Jun 1, 2023
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Erneuerbare Energien: Deutschland und Dänemark teilen sich Leitungen für Offshore-Windkraft

Written by Klaus Stratmann


Windpark in Dänemark

Eine enge Kooperation der Nord- und Ostsee-Anrainer gilt als eine der Grundvoraussetzungen, um die ehrgeizigen Ziele der EU für den Ausbau der Offshore-Windkraft zu erreichen.

(Foto: IMAGO/CHROMORANGE)

Berlin Deutschland und Dänemark bauen die Infrastruktur für Offshore-Windkraft gemeinsam aus. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und der dänische Energieminister Lars Aagaard unterzeichneten am Donnerstag ein rechtsverbindliches Kooperationsabkommen. Dies bestätigte eine Ministeriumssprecherin dem Handelsblatt.

Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums handelt es sich dabei um das erste Abkommen dieser Art in der EU. Minister Habeck sagte, das Projekt schaffe die Grundlage für künftige Grünstrom-Importe nach Deutschland und werde „die Stromversorgung günstiger, sicherer und unabhängiger von fossilen Energieträgern machen“.

Eine enge Kooperation der Nord- und Ostsee-Anrainer gilt als eine der Grundvoraussetzungen, um die ehrgeizigen Ziele der EU für den Ausbau der Offshore-Windkraft zu erreichen. Allein in der Nordsee sollen den Plänen der EU zufolge bis 2050 Windparks mit einer Kapazität von 300 Gigawatt (GW) installiert werden. 2030 sollen es 120 GW sein. Den Plänen der Bundesregierung zufolge sollen bis 2030 im deutschen Teil der Nord- und der Ostsee 30 GW Windkraft installiert werden.

Mit den 300 GW installierter Offshore-Windleistung in der Nordsee ließe sich rechnerisch rund ein Drittel des derzeitigen Stromverbrauchs der EU decken. Voraussetzung ist allerdings, dass die entsprechende Netzinfrastruktur entsteht. Bislang wird der Strom mehrerer Offshore-Windparks gesammelt und dann zur Küste des Landes transportiert, dem die Parks zuzurechnen sind.

Die Europäer streben an, die Offshore-Windparks künftig länderübergreifend zu vernetzen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Wenn an windigen Tagen ein Land den Strom nicht mehr sinnvoll nutzen kann, dürfte sich anderswo in Nordwesteuropa ein Abnehmer finden lassen. Insgesamt kann so die Liquidität der Strommärkte steigen, das Strompreisniveau sinken und die Versorgungssicherheit größer werden.

Bornholm wird zum Drehkreuz für Windstrom

Die Regierungen von Deutschland und Dänemark schaffen mit dem Kooperationsabkommen nun die Voraussetzung für die länderübergreifende Zusammenarbeit in der Ostsee. Die Mitgliedstaaten hatten sich im März auf eine neue EU-Richtlinie für erneuerbare Energien geeinigt.

Darin werden auch grenzüberschreitende Projekte geregelt. Demnach muss jeder Mitgliedstaat einen verbindlichen Rechtsrahmen für grenzüberschreitende Kooperationsprojekte entwickeln, damit die gemeinsame Zusammenarbeit gestärkt wird.

Dänemark und Deutschland haben diese EU-Vorgabe mit dem Abkommen nun erfüllt. Geregelt ist darin etwa, dass die erzeugten Strommengen jeweils zur Hälfte auf die EU-Ziele zum Erneuerbaren-Anteil an der Stromerzeugung angerechnet werden.

Auf der dänischen Ostseeinsel Bornholm sollen bis Anfang der 2030er-Jahre mindestens drei GW Offshore-Windstromerzeugungskapazität auf dänischem Territorium angeschlossen werden. Der Strom soll dann über neue Netzanbindungen nach Deutschland und zum dänischen Festland transportiert werden.

Der deutsche Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz und der dänische Übertragungsnetzbetreiber Energinet haben im Vorfeld die jeweils hälftige Übernahme der Infrastrukturkosten des Projekts vereinbart. Im Gegenzug erhalten sie jeweils Eigentum an der Netzanbindung an das jeweilige Festland.

>>Lesen Sie hier: Tennet vergibt 30-Milliarden-Aufträge für Offshore-Netze

50Hertz und Energinet arbeiten seit Jahren an dem Vorhaben und gelten dabei als Pioniere. Mit dem Regierungsabkommen konkretisieren sich die rechtlichen Rahmenbedingungen für die beiden Unternehmen. Sie wollen Bornholm mittelfristig zu einem Knotenpunkt für die Verteilung von Strom aus Offshore-Windkraftanlagen machen. So könnte Bornholm zur Blaupause für ähnliche Vorhaben werden.

Weitere Projekte in der Nord- und Ostsee zeichnen sich ab

Die beiden Unternehmen bezeichnen ihr Projekt als „Bornholm Energy Island“. Die Insel soll zum „Offshore Hub“ werden, also zum Drehkreuz für umliegende Windparks beider Länder. 50Hertz und Energinet hatten bereits 2020 das erste Kabel eingeweiht, das deutsche und dänische Windparks gemeinsam einbindet.

Bornholm

Bornholm soll mittelfristig zu einem Knotenpunkt für die Verteilung von Strom aus Offshore-Windkraftanlagen werden.

(Foto: obs)

Mit dem Bornholm Energy Hub will man nun noch einen Schritt weitergehen und den ersten echten Stromnetzknoten für die Ostsee realisieren. Kernstück ist eine mehr als 400 Kilometer lange Gleichstromverbindung zwischen beiden Ländern. In der geografischen Mitte der Verbindung liegt Bornholm. Dort sollen auch Konverter, Umspannwerke und ein Terminal zur Verteilung des Stroms entstehen.

Doch das ist erst der Anfang. Perspektivisch sollen beispielsweise in einem weiteren dänischen Energy Hub in der Nordsee Offshore-Windparks mit bis zu zehn GW mit Deutschland und anderen Ländern über neue Stromleitungen verbunden werden. Auch in der Ostsee zeichnen sich weitere Kooperationsprojekte ab.

Mehr: Wie die Nordsee das größte Kraftwerk der Welt werden soll



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