Bereits vor der neuen Ankündigung hatte London die Lieferung von Marschflugkörpern des Typs „Storm Shadow“ an die Ukraine bekannt gegeben.
(Foto: Bloomberg)
London, Berlin Großbritannien wird der Ukraine Hunderte von Flugabwehrraketen und Langstreckendrohnen liefern. Das kündigte die Regierung in London anlässlich des Besuchs des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski an.
Der Staatsgast traf am Montag den britischen Premierminister Rishi Sunak zu Gesprächen an dessen Landsitz Chequers nordwestlich der britischen Hauptstadt, nachdem er zuvor schon Rom, Berlin und Paris besucht hatte.
„Großbritannien ist führend, wenn es um den Ausbau unserer Fähigkeiten am Boden und in der Luft geht“, twitterte der Ukrainer vor seiner Ankunft. Sunak sprach von einem „entscheidenden Moment für den Widerstand der Ukraine gegen einen schrecklichen Angriffskrieg“.
Großbritannien gehört seit der russischen Invasion im Februar 2022 zu den größten Waffenlieferanten für die Ukraine. Im vergangenen Jahr leisteten die Briten eine Militärhilfe im Wert von umgerechnet rund mehr als 2,6 Milliarden Euro.
Bereits vor der neuen Ankündigung hatte London die Lieferung von Marschflugkörpern des Typs „Storm Shadow“ an die Ukraine bekannt gegeben. Diese weitreichenden Waffen versetzten die ukrainische Armee in die Lage, russische Truppen aus dem eigenen Territorium zurückzudrängen, erklärte Verteidigungsminister Ben Wallace vor wenigen Tagen im Parlament. Tests, ob sich die Waffe auch von noch aus Sowjetzeiten stammenden ukrainischen Su-24-Kampfjets abschießen lässt, hatten bereits im vergangenen Jahr in Polen stattgefunden.
Lieferung für die Ukraine
Der Marschflugkörper Storm Shadow hat eine Reichweite von etwa 250 Kilometern. Das ist deutlich mehr als die von Deutschland gelieferten Mars-II-Raketenwerfer mit gut 80 Kilometer Kampfentfernung.
Großbritannien gehört seit der russischen Invasion im Februar 2022 zu den größten Waffenlieferanten für die Ukraine.
Auf eine ähnliche Reichweite kommen die bisher von den USA an die Ukraine gelieferten Raketen für das System Himars. Nach Medienberichten könnten die USA in diesem Frühjahr aber auch Raketen mit Reichweiten von bis zu 150 Kilometern zur Verfügung stellen.
Schon der Einsatz von Himars und Mars hatte Russland gezwungen, Munitionsdepots und Logistikstützpunkte weiter weg von der Front ins Hinterland zu verlagern. Mit den Waffen größerer Reichweite könnte die ukrainische Armee den Russen nicht nur die Nachschubversorgung erschweren, sondern auch die 2014 von Russland annektierte Halbinsel Krim erreichen. Kremlsprecher Dmitri Peskov hat für diesen Fall mit einer „militärischen Antwort“ gedroht.
Zu den Storm-Shadow-Marschflugkörpern sollen nach Angaben der Regierung in London jetzt „Hunderte von Luftabwehrraketen und weitere unbemannte Luftfahrtsysteme, darunter Hunderte von neuen Langstrecken-Angriffsdrohnen mit einer Reichweite von über 200 Kilometern“ hinzukommen.
>> Lesen Sie hier: Deutschland schnürt neues Waffenpaket im Volumen von 2,7 Milliarden Euro
Diese würden in den kommenden Monaten geliefert, während sich die Ukraine darauf vorbereite, ihren Widerstand gegen die laufende russische Invasion zu verstärken.
Reaktion auf die Lieferung
Allerdings gibt es Befürchtungen, dass die ukrainische Armee nach der Lieferung weitreichender Waffen nicht nur besetzte eigene Gebiete, sondern auch russisches Kernland angreifen könnte.
Der ukrainische Präsident hatte am Sonntag beim Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Berlin allerdings betont, dass die Ukraine kein russisches Territorium angreife, sondern nur ihre legitimen Gebiete befreie. „Für etwas anderes haben wir weder Zeit noch Kraft. Wir haben auch keine Waffen übrig, mit denen wir das tun könnten“, sagte er.
Trotz der Bedenken hält FDP-Verteidigungsexperte Marcus Faber die Lieferung weitreichenderer Waffen denn auch für einen konsequenten Schritt. „Das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Ukraine wächst“, sagte Faber dem Handelsblatt.
Die Lieferung von Marschflugkörpern und Drohnen aus Großbritannien erlaube den Überfallenen, die Invasionstruppen auf dem gesamten besetzten Gebiet zu attackieren. Die Nachschubwege der Besatzer könnten damit passend zur Gegenoffensive gestört werden. „Dieser Hilfe aus London sollten sich weitere Partner anschließen“, sagte Faber.
>> Lesen Sie hier: Scholz garantiert Selenski anhaltende deutsche Unterstützung
Die neue Qualität der Unterstützung dürfte auch Thema sein, wenn der britische Verteidigungsminister Wallace am Mittwoch in Berlin von seinem deutschen Amtskollegen Boris Pistorius (SPD) empfangen wird.
Mehr: Warum die kommende Offensive für den Verlauf des Krieges entscheidend wird
<< Den vollständigen Artikel: Waffenlieferungen: Großbritannien sagt Ukraine Hunderte Kampfdrohnen zu >> hier vollständig lesen auf www.handelsblatt.com.