Athen Bald ist es wieder so weit. In wenigen Tagen dreht sich in Griechenland die virtuelle Lostrommel. Dann steht fest, wer in diesem Monat Geld vom Fiskus geschenkt bekommt. Als Hauptgewinn winken 50.000 Euro. Fünf Gewinner erwarten je 20.000 Euro.
Außerdem werden 50 Gewinne zu 5000 Euro verlost und 500-mal 1000 Euro ausgezahlt. „Forolotaria“ heißt das Spiel, Steuerlotterie. Unter dem Strich lässt sich der Finanzminister die Verlosungen pro Jahr 10,8 Millionen kosten – in der Erwartung, am Ende ein Vielfaches zu kassieren. Die Auslosung findet immer am Monatsende statt.
Ziel der Lotterie ist es, Kartenzahlungen attraktiver zu machen und so die Schattenwirtschaft zu bekämpfen. Sie wird in Griechenland auf 22 Prozent des offiziell ermittelten Bruttoinlandsprodukts geschätzt.
„Mit oder ohne?“ ist meist die erste Frage, bevor sich ein griechischer Klempner der defekten Toilettenspülung widmet – gemeint ist die Quittung. Auch manche Ärzte erkundigen sich erst mal nach den Zahlungsmodalitäten, bevor sie nach den Beschwerden fragen.
Bargeldtransaktionen laufen häufig an den Büchern vorbei. Kartenzahlungen sind dagegen für den Fiskus einfach zu erfassen, weil in Griechenland alle Kartenterminals in Echtzeit mit der Finanzverwaltung vernetzt sein müssen.
Wo die Steuerlotterie ins Spiel kommt
Hier kommt die Steuerlotterie ins Spiel. Wer mit Plastikgeld bezahlt, nimmt automatisch an den monatlichen Verlosungen teil. Die Lose kosten nichts. Für jeden Euro, den man mit der Karte ausgibt, bekommt man vom Computer der Finanzverwaltung eine Losnummer zugeteilt.
Wer also 60 Euro für einen Besuch beim Zahnarzt zahlt, erhält 60 Losnummern. Die Gewinne aus der Steuerlotterie sind steuerfrei. Veranstalter des Glücksspiels ist die Unabhängige Behörde für öffentliche Einnahmen (AADE).
Ob man gewonnen hat, erfährt man mit ein paar Klicks auf dem Internetportal der Behörde. Dort kann man in seinem passwortgeschützten persönlichen Bereich seine teilnehmenden Losnummern und eventuelle Gewinne einsehen.
Die Gewinnchancen sind allerdings verschwindend gering. 2022 belief sich das Volumen der Kartenzahlungen auf rund 3,3 Milliarden Euro im Monat. Das entspricht ebenso vielen Losnummern – von denen aber nur 556 gezogen werden.
Die Erwartungen des Finanzministers scheint die Steuerlotterie jedenfalls zu erfüllen. Im ersten Quartal 2023 stieg das Volumen der Kartenzahlungen um 18 Prozent. Im Vergleich zu 2019 waren es sogar fast 60 Prozent mehr.
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Fachleute des Finanzministeriums schätzen, dass der vermehrte Einsatz von Karten 2023 zu Steuermehreinnahmen von einer Milliarde Euro führen wird – eine gute Rendite für die knapp elf Millionen Euro, die der Staat als Lotteriegewinne ausschüttet.
Mehr: Wie Kartenzahlungen Griechenland beim Schuldenabbau helfen könnten.
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