Pristina Kreml äußert sich besorgt wegen der Lage im Kosovo. „Wir unterstützen Serbien und die Serben bedingungslos“, sagte der Sprecher des russischen Präsidialamtes Dmitri Peskow am Mittwoch. Die Rechte und Interessen der Kosovo-Serben müssten gewahrt werden. Russland sei besorgt wegen der gewaltsamen Proteste im Kosovo.
Zuvor hatte schon Russlands Außenminister Sergej Lawrow die Zuspitzung des Konflikts im Kosovo alarmierend genannt. Das russische Außenministerium forderte die EU dazu auf, die Schuld für die Gewalt nicht den Serben zuzuschieben.
Der Konflikt zwischen der serbischen Minderheit und der albanischen Mehrheit im Kosovo war in den vergangenen Tagen wieder eskaliert. Hintergrund sind die Kommunalwahlen vom 23. April. Die Serben, die im nördlichen Landesteil die Mehrheit der Bevölkerung stellen, hatten die Wahlen boykottiert. In der Folge gewannen auch in mehrheitlich serbisch bewohnten Gemeinden albanische Bürgermeisterkandidaten.
Neue Serben-Proteste im Nord-Kosovo
Im Norden des Kosovo ist es am Mittwoch erneut zu Protesten der serbischen Minderheit gekommen. In den Ortschaften Zvecan, Leposavic und Zubin Potok gab es Kundgebungen, bei denen der Abzug der kosovarischen Polizei und die Entfernung neuer Bürgermeister aus ihren Ämtern verlangt wurde. Nach Berichten des Nachrichtenportals koha.net blieb es zunächst ruhig.
Die Lage war am vergangenen Freitag eskaliert. Militante Serben griffen in Zvecan die Kosovo-Polizei an, die den neuen albanisch-stämmigen Bürgermeister ins Amt eskortierte. Der kosovarische Ministerpräsident Albin Kurti machte im US-Sender CNN einen „Mob von Extremisten, bezahlt und angeleitet aus Belgrad“ für die Ausschreitungen verantwortlich. „So lange es einen gewalttätigen Mob vor den Amtsgebäuden gibt, brauche ich eine Polizei, die den Rechtsstaat verteidigt und für Ordnung sorgt“, fügte er hinzu.
Am Montag hatten sich wieder Serben zu Protesten gegen die neuen Bürgermeister versammelt. Dabei kam es in Zvecan zu schweren Zusammenstößen zwischen militanten Serben und Soldaten der Nato-geführten Schutztruppe KFOR gekommen, die derzeit die Gemeindeämter sichern. 30 KFOR-Soldaten sowie 50 Serben wurden verletzt.
Die Nato kündigte inzwischen an, die bislang aus 3800 Soldaten bestehende Truppe um 700 Soldaten aufzustocken. US-Außenminister Antony Blinken rief alle Seiten zur Mäßigung auf.
Die Ausschreitungen mit 80 verletzten Nato-Soldaten und serbischen Zivilisten im Nord-Kosovo markieren den schlimmsten gewaltsamen Konflikt der vergangenen Jahre in dem kleinen Balkanland. Im Kosovo, das sich 2008 für unabhängig erklärte und vom Nachbarland Serbien nicht anerkannt wird, leben heute fast zwei Millionen Albaner, im eher ländlich geprägten Norden des Landes an der Grenze zu Serbien rund 50.000 Serben.
Scholz und Macron treffen Spitzen in Kosovo-Konflikt
Bundeskanzler Olaf Scholz und Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron treffen am Donnerstag mit den Spitzen der Konfliktparteien im Kosovo zusammen. Regierungssprecher Steffen Hebestreit teilte am Mittwoch in Berlin mit, Scholz und Macron würden am Rande des Gipfels der Europäischen Politischen Gemeinschaft in Chisinau mit dem serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic und der Präsidentin des Kosovo, Vjosa Osmani, über die aktuelle Lage in dem Westbalkan-Staat beraten.
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