May 4, 2023
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Bildung: Hochschulen geben 1,3 Milliarden mehr für Energie aus – und sparen in der Forschung

Written by Barbara Gillmann


Hörsaal der Universität zu Köln

Die deutschen Hochschulen mussten während des Winters deutlich mehr für Energie ausgeben.


(Foto: dpa)

Berlin Die drastisch gestiegenen Energiepreise haben auch die Kosten der Hochschulen erhöht: Während des zurückliegenden Winters gaben deutsche Universitäten und Fachhochschulen pro Student 347 Euro zusätzlich für Energie aus, zeigt eine Umfrage des Stifterverbands unter den Hochschulen. Die Extrakosten summieren sich der darauf aufbauenden Schätzung zufolge auf rund 1,3 Milliarden Euro.

Insgesamt lagen die Energiekosten im Jahr 2022 rund 14 Prozent über dem Vorjahreswert, heißt es im jüngsten Hochschulbarometer von Stifterverband und Heinz-Nixdorf-Stiftung.

Die Folge waren nicht nur kürzere Öffnungszeiten, etwa in Bibliotheken, und generell abgesenkte Temperaturen in Vorlesungen und Laboren. Die hohen Energiepreise bremsen auch die Forschung: Immerhin 13 Prozent der Hochschulen gaben an, sie hätten bereits die Nutzung energieintensiver Infrastrukturen in der Forschung reduziert. Unter den Universitäten tat dies sogar jede fünfte. 

Bleiben die Energiepreise dauerhaft deutlich höher als vor Beginn des Ukrainekriegs, würde die Hälfte der Hochschulen vor allem an der Infrastruktur sparen, etwa in Bibliotheken oder in der IT – mehr als ein Drittel aber auch an der Forschungsinfrastruktur.

Der Stifterverband warnt deshalb vor negativen Folgen für Innovationen und Forschung aus Deutschland. Der Generalsekretär des Stifterverbands, Volker Meyer-Guckel, fordert daher: „Auch energieintensive Forschung wie beispielsweise in der Chemie und die weitere Digitalisierung der Hochschulen dürfen nicht unter den hohen Energiekosten leiden.“

Hochschulen könnten bei Klimaneutralität Vorreiter sein

Zugleich sieht der Stifterverband, der die Aktivitäten der Wirtschaft für die Wissenschaft bündelt und von seinen Mitgliedsunternehmen finanziert wird, jedoch auch Chancen: Hochschulen sollten „Experimentierräume für die Energiewende“ sein und „eine Vorreiterrolle auf dem Weg zum klimaneutralen Gebäudebestand“ des Staates einnehmen, meint Meyer-Guckel.  

>> Lesen Sie mehr: Deutschland kann es sich nicht leisten, bei Innovationen noch weiter zu verlieren

Schließlich soll nach der Energieeffizienzstrategie des Bundes der Gebäudebestand Deutschlands bis 2050 weitgehend klimaneutral sein – also auch die staatlichen Immobilien.

Schon jetzt produzierten Hochschulen etwa sechs Prozent der von ihnen benötigten Energie selbst, ergab die Umfrage. Auch weil sie in den letzten Jahren die Studiengänge für Nachhaltigkeit massiv ausgebaut haben und diese sich teilweise direkt in den eigenen Gebäuden ausprobierten. Um die Hochschulen auf diesem Weg zu stärken, brauche es aber Investitionen und Förderprogramme, meint Meyer-Guckel. 

Viele Länder übernehmen nur einen Teil der Extrakosten für Energie 

Aktuell bangen stattdessen viele um die Mittel für den nächsten Winter. Denn wer die zusätzlichen Energiekosten trägt, war zum Zeitpunkt der Umfrage zu Jahresbeginn in jeder dritten Hochschule unklar. Mit einer vollen Übernahme der Kosten durch ihre Träger rechneten lediglich 13 Prozent. 

Besonders groß ist das Problem bei den privaten Hochschulen. Hier deute sich an, dass zumindest einige auf Sicht wegen der Energiekrise die Gebühren anheben könnten, schreibt der Autor des Hochschulbarometers, Pascal Hetze. Das wiederum könnte den Boom der privaten Hochschulen bremsen. Deren Marktanteil hat sich in den letzten Jahren rasant erhöht: 2022 besuchten rund elf Prozent aller Studierenden eine private Hochschule. Wegen der hohen Energiepreise fürchtet nun aber fast jede siebte private Hochschule um ihre Existenz.

Doch auch die staatlichen Hochschulen bekommen die höheren Energiepreise nicht einfach von der Politik ersetzt. Die volle Kostenübernahme haben nur einzelne Länder wie etwa Bayern zugesagt. Hessen oder Schleswig-Holstein hingegen stellen nur einen begrenzten Notfallfonds bereit. Der Bund hat sich bereit erklärt, insgesamt bis zu 500 Millionen Euro der Kosten zu übernehmen – 375 Millionen für 2023 und den Rest für 2024.

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