Berlin Bauministerin Klara Geywitz (SPD) hat sich skeptisch gegenüber weiteren Verschärfungen der Energiestandards für Gebäude gezeigt. Beim Branchentreff „Tag der Immobilienwirtschaft“ in Berlin verwies Geywitz am Mittwoch darauf, dass der Gebäudebereich mit der Dekarbonisierung der Wärmeversorgung bereits einen großen Beitrag zur Verringerung der Kohlendioxid-Emissionen leiste. „Ich bin nicht überzeugt, dass wir dann auch noch gleichzeitig alles unternehmen müssen, um jedes Gebäude möglichst energieeffizient zu machen“, sagte Geywitz.
Anderenfalls müsse der gesamte Gebäudebestand etwa im Harz, im Sauerland und in der Altmark tiefensaniert werden, erklärte Geywitz auf der Veranstaltung des Spitzenverbandes der Immobilienwirtschaft (ZIA). „Ich sehe nicht, wie das gehen kann, ich sehe nicht, wie das finanziert werden kann.“ Auch für die CO2-Bilanz sei das nicht unbedingt hilfreich.
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Die Bundesregierung hatte im Koalitionsvertrag vereinbart, dass im Neubau der sogenannte Effizienzhaus 40-Standard (EH40) ab 2025 gesetzlicher Mindeststandard werden solle. Gebäude nach diesem Standard benötigen höchstens 40 Prozent der Energie, die ein gesetzlich definiertes Standardhaus nach dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) benötigt. Seit 1. Januar 2023 gilt bereits EH55 im Neubau.
Im Bestand fördert der Staat weitere energetische Standards. Förderstufen sind neben dem EH40 auch EH55, EH70, EH85 und das EH Denkmal. Je kleiner die Kennzahl ist, desto höher sind die energetischen Anforderungen und damit die Bau- oder die Sanierungskosten. Zu den Sanierungsmaßnahmen gehören etwa die Dämmung von Fassaden oder Dächern.
Geywitz rechnet mit Widerstand
Bauministerin Geywitz erklärte, sie rechne mit Widerspruch von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Die Grünen sehen die Verschärfung der Energiestandards als sinnvolle Ergänzung auf dem Weg zu Klimaneutralität.
Die Ministerin will eine Debatte über die Frage anstoßen, was ein umweltfreundliches Gebäude ausmacht. Ihrer Ansicht nach muss der Fokus stärker auf geringere Emissionen beim Bau eines Gebäudes gerichtet werden, etwa durch die Verwendung von Naturmaterialien. „Meine Idee ist: genauso viel Energie zu sparen wie bei einem EH40-Gebäude, aber auf smartere, clevere Weise“, sagte sie. Zudem müssten die gesetzlichen Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden, dass mehr Recyclingmaterial beim Bau von Gebäuden eingesetzt werden könnten.
Es handele sich um „eine komplexe, aber entscheidende politische Debatte“, sagte Geywitz. „Diese Diskussion müssen wir in der Bundesregierung führen, bevor wir EH40 zum Jahr 2025 einführen.“
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