Berlin Die Zahl der Kurzarbeitenden steigt ungeachtet der wirtschaftlichen Flaute in Deutschland kaum. Sie lag im Mai bei 144.000, nach 140.000 im Februar, wie das Münchner Ifo-Institut am Montag zu seinen vierteljährlichen Berechungen auf Grundlage eigener Konjunkturumfragen und Zahlen der Bundesagentur für Arbeit mitteilte. „Die Kurzarbeit spielt in der aktuellen wirtschaftlichen Schwächephase keine bedeutende Rolle“, sagte Ifo-Arbeitsmarktforscher Sebastian Link. Der Anteil an der Gesamtzahl der Beschäftigten verharrte bei 0,4 Prozent.
Einen kräftigen Anstieg – wenn auch auf niedrigem Niveau – verzeichnete der Bau. Hier wurden 10.000 Kurzarbeiter gezählt, nach 3800 im Februar. Der Anteil stieg damit von 0,2 auf 0,5 Prozent der Beschäftigten. Die Baubranche leidet derzeit an einem Auftragsschwund, da gestiegene Zinsen und hohe Materialkosten viele Projekte unrentabel machen.
Ansonsten konzentrierten sich die Kurzarbeitenden auf die Industrie: Hier lag die Zahl bei 111.000, nach 105.000 im Februar. In der Autobranche ging sie dabei zurück von 15.000 auf 14.000 und damit von 1,6 auf 1,4 Prozent. In der Metallerzeugung und -bearbeitung sind 2,8 Prozent der Beschäftingen – insgesamt 8000 – in Kurzarbeit.
Kurzarbeit ist eine Art Teilzeit-Arbeitslosigkeit, vor allem bei zeitweisem Auftragsmangel. Beschäftigte erhalten Kurzarbeitergeld in Höhe des Arbeitslosengeldes für die ausfallenden Stunden. Im Mai vergangenen Jahres lag die Zahl bei 305.000 Kurzarbeitenden oder 0,9 Prozent, so das Ifo-Institut. Beim Höchststand während der Coronakrise im April 2020 waren es sogar sechs Millionen oder 17,8 Prozent.
Europas größte Volkswirtschaft steckt derzeit in einer Rezession, da das Bruttoinlandsprodukt zwei Quartale in Folge geschrumpft ist. Hauptgrund dafür sind sinkende Konsumausgaben infolge der Kaufkraftverluste durch die hohe Inflation. Ein kräftiger Aufschwung ist vielen Ökonomen zufolge derzeit nicht in Sicht, zumal auch die Weltwirtschaft schwächelt und viele Investitionen aufgrund gestiegener Zinsen verschoben werden.
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