale Investitionsbank (IIB) mit Sanktionen.
Das teilten das Ministerium in Washington und der US-Botschafter in Budapest, David Pressman, mit. Insgesamt verhängten die USA gegen mehr als 120 Einrichtungen und Einzelpersonen aus mehr als 20 Ländern neue Sanktionen, wie das US-Finanz- und Außenministerium mitteilten.
So berichtet das Handelsblatt über den Ukraine-Krieg:
Was am Donnerstag wichtig wird
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock beginnt an diesem Donnerstag (ca. 8.00 Uhr) in der Hafenstadt Tianjin ihren Antrittsbesuch in China. Unter anderem wegen der chinesischen Rückendeckung Chinas für Russlands Krieg gegen die Ukraine dürfte der Besuch eine der diplomatisch schwierigsten Missionen in Baerbocks bisheriger Amtszeit werden.
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