Apr 30, 2023
47 Views
Comments Off on HDE-Konsumbarometer: Verhaltener Optimismus bei den Konsumenten
0 0

HDE-Konsumbarometer: Verhaltener Optimismus bei den Konsumenten

Written by Axel Schrinner


Einzelhandel

Die Menschen in Deutschland rechnen sowohl für die Konjunktur als auch für ihr individuelles Einkommen mit einer positiven Entwicklung.


(Foto: dpa)

Düsseldorf Optimismus kann manchmal ansteckend wirken. Ungeachtet der sich mehrenden Anzeichen für neue gesamtwirtschaftliche Probleme ist das HDE-Konsumbarometer für Mai weiter nach oben geklettert und erreichte mit 93,77 Zählern den höchsten Stand seit dem Ausbruch des Ukrainekriegs am 22. Februar 2022.

Sowohl die Konjunkturerwartungen für die Gesamtwirtschaft als auch die individuellen Einkommenserwartungen der Verbraucher legten gegenüber dem Vormonat deutlich zu. Die Inflationssorgen nahmen etwas ab.

Die Anschaffungsneigung war allerdings etwas schwächer als im Vormonat. Überdies planen die Konsumenten, wieder etwas mehr zu sparen.

Das Konsumbarometer wird monatlich vom Handelsblatt Research Institute (HRI) für den Handelsverband HDE berechnet. Es basiert auf einer repräsentativen Befragung von rund 1600 Haushalten, die nach ihren Erwartungen für die nächsten drei Monate gefragt werden.

Das Konsumbarometer folgt damit im Trend der Entwicklung des Ifo-Geschäftsklimas. Der wichtigste Frühindikator für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Deutschland war zuletzt erneut leicht gestiegen, notiert aber weiterhin unterhalb des Vor-Kriegs-Niveaus.

Bundesregierung hob ihre Erwartung für die Konjunktur an

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hob am Mittwoch die Konjunkturerwartungen der Regierung auf nunmehr immerhin 0,4 Prozent Wachstum in diesem Jahr an und verkündete: „Eine Erholung setzt ein.“ 

>> Lesen Sie hier: Habeck rechnet mit Konjunkturerholung: Hat wirklich die Regierung die Krise verhindert?

Er verwies dabei auf die nach seiner Ansicht erfolgreichen Stabilisierungsmaßnahmen der Bundesregierung. „Wir haben hiermit Unternehmen und privaten Haushalten in einer schweren Zeit unter die Arme gegriffen und die hohen Energiepreise gedämpft.“

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) versprach den Deutschen jüngst sogar ein neues Wirtschaftswunder durch die Dekarbonisierung von Wirtschaft und Gesellschaft. Fakt bleibt jedoch: Die gesamtwirtschaftliche Leistung Deutschlands war anders als in den meisten anderen EU-Staaten zum Jahreswechsel niedriger als vor dem Corona-Ausbruch Anfang 2020. Der deutschen Volkswirtschaft fehlen also drei Jahre Wachstum.

Olaf Scholz

Der Bundeskanzler blickt deutlich zuversichtlicher auf die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands als zahlreiche Ökonomen.


(Foto: dpa)

Und rasche Besserung ist nicht in Sicht. Wie das Statistische Bundesamt am Freitag in einer Schnellschätzung mitteilte, stagnierte die deutsche Volkswirtschaft zum Jahresauftakt. Positive Impulse kamen von den Investitionen und den Exporten, hingegen nahmen sowohl die privaten als auch die staatlichen Konsumausgaben ab.

>> Lesen Sie hier: Deutsche Wirtschaft stagniert im ersten Quartal

HRI-Präsident Bert Rürup betonte aber: „Diese Schnellschätzungen sind mit einem hohen Maß Unsicherheit behaftet und daher nur mit Vorsicht zu genießen.“ So hatte die Behörde Anfang Januar zunächst mitgeteilt, die deutsche Wirtschaft sei im vierten Quartal 2022 entgegen allen Erwartungen nicht geschrumpft.

Grafik

Binnen nunmehr drei Revisionen wurde aus dieser Null erst ein Rückgang von 0,2, dann von 0,4 Prozent und nunmehr gar von 0,5 Prozent. „Die Basis für das erste Quartal wurde somit noch einmal herabgesetzt – kein gutes Vorzeichen für das Gesamtjahr 2023“, sagte Rürup.

Hohe Inflation lässt den Konsum schrumpfen

Nach Einschätzung von Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser zeigt sich die deutsche Konjunktur zum Jahresbeginn gespalten. „Auf der einen Seite profitiert die Industrie von nachlassenden Lieferengpässen sowie von gesunkenen Energiepreisen und ist auf einen Wachstumskurs eingeschwenkt. Auf der anderen Seite zehrt die hohe Inflation an der Kaufkraft der privaten Haushalte und lässt den Konsum schrumpfen.“

Erschwerend kommen die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt hinzu. „Die Frühjahrsbelebung bleibt auch im April schwach“, sagte die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Andrea Nahles, am Freitag. Einer der Gründe dafür sei die träge Konjunktur.

Im April registrierte die BA 2,586 Millionen Arbeitslose, lediglich 8000 weniger als im Vormonat. Saisonbereinigt kletterte die Arbeitslosenzahl um 24.000 gegenüber März. Gemessen am Vorjahresmonat waren im April 276.000 Personen mehr arbeitslos gemeldet. Laut Mitteilung der BA wäre auch ohne die Berücksichtigung ukrainischer Geflüchteter die Arbeitslosigkeit im Vorjahresvergleich angestiegen, „allerdings weniger stark“.

Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer unterstrich, dass die EZB ihre Leitzinsen wegen der hohen Inflation bereits kräftig um 350 Basispunkte erhöht habe. Solche Zinserhöhungen hätten in der Vergangenheit in Deutschland stets in Rezessionen geendet. „Von der ersten Zinserhöhung bis zum Beginn der Rezession vergingen im Durchschnitt aber fünf Quartale“, sagte Krämer.

Diese zeitliche Verzögerung lege es nahe, dass die im Juli 2022 begonnenen Zinserhöhungen die Wirtschaft erst in der zweiten Jahreshälfte „voll treffen“. Die meisten Volkswirte seien „wohl zu optimistisch, wenn sie für die zweite Jahreshälfte einen klassischen Aufschwung erwarten“.

Mehr: IWF-Prognose – Globale Wirtschaft steht vor schwächstem Wachstum seit 1990.



<< Den vollständigen Artikel: HDE-Konsumbarometer: Verhaltener Optimismus bei den Konsumenten >> hier vollständig lesen auf www.handelsblatt.com.

Article Categories:
Politik

Comments are closed.