In Elektrolyseuren wird Wasser in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff zerlegt.
Die Regierung von Namibia hat das Unternehmen Hyphen Hydrogen Energy mit der Entwicklung, dem Bau und dem Betrieb eines milliardenschweren Wasserstoff-Projekts beauftragt. Anteilseigner von Hyphen Hydrogen Energy sind der in Europa und Afrika aktive Infrastrukturentwickler Nicholas sowie das deutsche Energieunternehmen Enertrag.
Aus einer gemeinsamen Mitteilung der Regierung von Namibia und von Hyphen, die dem Handelsblatt vorliegt, geht hervor, dass das Projekt mit Gesamtinvestitionen in Höhe von zehn Milliarden US-Dollar verbunden ist.
Der Betrag entspricht in etwa dem jährlichen BIP Namibias. Fachleute schätzen, dass das Projekt in der Bauphase bis zu 15.000 Jobs und während des Betriebs 3000 Jobs schafft.
Geplant ist der Aufbau von Windparks und Photovoltaikanlagen mit einer installierten Kapazität von sieben Gigawatt (GW) in Namibia. Zur Einordnung: Der Wert von sieben GW übersteigt den höchsten jährlichen Windkraft-Zubau, den es in Deutschland jemals gab, um rund 1,5 GW.
Mit dem Strom sollen Elektrolyseure mit einer Kapazität von drei GW betrieben werden. Damit würde das Projekt zu den weltweit größten seiner Art zählen. In den Elektrolyseuren wird Wasser in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff zerlegt. Der so gewonnene Wasserstoff wird als „grüner Wasserstoff“ bezeichnet, weil er klimaneutral ist.
Vollbetrieb ist für Ende des Jahrzehnts angestrebt
Der grüne Wasserstoff soll in grünes Ammoniak umgewandelt werden, weil dieses sich leichter transportieren lässt als Wasserstoff. Ammoniak ist ein Wasserstoff-Derivat, also eine Ableitung des Ausgangsprodukts Wasserstoff. Am Zielort kann Ammoniak wieder in Wasserstoff umgewandelt oder aber direkt eingesetzt werden, etwa in der Chemieindustrie.
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Im Vollbetrieb, der noch vor Ende des Jahrzehnts erwartet wird, werde das Projekt jährlich zwei Millionen Tonnen grünes Ammoniak „für regionale und globale Märkte produzieren“, heißt es in der gemeinsamen Mitteilung.
Grüner Wasserstoff und seine Derivate gelten als unverzichtbar für die Transformation der Industrie zur Klimaneutralität sowie für den klimaneutralen Betrieb von Schiffen und Flugzeugen sowie im straßengebundenen Schwerlastverkehr. Deutsche Industrieunternehmen haben großes Interesse an Lieferbeziehungen zu Produzenten von grünem Wasserstoff.
Erste Tranche von 540 Millionen Euro steht bereit
Enertrag ist seit Jahren einer der führenden Entwickler und Betreiber von Windparks in Deutschland. Das Unternehmen aus dem brandenburgischen Dauerthal ist außerdem schon früh in die Wasserstoffelektrolyse eingestiegen.
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Der namibische Präsident Hage Geingob sagte der Mitteilung zufolge, sein Land mache sich „ernsthaft auf den Weg, um einen Prozess in Gang zu setzen, der das Potenzial hat, das Leben vieler Menschen in unserem Land, in der Region und sogar in der Welt zu verändern“.
Die Durchführbarkeits- und Umsetzungsvereinbarung mit Hyphen Hydrogen Energy, der die namibische Regierung jetzt zustimmte, soll am Freitag von beiden Vertragspartnern unterzeichnet werden.
Gemäß der Vereinbarung hat die Regierung Namibias die Möglichkeit, sich als Co-Investor mit bis zu 24 Prozent zu beteiligen. Mittel in Höhe von 540 Millionen Euro wurden nach Angaben von Hyphen bereits von der niederländischen Entwicklungsbank Invest International und der Europäischen Investitionsbank (EIB) mobilisiert.
Enertrag-Chef Gunar Hering sagte dem Handelsblatt, Ziel sei es, Hyphen zu einem „namibischen Unternehmen von Weltrang für grünen Wasserstoff zu entwickeln“.
Zwischen Deutschland und Namibia besteht eine Energie- und Klimakooperation. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte anlässlich seines Besuchs in Namibia im Dezember vergangenen Jahres die Bedeutung einer engen Zusammenarbeit mit dem afrikanischen Land bei der Wasserstoffproduktion betont. Im Rahmen eines bereits im März 2022 geschlossenen Kooperationsabkommens auf dem Gebiet der Wasserstoffwirtschaft wurde der frühere Wirtschaftsstaatssekretär Rainer Baake zum Sonderbeauftragten für die deutsch-namibische Klima- und Energiekooperation ernannt.
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