May 4, 2023
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Migrant Founders Monitor : Start-ups von Migranten – Gründer beklagen Benachteiligung und verschenktes Potenzial

Written by Julia Leonhardt


Start-up

Migrantische Gründer erleben oftmals Benachteiligung während des Gründungsprozesses, zeigt eine neue Befragung.

(Foto: IMAGO/Wavebreak Media Ltd)

Berlin Die Mehrheit der migrantischen Unternehmensgründer sieht sich bei der Start-up-Gründung in Deutschland benachteiligt. Das zeigen neue Zahlen aus dem „Migration Founders Monitor“, die der deutsche Start-up-Verband gesondert ausgewertet hat.

Demnach erleben 57 Prozent der Gründer, die nach ihrer Geburt nach Deutschland gekommen sind, besondere Hindernisse auf dem Weg zum eigenen Start-up. Die Probleme sind offenbar vielfältig: Die Befragten geben komplizierte Behördengänge, fehlende Finanzierungen und Netzwerke als Hürden an.

>> Lesen Sie hier: Ende des Booms – Gründungen in Deutschland brechen ein

Gleichzeitig kommen offenbar kaum Menschen gezielt nach Deutschland, um hier zu gründen. Nur acht Prozent der Befragten gaben an, dass sie extra für ihre Gründung nach Deutschland ausgewandert seien.

Die Befragung beruht auf einer Auswertung des „Deutschen Startup-Monitors“, den der Start-up-Verband alljährlich veröffentlicht. Unter den über rund 1970 Teilnehmenden der Befragung sind 380 Start-ups, deren Gründer einen Migrationshintergrund aufweisen. Davon sind 57 Prozent selbst im Ausland geboren, 42 Prozent stammen von Eltern ab, die nach Deutschland zugewandert sind. Die Auswertungen des „Migrant Founders Monitor“ beziehen sich vor allem auf Migranten der sogenannten „ersten Generation“, die nach ihrer Geburt nach Deutschland gekommen sind.

Bürokratie macht Gründung schwer

Eine von ihnen ist Chunchun Qiu, Mitgründerin und CEO von Cyclio. Mit acht Jahren kam sie von China nach Deutschland. Ihr Start-up befasst sich mit Frauengesundheit am Arbeitsplatz und bietet Unternehmen, Beratung und Software an. Als sie im Februar 2022 zusammen mit einer Kollegin gründete, sah sie sich vor viele Herausforderungen gestellt. Die Kommunikation mit den Behörden war schwierig, erinnert sich Qiu: „In den ersten Monaten war ich damit überfordert.“

Chunchun Qiu

Chunchun Qiu ist Mitgründerin und CEO von Cyclio.

(Foto: cyclio)

Im Kontakt mit Banken und Behörden fühlt sich laut der Studie die erste Generation Zugewanderter häufig im Nachteil. Sprachbarrieren machten es den Gründern schwer. Viele der Anträge gebe es nur auf Deutsch, die Bürokratie sei oft undurchschaubar.

Auch fehlende Netzwerke seien ein Problem, sagt Chunchun Qiu. „Ich habe das total unterschätzt, wie wichtig das ist“, erinnert sich die Gründerin. Ihr Netzwerk habe sie erst nach mehreren Monaten über Online-Events richtig aufbauen können. Das bestätigt auch der Migrant Founders Monitor: 23 Prozent der Befragten sehen sich beim Aufbau von einem Netzwerk mit wichtigen Kontakten im Nachteil.

Das hat wiederum Auswirkungen auf die Finanzierung: „Leider erhalten immer noch oft nur die offensichtlichen Gründerinnen und Gründer Kapital – von gewissen Business Schools, mit privilegierten Hintergründen. Solche mit Migrationshintergrund hingegen haben oft keinen Zugang zu relevanten Netzwerken und Fördermitteln“, sagt die Technologie-Investorin Gülsah Wilke. Die Enkelin türkischer Gastarbeiter hat gemeinsam mit drei anderen Co-Gründern ein Netzwerk mit dem Namen „2hearts“ ins Leben gerufen, um für junge Menschen mit Migrationsgeschichte den Zugang zu Netzwerken und Kapital zu erleichtern.

Für Gründer wie Chunchun Qiu sind solche Netzwerke besonders wichtig. „Diese Community hat mir sehr geholfen“, sagt sie, und wünscht sich auch von der Politik mehr gezielte Förderung für Menschen mit Migrationshintergrund, die gründen möchten.

Migranten gründen häufiger

Auch Raji Sarhi ist Gründer und hat Migrationshintergrund: Seine Eltern sind vor seiner Geburt aus dem Gazastreifen nach Deutschland eingewandert. Der 26-Jährige hat Lemontaps gegründet, das Firmen digitale Visitenkarten anbietet. hört Sein Migrationshintergrund habe ihn in seiner Gründung beeinflusst, erzählt Raji Sarhi: „Finanziell habe ich schon früh angepackt – mit 13 habe ich angefangen neben der Schule zu arbeiten“, erzählt er. Das erste Mal gründete Sarhi mit 17 Jahren, damals scheiterte sein Vorhaben.

Raji Sarhi

Raji Sarhi ist Mitgründer des Start-ups Lemontaps.

(Foto: Lemontaps)

Eigentlich gelten Menschen wie Raji Sarhi als gute Unternehmensgründer. Studien bestätigen, dass sie eine höhere Risikobereitschaft mitbringen – und deshalb auch wirtschaftlich häufig neue Wege gehen. Wozu das im besten Fall führen kann, zeigt sich in den USA: Mehr als die Hälfte der Start-ups, die dort2018 mit über einer Milliarde Dollar bewertet wurden, sind von Menschen mit Migrationsgeschichte gegründet worden.

Häufigster Erklärungsansatz für das disruptive unternehmerische Potenzial von Einwandererkindern: Sie werden von einem besonderen Aufstiegshunger getriebenen. Für sie gibt es keine bequemen, von den Eltern vorgegebenen Lebenswege.

Um es Gründern mit Migrationshintergrund einfacher zu machen, sollte es bereits in der Schule entsprechende Nachwuchsförderung geben, fordert Raji Sarhi. Seinen Migrationshintergrund sieht der Gründer nicht nur negativ: „Ich glaube, ich war von Anfang an sehr offen und bringe eine gewisse soziale Sensibilität mit.“ Sein 15-köpfiges Team besteht aus Mitarbeitern vieler Herkünfte.

Auch die Befragung bestätigt: Teams von Gründern mit Migrationshintergrund sind internationaler. „Migrant Founders“ der ersten Generation stellen internationalere Teams auf. Rund 51 Prozent ihrer Mitarbeiter kommen aus dem Ausland.

Mehr: Deutschland liegt bei der Innovationsfähigkeit hinter Belgien



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