May 8, 2023
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Fachkräftemangel : Regierungsbericht: Mehr junge Menschen ohne Berufsabschluss als gedacht

Written by Barbara Gillmann


Junge Menschen in Ausbildung

Trotz Fachkräftemangel wird die Zahl der Ungelernten größer.

(Foto: Imago/Westend61)

Berlin 2,64 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 35 hatten im Jahr 2021 keine Berufsausbildung. Das zeigt die Endfassung des Berufsbildungsberichts 2023, mit dem sich an diesem Mittwoch das Kabinett befasst. Ein Entwurf war noch von „nur“ 2,5 Millionen ausgegangen, wie das Handelsblatt berichtete – doch auch das wäre schon ein neuer Rekord gewesen. Denn im Jahr 2020 waren es noch 2,33 Millionen. 

Damit stieg zugleich der Anteil der jungen Menschen ohne Berufsabschluss in dieser Altersgruppe in nur einem Jahr von 15,5 auf 17,8 Prozent, zeigt der Bericht des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) für die Regierung. 

Die Gesamtzahl der Ungelernten steigt seit zehn Jahren, 2016 waren es erstmals mehr als zwei Millionen. Auffällig ist der Geschlechtsunterschied: Von den jungen Frauen waren nach den aktualisierten Daten gut 16 Prozent ungelernt, bei den jungen Männern dagegen gut 19 Prozent. 

Das wiegt umso schwerer, als parallel dazu der Fach- und Arbeitskräftemangel immer größere Dimensionen annimmt. Nach den jüngsten Daten des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (Kofa) beim Institut der deutschen Wirtschaft gab es 2022 für mehr als 630.000 offene Stellen rechnerisch keine passend qualifizierten Arbeitslose. Die Fachkräftelücke ist damit größer als je zuvor.

„Die Entwicklung ist noch schlimmer, als es zunächst aussah“, kommentierte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack die neuesten Zahlen für die Un- und Angelernten und nannte den steilen Anstieg einen „bildungspolitischen Skandal“. 

Negativtrend wird sich fortsetzen

Die DGB-Vize fürchtet, dass sich die negative Entwicklung in den kommenden Jahren noch „weiter verschärft“. Denn nach wie vor fielen zu viele junge Menschen durch das Raster und bekämen nicht die nötige Unterstützung. 

>> Lesen Sie hier: Reiche Eltern, gute Chancen – das deutsche Bildungsdilemma in Zahlen

In der Tat bildet nur noch knapp jeder fünfte Betrieb aus. Teilweise liegt das daran, dass die Zahl der Bewerber demografiebedingt zurückgeht. Es gibt allerdings auch Regionen, in denen es dennoch mehr Interessenten als Lehrstellen gibt. So nannte die Chefin der Bundesagentur für Arbeit (BA), Andrea Nahles, etwa Berlin den „schwärzesten Fleck auf der Ausbildungskarte“. 

Zudem landen jährlich mehr als 200.000 Schulabgänger im sogenannten Übergangssystem. Das sind Kurse, in denen sie zwar Schulabschlüsse und versäumtes Wissen nachholen – aber keine Ausbildung machen können. 

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Die Regierung hat daher wie im Koalitionsvertrag angekündigt eine „Ausbildungsgarantie“ beschlossen, damit die BA im Zweifel jedem Interessierten eine überbetriebliche Lehre anbieten kann. Diese müsse noch vom Bundestag verabschiedet werden. 

Die Zahl der Ungelernten „ist in der Tat viel zu hoch“, mahnt auch der Vizehauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Achim Dercks, auch wenn sie von Sonderfaktoren wie der Pandemie und einer hohen Zahl geflüchteter junger Menschen geprägt sei. Die Ukraineflüchtlinge spielen bei dieser Auswertung allerdings noch keine Rolle, da sie erst 2022 ins Land kamen. 

>> Lesen Sie hier: Die Ungelernten-Krise ist gefährlich wie die Energiekrise – nur mit Ansage

Dercks plädiert dafür, vor allem die Gruppe der 25- bis 30-Jährigen „noch mal stärker in den Blick zu nehmen und für eine Ausbildung zu gewinnen“, sagte er dem Handelsblatt. Denn mit steigendem Alter steigt auch der Anteil der Ungelernten. Man müsse sowohl Jugendlichen in der Ausbildung eine zweite Chance geben als auch Studienabbrecher gewinnen, damit sie „noch häufiger den Umstieg in die berufliche Bildung schaffen“.

Halbe Qualifikationen anerkennen

Die Industrie- und Handelskammern engagieren sich schon jetzt für die Vermittlung von Teilqualifikationen, um auch junge Menschen mit geringer Bildungsnähe über eine schrittweise Nachqualifizierung im Idealfall bis zu einem Berufsabschluss zu bringen. „Dieses Instrument sollten wir in Zukunft noch weit stärker nutzen“, meint Dercks. Eine Studie der Bertelsmann Stiftung hatte unlängst gezeigt, dass Unternehmen zunehmend gern auch diese sogenannten „halben Fachkräfte“ einstellen. 

Auch die Arbeitgeber drängen darauf, mehr auf Teilqualifikation zu setzen. Das biete sich vor allem auch für Geflüchtete ohne formale Qualifikation an. 

Diese Teilqualifikationen könnten dann über mehrere Etappen auch zu einem Berufsabschluss führen, hieß es in einer Stellungnahme für das Handelsblatt. Allerdings mache es keinen Sinn, Ungelernte „ins Blaue hinein“ zu qualifizieren, denn damit verbesserten sich deren Chancen nicht zwangsläufig. Entscheidend sei immer die individuelle Situation und die Lage auf dem jeweiligen Arbeitsmarkt

Die BDA bekräftigte zudem ihre Forderung nach besserer Berufsorientierung in den Schulen. Die war in der Pandemie teilweise völlig ausgefallen.

Mehr: Der Chef des Instituts zur Zukunft der Arbeit hat eine überraschende Sicht auf den Mitarbeitermangel: Er könne Deutschland produktiver machen und zugleich Ungleichheit abbauen



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Politik

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