Genf Die USA haben bei der Besetzung des Chefpostens der UN-Organisation für Migration (IOM) diplomatische Gepflogenheiten sausen lassen und brüskieren die EU: völlig unüblich haben sie eine Kampfabstimmung erzwungen, in der eine US-Kandidatin den portugiesischen IOM-Chef Antonio Vitorino stürzen soll.
Es handelt sich um seine bisherige Stellvertreterin Amy Pope. Die 175 Mitgliedsländer begannen am Montag in Genf mit der geheimen Abstimmung. Es siegt, wer Zweidrittel der Stimmen bekommt. Bei mehreren Wahlgängen zieht sich das Prozedere bis Dienstag hin.
US-Außenminister Antony Blinken warb für Pope, um „die Organisation wiederzubeleben“. Allerdings wird Vitorinos Arbeit in diplomatischen Kreisen einhellig gelobt. Er habe die Organisation modernisiert und gut geführt. Normalerweise werden Amtsinhaber in solchen Fällen per Akklamation für eine zweite Amtszeit bestätigt.
Allerdings mussten die USA 2018 eine herbe Niederlage einstecken. In der gut 70-jährigen Geschichte der IOM und ihrer Vorläufer waren die Chefposten fast ohne Ausnahme vom größten Geldgeber besetzt: den USA. Aber der Kandidat des damaligen US-Präsident Donald Trump fiel bei der Wahl 2018 durch. Der lange als Missionar tätige Ken Isaacs hatte sich früher in sozialen Netzwerken kritisch über den Islam geäußert und den menschengemachten Klimawandel in Zweifel gezogen.
Die IOM kümmert sich um Migranten. Sie hat 19 000 Mitarbeiter und Büros in 171 Ländern. Sie hilft unter anderem Gestrandeten bei der Rückreise in ihre Heimat und berät Regierungen im Umgang mit Migranten. Sie unterhält in Berlin ein Datenzentrum, das Statistiken über umgekommene und vermisste Migranten in aller Welt führt.
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