Apr 20, 2023
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Brandenburg: Solaranlagen auf dem Acker: Grüner Minister will Immobilienkonzern abblocken

Written by Julian Olk


Uebigau-Wahrenbrück

Vor den Toren der brandenburgischen Kleinstadt befindet sich der Agrarbetrieb Röderland, der verkauft werden soll.

(Foto: Imago Images)

Berlin, Düsseldorf Rund 1000 Rinder grasen bislang auf 2500 Hektar in der brandenburgischen Peripherie. Nun aber soll der Agrarbetrieb Röderland verkauft werden. Der Deal allerdings ist umstritten. Denn kaufen möchte den Betrieb die Quarterback Immobilien AG.

An Quarterback ist zu 40 Prozent die Deutsche Wohnen beteiligt und damit seit der Übernahme des kleineren Konkurrenten auch Deutschlands größter Wohnimmobilienkonzern Vonovia. Das Unternehmen will auf einem Teil des Landes PV-Anlagen installieren.

Der Agrarbetrieb Röderland ist somit nur einer von vielen Fällen, die stellvertretend für die aktuelle Debatte um den Ausbau von Photovoltaik (PV) stehen. Sollen Solaranlagen auch auf Flächen installiert werden, die bisher Bäuerinnen und Bauern bewirtschaften? Diese Frage entzweit derzeit die drei grünen Bundesministerien Wirtschaft, Landwirtschaft und Umwelt.

Beim Fall des Agrarbetriebs Röderland hat sich ein weiterer Grünen-Politiker deutlich positioniert: Brandenburgs Landwirtschaftsminister Axel Vogel.

Er mischt sich ein, weil auch regionale Bauern Interesse an dem Betrieb gehabt haben sollen. In einem Brief an den Vorstand der Deutschen Wohnen bat der Minister Ende Februar darum, dass der Konzern als Teileigner seinen „Einfluss auf die Quarterback Immobilien AG geltend machen könnte“. Die Deutsche Wohnen solle Vonovia „veranlassen, den Kauf der Agrargesellschaft noch einmal zu überdenken“.

Quarterback selbst habe auf den Brief geantwortet, teilt das Ministerium nun mit. Beruhigt hat Vogel das offensichtlich nicht: „Die Befürchtungen, dass kein langfristiger Erhalt des Landwirtschaftsbetriebs geplant ist, wurden bislang nicht entkräftet.“

Komplexe Abwägung zwischen Flächenschutz und Energiewende

Der Fall zeige, wie schwierig es für Landwirtinnen und Landwirte ist, an Flächen zu kommen, erklärte ein Sprecher des Brandenburger Ministeriums: „Finanzkräftige Investoren bieten für den teuren Boden mehr.“ Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die komplexe Abwägung zwischen den Interessen: kompletter Schutz der ohnehin schwindenden Agrarflächen auf der einen, schnelle Energiewende auf der anderen Seite.

So widerspricht Quarterback-CEO Tarik Wolf, dem die restlichen 60 Prozent des Unternehmens gehören, im Gespräch mit dem Handelsblatt den Sorgen von Vogel: „Wir möchten die Röderlandflächen für Photovoltaik nutzen, aber in einem erträglichen Rahmen, sodass die Landwirtschaft in keiner Weise geschmälert, sondern im Gegenteil eher gestärkt wird.“ Dazu gehöre, dass keine Flächen verkauft oder spekulativ genutzt würden.

PV auf Freiflächen (Symbolbild)

Ende 2021 waren knapp 20.000 Megawatt Photovoltaik auf Freiflächen installiert. Nach Daten des Thünen-Instituts wurden davon zuvor zwei Drittel als Acker oder Grünland genutzt.

(Foto: Imago Images)

Es werde in Teilen ein Bild von der Landwirtschaft dargestellt, das es so gar nicht gebe. „Unser Ansatz ist: Wir behalten die Mitarbeiter und reduzieren den Milchviehbestand etwas und schaffen es irgendwie, die Rinder zumindest temporär wieder auf die Weide zu bringen.“

Das sei für Brandenburg eine Chance. Noch mehr Vieh auf noch mehr Raum, das wolle man nicht. „Wir geben der Landwirtschaft durch Agri-Solar auch die Chance, Flächen über längere Zeit ruhen zu lassen oder humusbildende Maßnahmen wirken zu lassen“, so Wolf.

Überzeugen kann er Landwirtschaftsminister Vogel damit offensichtlich nicht. Der bereitet vielmehr umfassende Gesetzesänderungen vor, um grundsätzlich dem Einfluss von Investoren auf Agrarflächen entgegenzuwirken. Vogel will eine Anzeigepflicht für den Verkauf einführen: Fünf Jahre müsste der Käufer nachweisen, dass er die Flächen weiter bewirtschaftet. Ansonsten kann der Kauf beanstandet und im äußersten Fall „ein Ankaufsrecht zugunsten von Landwirten“ geltend gemacht werden.

Mehr: Bundesregierung unterschätzt laut Studie Bedarf an Gaskraftwerken



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