Berlin Andreas Kuhlmann übernimmt ab dem 1. Juli eine neue Aufgabe: Der langjährige Chef der Deutschen Energie-Agentur (Dena) wird Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Christ & Company.
Der studierte Physiker wird bei dem Berliner Unternehmen die Funktion des Chief Technology Officer (CTO) und des Chief Operating Officer (COO) innehaben. Das bestätigte Unternehmensgründer Harald Christ dem Handelsblatt.
Christ sagte dem Handelsblatt, Kuhlmann werde Unternehmen bei der Umsetzung ihrer Klimaschutzvorhaben beraten und darüber hinaus die Themen Energie- und Kreislaufwirtschaft sowie Nachhaltigkeit verantworten. Außerdem werde sich Christ & Company gemeinsam mit Kuhlmann neben der strategischen Beratung von Unternehmen auch dem stark wachsenden Markt für Beteiligungen im Clean-Tech-Bereich widmen.
„Christ & Company ist Beratungsunternehmen und Investor zugleich“, sagte Christ. „Bei einigen Mandaten steht die Beratung im Vordergrund, bei anderen bieten sich Investitionsmöglichkeiten. Und manchmal kommt auch beides zusammen“, ergänzte er. Sein Ziel sei es, „mit Christ & Company noch stärker unternehmerisch tätig zu werden“.
Christ sagte, die Transformation zur Klimaneutralität sei nur zu schaffen, „wenn wir jungen Unternehmen helfen, ihre Ideen marktreif zu bekommen“. Dieser Herausforderung wolle sich Christ & Company stellen. Dabei kommt Kuhlmann eine Schlüsselrolle zu.
Noch kein Nachfolger für Kuhlmann
Erst im Mai machte Christ von sich reden, als der US-Konzern „Service Now“ das deutsche KI-Start-up „G2K“ kaufte. Christ & Company war zuvor mit 20 Prozent an G2K beteiligt und soll mit dem Deal einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag verdient haben. Christ bestätigt die Zahl nicht.
Kuhlmann stand acht Jahre an der Spitze der Dena. Die Agentur versteht sich als „Kompetenzzentrum für angewandte Energiewende und Klimaschutz“. Unter Kuhlmanns Ägide stieg die Zahl der Mitarbeitenden der Dena von knapp 200 auf rund 500.
In Kuhlmanns Zeit als Geschäftsführer hat die Dena mit der „Leitstudie Integrierte Energiewende“, bei der die Agentur gemeinsam mit über 60 Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft Strategien für das Erreichen der Klimaziele entwickelt hat, Maßstäbe gesetzt.
Außerdem rückten die Themen Digitalisierung und Innovation in den Fokus der Arbeit. Internationale Beachtung findet mittlerweile das von der Dena ins Leben gerufene Start-up-Festival zur Energiewende.
Im September vergangenen Jahres war bekannt geworden, dass Kuhlmann, 55, die Dena verlässt. Die Dena gehört dem Bund und der Förderbank KfW. Die Wahl von Michael Schäfer zum Nachfolger Kuhlmanns hatte einen politischen Eklat ausgelöst, nachdem sich herausstellte, dass Schäfer der Trauzeuge des am Auswahlverfahren beteiligten Wirtschaftsstaatssekretärs Patrick Graichen war. Graichen hatte diesen Umstand lange verschwiegen.
>> Lesen Sie hier: Habecks Führung in der Graichen-Affäre ist ein Desaster
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) trennte sich später von Graichen. Die Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger Kuhlmanns begann von Neuem. Noch ist der Vorgang nicht abgeschlossen.
Kuhlmanns beruflicher Werdegang begann 1995 am Institut für Umweltphysik der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Darauf folgten verschiedene Stationen im politischen Umfeld, unter anderem als Büroleiter des früheren SPD-Chefs Franz Müntefering.
Später wechselte er zum Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Im Juli 2015 wurde er Vorsitzender der Dena-Geschäftsführung. Am 14. Juni hat er seinen letzten Arbeitstag bei der Dena.
>> Lesen Sie auch: Investorenklub hält nachhaltige Investments für krisenfest
Harald Christ hat in Christ & Company das Beratungsgeschäft und seine Investmentgesellschaft zusammengefasst. Christ, Jahrgang 1972, blickt auf eine abwechslungsreiche und finanziell sehr einträgliche Karriere zurück. Mit 25 etwa war der gelernte Industriekaufmann das erste Mal Bezirksdirektor bei einer Bausparkasse. Noch vor Erreichen des 30. Lebensjahrs habe er seine erste Million verdient, erzählte Christ vor einiger Zeit dem „Business Insider“.
Von 2002 bis 2007 war er Vorstandsvorsitzender und Gesellschafter einer Hamburger Reederei, später war er im Vorstand der WestLB für das Geschäft mit vermögenden Privatkunden zuständig, Chef der Berliner Weberbank und Bereichsvorstand der Postbank AG. Seine letzte Konzernstelle war Vorsitzender des Vorstands der Ergo Beratung und Vertrieb AG, bevor er 2017 ausschied.
Christ war jahrzehntelang Mitglied der SPD, aus dieser Zeit stammen beste Kontakte in die Partei. 2019 trat er aus der SPD aus, was er mit einem „Linksruck“ begründete. Von September 2020 bis April 2022 war er Bundesschatzmeister der FDP.
Mehr: Verfolgen Sie alle aktuellen Entwicklungen in der Energiekrise im Newsblog
<< Den vollständigen Artikel: Andreas Kuhlmann: Ex-Dena-Chef wechselt zu Harald Christ >> hier vollständig lesen auf www.handelsblatt.com.