Berlin Trotz des russischen Angriffs auf die Ukraine erhöhen viele Nato-Staaten ihre Verteidigungsausgaben einer Studie zufolge nur langsam. Lediglich elf von 30 Staaten dürften in diesem Jahr die Zielmarke von zwei Prozent ihrer Wirtschaftsleistung für den Verteidigungsetat schaffen, wie das Münchner Ifo-Institut am Dienstag zu seiner Untersuchung mitteilte.
„Die zwei Prozent werden in Europa fast ausschließlich an der östlichen Nato-Außengrenze erreicht“, sagte Ifo-Forscher Marcel Schlepper. „Der Westen fährt seine Verteidigungsausgaben nur verhalten hoch.“
Dazu gehört auch Deutschland, das seine Ausgaben für Verteidigung demnach im Vergleich zum Vorkriegsjahr 2021 um 0,1 Punkte auf 1,6 Prozent der Wirtschaftsleistung steigerte, einschließlich der Ausgaben aus dem Sondertopf Bundeswehr.
Damit befindet sich Deutschland den Ifo-Berechnungen zufolge auf Platz 17 von 30 Nato-Ländern, plus Beitrittskandidat Schweden. „Die deutsche Lücke zu den zwei Prozent Wirtschaftsleistung beträgt in diesem Jahr in absoluten Zahlen 17 Milliarden Euro“, sagte Ifo-Forscher Florian Dorn. „Das ist das größte Defizit aller Länder.“
Ohne die USA geben die Nato-Staaten den Angaben nach in diesem Jahr im Schnitt 1,8 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung aus. Mit den USA sind es 2,6 Prozent. Das entspreche insgesamt 1,2 Billionen Euro an Ausgaben.
Wie viel die Länder jeweils mehr ausgegeben haben
Den höchsten Sprung im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung erzielt demnach der Ukraine-Nachbar Polen.
- Polen hat seinen Anteil gegenüber 2021 fast verdoppelt, von 2,2 auf 4,3 Prozent. Das liege rund 17 Milliarden Euro über dem Ziel von zwei Prozent der Wirtschaftsleistung.
- Auf Platz zwei liegen die USA mit 3,3 Prozent.
- Es folgen Griechenland mit 3,1 Prozent sowie die baltischen Staaten Estland mit 2,9 Prozent und Litauen mit 2,6 Prozent.
- Das Neumitglied Finnland gibt 2,4 Prozent aus.
- Die Atommächte Großbritannien (2,2 Prozent) und Frankreich (1,9 Prozent) liegen etwas über beziehungsweise knapp unter der Zielmarke.
Für die Berechnungen haben die Ifo-Experten die aktuellen Haushaltspläne der Nato-Mitgliedsstaaten nach einer einheitlichen Systematik umgerechnet. Sie bezogen diese auf die voraussichtliche Wirtschaftsleistung, für die die Wachstumsprognosen für 2023 des Internationalen Währungsfonds (IWF) zugrunde gelegt wurden.
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