Berlin In Deutschland fehlen bezahlbare Wohnungen. Um beim Wohnungsbau schneller voranzukommen, setzt Bundesbauministerin Klara Geywitz auf serielles und modulares Bauen mit vorgefertigten Teilen. Einmal geplant und entworfen, können Gebäude an unterschiedlichen Orten entstehen, sagt stets die SPD-Politikerin. Dies sei schneller, als wenn jedes Gebäude einzeln geplant und gebaut werden müsste.
Künftig soll die Bundesstiftung Bauakademie dafür sorgen, dass das Bauen nach dem Lego-Prinzip vorankommt. Das geht aus einem Schreiben des Bundesbauministeriums hervor, das dem Handelsblatt vorliegt. Demnach soll die Bauakademie als Geschäftsstelle „einen längerfristig arbeitenden Thinktank“ zum Thema organisieren. Die Bauakademie wird vom Bundesbauministerium gefördert und befasst sich mit allen Fragen rund um das Planen, Bauen und Betreiben von Gebäuden und Siedlungsprojekten im 21. Jahrhundert.
Sie soll den Wissenstransfer zum seriellen Bauen intensivieren, „um allen Akteuren Erfahrungen zur Verfügung zu stellen und zusätzliche mittelstandsgerechte Lösungen in die Wohnungsbaupraxis zu tragen“, heißt es in dem Schreiben des Bundesbauministeriums.
Dabei soll es nicht nur um das Bauen von kompletten Gebäuden in Serie gehen oder um die Verwendung vorgefertigter Module. Es geht auch um die häufigere Verwendung von einheitlichen und/oder vorgefertigten Bauteilen, um beim Bauen schneller zu werden.
Besonders beim Bau von mehrgeschossigen Häusern gilt dieses Vorgehen als Schlüssel, um den wachsenden Bedarf an bezahlbarem Wohnraum rasch zu decken. Nach Angaben des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA) kommt Deutschland bislang erst auf einen Anteil von etwa fünf Prozent modular gebauter Wohnungen.
Vorurteile gegenüber modularem Bauen halten sich
Ursachen sind Vorurteile wie eine vermeintlich mindere Bauqualität oder der Hang zu individueller Bauweise aufseiten der Verwaltung. Jan-Hendrik Goldbeck, Bauunternehmer und Vizepräsident des ZIA, hält das Argument von einer „Platte 2.0“ für vorgeschoben: Die architektonischen Möglichkeiten im Systembau seien heute „äußerst vielfältig“, sagte er dem Handelsblatt.
Goldbeck fordert für Ballungsräume eine feste Quote für das Lego-Bauen. „Mindestens 30 Prozent des erforderlichen Zubaus einer Stadt sollten sofort für serielles und modulares Bauen ausgewiesen werden“, sagte Goldbeck.
Dass die Bundesstiftung nun eine neue Aufgabe bekommt, liegt am Bündnis bezahlbarer Wohnraum. Das Bündnis aus Vertretern von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft hatte Geywitz im vergangenen Jahr initiiert, um Bauvorhaben zu beschleunigen. Das Bündnis hatte die Einrichtung einer Geschäftsstelle und eines runden Tisches „Serielles Bauen“ beschlossen.
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Laut dem Ministeriumsschreiben, das sich an die Bündnismitglieder richtet, sitzen Vertreter der Länder und Kommunen, der Wohnungs- und Bauwirtschaft sowie des Bau- und Wirtschaftsministeriums an dem runden Tisch. Geleitet wird er von den beiden Staatssekretären Rolf Bösinger und Sören Bartol des Bauministeriums, die auch den Brief unterzeichnet haben. Diese Runde kann wiederum Arbeitsgruppen zu wichtigen Themen beschließen, die dann regelmäßig Berichte vorlegen.
Typengenehmigungen sollen serielles Bauen bundesweit ermöglichen
Weiter heißt es in dem Schreiben: „Perspektivisch sollte auch in Richtung Digitalisierung von Prozessen, automatisierte Fertigung und einheitliche bauordnungsrechtliche Bewertungen, zum Beispiel Genehmigungen für einzelne Gebäudetypen, gedacht werden.
Da in Deutschland kein einheitliches Baurecht existiert, braucht es Typengenehmigungen, um die Möglichkeiten der seriellen Bauweise voll auszuschöpfen. Einige Bundesländer haben in ihren Landesbauordnungen allerdings keine solchen Genehmigungen verankert. Hier wäre eine Anpassung der 16 Länderbauordnungen nötig.
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Konkret soll sich der runde Tisch erstmals am 5. September treffen und dann halbjährlich zusammenkommen. Er kann „in kritischen Phasen“ und bei Bedarf aber auch kurzfristig einberufen werden.
Die Arbeitsgruppen werden mehrmals im Jahr tagen. Bis zum Monatsende sollen die Bündnismitglieder Vertreter für alle Gremien benennen. Das Ministerium bittet jedoch ausdrücklich darum, dass die Mitglieder „möglichst aus der Praxis kommen“ oder zumindest „Praxisnähe“ besitzen.
Dieser Blick aus der Praxis dürfte hilfreich sein. Der Unternehmer Goldbeck bedauert, dass es zwar ein klares und breites Bekenntnis zum seriellen Bauen gebe, in der Praxis aber „kaum Genehmigungen erteilt“ würden. Dabei können seiner Erfahrung nach vorgefertigte Gebäude um bis zu 50 Prozent schneller und zehn bis 20 Prozent günstiger errichtet werden.
Mehr: Wie mit dem „Lego-Prinzip“ schnell bezahlbarer Wohnraum entstehen könnte
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