May 9, 2023
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Arbeitsmarkt: Ingenieurmangel spitzt sich zu – Mehr als 170.000 Stellen offen

Written by Frank Specht


Ingenieure

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW), das zusammen mit dem VDI den Ingenieurmonitor erstellt, geht von einem jährlichen Bedarf an 130.500 Ingenieurinnen und Ingenieuren aus.

(Foto: DigitalVision/Getty Images)

Berlin Der Ingenieurmangel in Deutschland spitzt sich dramatisch zu. Im vierten Quartal 2022 gab es 170.300 offene Stellen für Ingenieurinnen und Ingenieure – 21,6 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Dem standen nur gut 36.000 Arbeitslose mit ingenieurwissenschaftlicher Qualifikation gegenüber. Dies geht aus dem aktuellen Ingenieurmonitor des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) hervor, der am Dienstag vorgestellt wurde.

„Der Fachkräftemangel kann heute nicht annähernd gedeckt werden“, sagte der Leiter des VDI-Bereichs Technik und Gesellschaft, Dieter Westerkamp. „Öffentliche Bauprojekte kommen zum Erliegen oder können gar nicht erst gestartet werden.“ Auch die Digitalisierung oder die Energiewende drohten durch den Mangel an qualifiziertem Personal ausgebremst zu werden. „Die Lage ist, um es kurz zu sagen, prekär“, betonte Westerkamp.

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW), das zusammen mit dem VDI den Ingenieurmonitor erstellt, geht von einem jährlichen Bedarf an 130.500 Ingenieurinnen und Ingenieuren aus. Davon entfallen 56.000 auf den Ersatzbedarf, weil Fachkräfte aus Altersgründen aus dem Arbeitsleben ausscheiden und 74.500 auf den Zusatzbedarf für Zukunftsaufgaben wie die Klimawende.

Jährlich treten aber aktuell nur rund 70.000 Hochschulabsolventinnen und -absolventen mit ingenieurwissenschaftlicher Qualifikation neu in den Arbeitsmarkt ein. Hinzu kommen etwa 34.000 Zuwanderer, so dass sich rechnerisch eine Fachkräftelücke von 26.500 Personen ergibt.

Um dem Mangel zu begegnen, müssten alle Potenziale ausgeschöpft werden, betonte Westerkamp. „Das heißt auch bestmögliche Bildung für alle.“ Deutschland könne es sich nicht erlauben, dass es Millionen junger Leute ohne Schul- oder Berufsabschluss gebe.

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Auch müsse in den Schulen stärker für ingenieurwissenschaftliche Berufe geworben werden, gerade bei den Mädchen. So sollte stärker deutlich gemacht werden, welche Rolle Ingenieurinnen und Ingenieure für den Klimaschutz spielten.

Schüler

Auch müsse in den Schulen stärker für ingenieurwissenschaftliche Berufe geworben werden, gerade bei den Mädchen.


(Foto: dpa)

Aktuell ist die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger in den naturwissenschaftlich-technischen Fächern stark rückläufig. Sie sank von rund 143.400 im Studienjahr 2016 auf 125.600 im Studienjahr 2022 ab. „In den kommenden Jahren ist folglich mit einem deutlichen Rückgang der Absolventenzahlen zu rechnen“, sagte IW-Ökonom Axel Plünnecke.

Die Engpässe dürften sich dann weiter verschärfen. Im vierten Quartal vergangenen Jahres kamen rechnerisch auf 100 Arbeitslose mit ingenieurwissenschaftlicher Qualifikation 471 offene Stellen – im Vorjahresquartal lag die Relation noch bei 387 zu 100. Den größten Mangel gibt es in der energie- und Elektrotechnik, gefolgt von den Bau- Vermessungs-, Gebäudetechnik und Architekturberufen sowie der Informatik.

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Mit einer besseren Berufsorientierung in den Schulen sei es noch nicht getan, sagte Westerkamp. Man brauche dann auch qualifizierte Lehrer, die beispielsweise Informatik fachkundig vermitteln könnten. Die Unternehmen forderte der VDI-Experte auf, Aus- und Weiterbildungsangebote bereitzustellen. Und die Arbeitnehmer müssten Qualifizierungsangebote auch nutzen, um dauerhaft eine Chance auf dem Arbeitsmarkt zu haben.

Klar sei aber, dass sich der Fachkräftemangel ohne eine starke Zuwanderung in die Ingenieurberufe nicht beheben lasse. Zwar habe sich die Zahl der Beschäftigten mit ingenieurwissenschaftlicher Qualifikation aus Staaten außerhalb der EU seit 2012 fast verdreifacht, aber das reiche noch nicht, sagte Plünnecke.

Es müsse gelingen, wieder mehr ausländische Jugendliche für ein Ingenieurstudium in Deutschland zu begeistern, dies sei „ein Riesenthema“, betonte der IW-Ökonom. Allerdings müsse Deutschland dann auch noch besser werden, erfolgreiche Absolventen zu halten. Rund die Hälfte verlässt das Land nach dem Studienabschluss wieder und nimmt das erworbene Wissen mit.

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