Berlin Der Geschäftsführer der bundeseigenen Autobahngesellschaft, Stephan Krenz, erhält einen Aufhebungsvertrag. Darauf hat sich der Aufsichtsrat am Donnerstagabend in einer Sondersitzung verständigt. Nach Informationen des Handelsblatts aus Aufsichtsratskreisen wird der 58-jährige Krenz demnach seine Position Ende Juni aufgeben und zuvor noch Resturlaub nehmen. Eine Abfindung, über die im Vorfeld spekuliert worden war, wird der Manager nicht erhalten.
Zugleich wird auch die Geschäftsführerin für Finanzen und IT, Anne Rethmann, ihr Amt zur Verfügung stellen. Sie werde „gegen Ende des Jahres“ ebenfalls wie Krenz „nach vier Jahren intensiver und herausfordernder Arbeit aus persönlichen Gründen“ das Unternehmen verlassen, wie der Aufsichtsratsvorsitzende Oliver Luksic, parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, der Belegschaft am Donnerstag in einem Brief mitgeteilt hat. Der Brief liegt dem Handelsblatt vor.
Der Aufsichtsrat arbeite „mit Hochdruck“ an einem nahtlosen Übergang, schrieb Luksic weiter. Doch droht der Autobahngesellschaft eine lange Phase der Führungslosigkeit. Dieser Umstand gilt als besonders problematisch, da die Gesellschaft in Windeseile etliche Brücken sanieren und Strecken aus- und neu bauen soll.
Im Vorfeld hatte es bereits eine turbulente Sondersitzung des Aufsichtsrates gegeben. Auslöser war die Art und Weise, wie das Bundesverkehrsministerium Anfang April die Demission von Geschäftsführer Krenz kommuniziert und zugleich zwei neue Geschäftsführer präsentiert hatte: Nach dem Wunsch von Minister Volker Wissing (FDP) sollte der ehemalige Landesvorsitzende der FDP Niedersachsen, Stefan Birkner, neuer Geschäftsführer werden.
Zugleich soll zusätzlich zu den weiteren Geschäftsführerpositionen für Personal und Finanzen eine für den Bereich Technik entstehen. Für diese hatte Wissing den technischen Geschäftsführer der Bund-Länder-Projektmanagementgesellschaft Deges, Dirk Brandenburger, vorgesehen. Der Aufsichtsrat hatte von alldem sehr kurzfristig erfahren, während am selben Tag die Belegschaft aus den Medien von den Personalien erfuhr.
Ab Juli ist die Autobahngesellschaft ohne Führung
Der Aufsichtsrat pochte daraufhin in einer Sitzung auf sein Recht, die Geschäftsführung eigenständig zu besetzen, zu ergänzen und auch einer Demission des Geschäftsführers zuzustimmen. Entsprechend lehnten die Räte Wissings Pläne ab und forderten „ein ordentliches Besetzungsverfahren“, wie es hieß.
In der Sondersitzung am Donnerstag hatte das Ministerium drei mögliche Personalberatungen benannt. Eine von ihnen soll nun weitere potenzielle Kandidaten finden und dem Aufsichtsrat unterbreiten. Mit ihnen soll es eine Auswahl geben, damit der Aufsichtsrat eigenständig entscheiden kann.
Allerdings verzögert sich mit dem geordneten Verfahren die Nachfolge. Wie es hieß, werde es bis Ende Juni vermutlich keine Entscheidung geben. Wissings Favorit Birkner arbeitet als Partner bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY. Es sei unklar, ob er so lange warten werde, hieß es. Im Ministerium hieß es, der Chef der Autobahn müsse „einen engen Draht zum Minister“ haben.
„Es geht immer wieder um Politik“, heißt es. Deshalb sei es auch wichtig, die Position des Geschäftsführers mit einer Politik erfahrenen Person zu besetzen. So würden ständig Vertreter der Länder und der Kommunen zu einzelnen Projekten Gesprächsbedarf haben oder Wahlkreisabgeordnete Wünsche nach neuen Strecken äußern. „Der Chef der Autobahngesellschaft muss all diese Gespräche eng abgestimmt mit dem Bundesminister führen.“
Auch muss er damit zurechtkommen, dass etwa die Beamten des Bundesministeriums wie in der Vergangenheit Einfluss auf die Verwaltung nehmen wollen und nicht akzeptieren, dass seit 2021 nicht etwa 16 Länder sondern eine GmbH verantwortlich ist, wie es selbstkritisch im Haus heißt. Auch der Aufsichtsrat verzettle sich oft in der „Detailsteuerung“, hieß es weiter.
Hoher politischer Druck auf den Autobahnchef
Dem gelernten Wirtschaftsingenieur Krenz, der zuvor unter anderem bei Bombardier und Abellio Deutschland tätig war, schien diese Einflussnahme schon länger zu stören. Deshalb habe er Minister Wissing erklärt, nicht mehr für das Amt zur Verfügung stehen zu wollen – obwohl sein Vertrag erst im vergangenen Jahr um weitere drei Jahre verlängert worden war. Er wolle nun eine Weltreise unternehmen und sich danach noch einmal einer neuen Aufgabe zuwenden.
Angesichts des politischen Drucks eines Autobahnchefs wirbt Minister Wissing für die zusätzliche Position eines technischen Geschäftsführers. Er soll den Sprecher der Geschäftsführer entlasten und sich um komplizierte Großprojekte wie etwa Brückenneubauten kümmere. Allein 4000 Brücken sind dringend sanierungsbedürftig. Wie es hieß, sei der Aufsichtsrat bereit, die Geschäftsführung zu ergänzen.
Allerdings ist unklar, ob sie auch der Deges-Ingenieur Brandenburger besetzen wird. Wie es hieß, laufe es bei Großprojekten auch bei der Deges nicht mehr rund. So gebe es Streit mit Bauunternehmen bis hin zu Arbeitsniederlegungen auf Baustellen.
Die Autobahn verwaltet die rund 13.000 Kilometer Bundesfernstraßen. Ihr steht dazu ein Etat von rund acht Milliarden Euro zur Verfügung.
Mehr: Neuer Streit um schnelleren Autobahnbau – Länder fordern Änderung am Gesetz
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