Apr 25, 2023
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Ifo-Beschäftigungsbarometer: Personalaufbau setzt sich fort – aber Zuwachs wird langsamer

Written by Frank Specht


Reise- und Caravan-Messe in Stuttgart

Die Tourismus- und die Veranstaltungsbranche stellen wieder vermehrt ein.

(Foto: IMAGO/Arnulf Hettrich)

Berlin Die Unternehmen in Deutschland stellen weiter Mitarbeiter ein, doch hat sich die Beschäftigungsdynamik ein wenig verlangsamt. Darauf deutet das Ifo-Beschäftigungsbarometer hin, das im April auf 100,2 Punkte gestiegen ist, nach 99,9 Punkten im März. „Der Beschäftigungsaufbau setzt sich fort, obwohl sich der Zuwachs verlangsamt – auch wegen der schrumpfenden Bevölkerung“, sagt Klaus Wohlrabe, der beim Münchener Ifo-Institut die Umfragen leitet.

Das Barometer basiert auf den Beschäftigungsplänen von rund 9000 Unternehmen und wird monatlich exklusiv für das Handelsblatt berechnet. „Treiber beim Beschäftigungsaufbau sind die Dienstleister“, erklärt Wohlrabe. Dort ragten besonders die Tourismus- und die Veranstaltungsbranche heraus, weil es in beiden Wirtschaftszweigen einen großen Nachholbedarf der Verbraucherinnen und Verbraucher gebe.

Im verarbeitenden Gewerbe ist die Situation gespalten. Hier halten sich Firmen, die neue Mitarbeiter einstellen wollen, die Waage mit Firmen, die einen Personalabbau planen. Neue Mitarbeiter werden vor allem im Maschinenbau oder der Elektrobranche gesucht, dagegen drohen in der Druckindustrie und im Papiergewerbe Stellenstreichungen.

Die weiterhin schwach ausgeprägte Kauflaune der Konsumenten schlägt sich in den Beschäftigungsplänen des Handels nieder. Dort zeige sich eine leichte Tendenz, mit weniger Personal auszukommen, sagt Wohlrabe.

Die Baubranche, die vor der Coronakrise mit zu den Beschäftigungsmotoren zählte, zeigt sich bei Neueinstellungen augenblicklich sehr zurückhaltend. Ausschlaggebend hierfür dürfte die schwierige konjunkturelle Situation der Branche sein, die unter den gestiegenen Zinsen, hohen Materialkosten und stornierten Aufträgen leidet.

Baustelle in Hamburg

Der Wohnungsbau befinde sich „im freien Fall“, klagt die Branche. Das schlägt sich auch in den Personalplanungen nieder.


(Foto: dpa)

„Der Wohnungsbau befindet sich im freien Fall“, kommentierte der Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes, Tim-Oliver Müller, am Dienstag die neuen Auftragsdaten. Stark steigende Kosten machten viele Bauprojekte unwirtschaftlich.

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In Branchen, die Personal suchen, fällt es den Unternehmen zunehmend schwer, geeignete Mitarbeiter zu finden. Allein bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) waren im März rund 777.000 offene Stellen gemeldet. Und die Knappheit wird sich verschärfen, wenn die geburtenstarken Babyboomer-Jahrgänge in Rente gehen. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) prognostiziert, dass das Erwerbspersonenpotenzial ohne Zuwanderung bis 2035 um sieben Millionen Personen zurückgehen wird.

Auch deshalb hat die Bundesregierung eine Reform der Fachkräfteeinwanderung auf den Weg gebracht, über die der Bundestag an diesem Donnerstag erstmals beraten will. Die für das Thema zuständige FDP-Berichterstatterin Ann-Veruschka Jurisch sagte, der sich seit Jahren aufbauende Arbeits- und Fachkräftemangel habe inzwischen eine eigene Dramatik angenommen. Zu lange sei das Thema liegen gelassen worden, nun reagiere die Bundesregierung. „Insbesondere wird Schluss gemacht mit der Misstrauenskultur gegenüber Arbeitseinwanderern“, sagte Jurisch.

Qualifizierung soll gegen Fachkräftemangel helfen

Ebenfalls auf der Agenda des Bundestags steht am Freitag das von der Ampel geplante Gesetz zur Aus- und Weiterbildungsförderung. Es sieht unter anderem ein Qualifizierungsgeld für Beschäftigte vor, die durch den Strukturwandel von Arbeitslosigkeit bedroht sind. Außerdem garantiert die Bundesregierung Jugendlichen künftig einen Ausbildungsplatz.

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Auch dieses Gesetz soll helfen, durch Qualifizierung den Fachkräftemangel zu lindern. Nach einer neuen Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung könnten die Unternehmen in Sachen Weiterbildung noch deutlich mehr tun.

Die Untersuchung basiert auf einer Umfrage unter mehr als 2700 repräsentativ ausgewählten Betriebsräten. Demnach bemüht sich der Arbeitgeber in jedem zweiten Betrieb, die Beschäftigten für aktuelle Anforderungen zu qualifizieren.

Nur knapp 43 Prozent der Unternehmen betreiben laut der Studie eine langfristige Planung der Qualifizierung, die strategisch darauf abzielt, die Beschäftigten auch fit für zukünftige Anforderungen zu machen. Angesichts von Digitalisierung und rapidem Wandel der Arbeitswelt seien das problematisch niedrige Anteile, konstatieren die WSI-Expertinnen Serife Erol und Elke Ahlers.

Mehr: Weiterbildungsgesetz: Bezahlte Bildungszeit kommt später



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