Berlin Der Bund und das Land Niedersachsen unterstützen den Stahlkonzern Salzgitter beim Aufbau wasserstoffbasierter Produktionsprozesse. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) übergaben Salzgitter-Chef Gunnar Groebler am Dienstag auf der Hannover Messe einen Förderbescheid über knapp eine Milliarde Euro. Der Bund steuert davon rund 700 Millionen Euro bei, das Land Niedersachsen etwa 300 Millionen Euro.
Für Salzgitter stellt die Förderung einen Durchbruch für den Aufbau wasserstoffbasierter Produktionsverfahren dar, die das Unternehmen unter dem Begriff „Salcos“ vorantreibt. Salcos steht für „Salzgitter Low CO2 Steelmaking“, also für klimafreundliche Stahlherstellung. Das Unternehmen selbst investiert nach eigenen Angaben eine weitere Milliarde, um die erste Ausbaustufe das Salcos-Projekts bis Ende 2025 umzusetzen.
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Der Salzgitter-Aufsichtsrat hatte bereits im Juli vergangenen Jahres den Weg für die erste Phase der größten Investition des Unternehmens seit mehr als zwei Jahrzehnten frei gemacht und wartete seitdem auf die Förderzusage von Bund und Land.
Im Mittelpunkt der Investitionen steht das wasserstoffbasierte Direktreduktionsverfahren. Es ersetzt den Hochofen, also die sogenannte „Primärstahlroute“. Außerdem plant Salzgitter Investitionen in die Sekundärstahlroute, die auf dem Einschmelzen von Stahlschrott in Elektroöfen basiert. Wenn die Elektroöfen mit Strom aus erneuerbaren Quellen betrieben werden, ist das Verfahren klimaneutral.
Die anderen deutschen Stahlhersteller warten noch auf Förderbescheide
Der Förderbescheid für Salzgitter ist nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums der erste für ein Vorhaben im Rahmen des entsprechenden „IPCEI Wasserstoff“. IPCEI steht für „Important Projects of Common European Interest“. IPCEI-Vorhaben, die es beispielsweise auch in den Bereichen Batteriezellen und Mikroelektronik gibt, dürfen von den EU-Mitgliedstaaten besonders großzügig gefördert werden.
Voraussetzung ist eine beihilferechtliche Genehmigung durch die EU-Kommission. Sie ist an verschiedene Bedingungen geknüpft, etwa ein hohes Innovationsniveau.
Die anderen deutschen Stahlhersteller warten noch auf die Förderbescheide. Die EU-Kommission steht seit Monaten in der Kritik, weil die beihilferechtlichen Genehmigungen lange auf sich warten lassen.
Auch Thyssen-Krupp wartet noch auf grünes Licht aus Brüssel. Thyssen-Krupp plant unter anderem ebenfalls den Bau einer Direktreduktionsanlage. Der Bund und auch das Land NRW wollen das Vorhaben unterstützen.
Vorerst soll die neue Anlage mit Erdgas betrieben werden, ab Ende 2027 jedoch auch mit Wasserstoff, wie der Vorstandsvorsitzende von Thyssen-Krupp Steel, Bernhard Osburg, bei der Verkündung des Projektes im März erklärte.
Die öffentlichen Hilfen für die Investitionen in neue Anlagen sind aber nur ein wichtiger Baustein. Zusätzlich benötigen die Unternehmen Hilfe für den Einsatz des klimaneutralen Wasserstoffs, der zumindest in den ersten Jahren noch deutlich teurer sein dürfte als Erdgas oder Kokskohle, die im Hochofen eingesetzt werden.
Auch hier hat der Bund Milliardenhilfen in Aussicht gestellt. Der Entwurf einer entsprechenden Förderrichtlinie liegt zwar vor, er befindet sich aber noch in der Ressortabstimmung.
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