Jun 20, 2023
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E-Mobilität: Europäische Autohersteller stellen sich hinter Großbritannien – und gegen die EU

Written by Carsten Volkery


E-Auto-Produktion von Ford in Köln

Laut Verbandschefin Sigrid de Vries droht ein erheblicher Schaden für die europäische Wirtschaft.


(Foto: dpa)

Brüssel Die europäischen Autohersteller verbünden sich mit der britischen Regierung gegen die EU-Kommission. In einem Brief, der am Dienstag veröffentlicht wird und der dem Handelsblatt vorliegt, fordert der Verband der europäischen Autohersteller (Acea) die Brüsseler Behörde auf, die neuen Herkunftsregeln für Elektroautos um drei Jahre zu verschieben.

Die Hersteller sind nervös, denn die Regeln sollen schon ab Januar 2024 gelten. Dann werden Einfuhrzölle von zehn Prozent auf E-Autos fällig, die nicht zu mindestens 45 Prozent ihres Wertes aus der EU oder Großbritannien stammen.

Die Einfuhrzölle würden auf beiden Seiten des Ärmelkanals eingeführt. Da deutlich mehr Fahrzeuge aus der EU nach Großbritannien exportiert werden als umgekehrt, trifft diese Vorschrift vor allem die Hersteller aus den Autoländern Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien.

„Der potenzielle Schaden für die europäische Wirtschaft wäre erheblich“, schreibt Acea-Chefin Sigrid de Vries in dem Brief. Die Herkunftsregeln seien „unerfüllbar“, die Einführung kurzfristig „kontraproduktiv“. Die Zölle im wichtigsten Absatzmarkt der europäischen Hersteller würden die Absatzzahlen für E-Autos senken.

Branche schätzt Zollkosten auf 4,3 Milliarden Euro bis 2026

Der Verband hat zehn EU-Unternehmen befragt, die für70 Prozent der E-Auto-Exporte nach Großbritannien stehen. Nach eigener Schätzung müssten die europäischen Hersteller in den drei Jahren von 2024 bis 2026 britische Einfuhrzölle in Höhe von 4,3 Milliarden Euro entrichten. Dies würde dazu führen, dass in dem Zeitraum rund 480.000 Elektroautos weniger in der EU produziert würden.

Die Zollgebühren wären „eine unnötige Belastung für EU-Unternehmen in einer Zeit entscheidender Umwälzungen in der Branche“, schreibt de Vries. Die britische Regierung fordert bereits seit Längerem eine Fristverlängerung, um neue Belastungen ihrer Industrie zu vermeiden.

Vereinbart wurden die Regeln nach dem Brexit im Freihandelsabkommen zwischen Großbritannien und der EU. Während der Übergangsfrist bis Ende 2023 sollten die Hersteller eine eigene Batterie-Infrastruktur in Europa aufbauen.

Der Acea klagt nun, die Frist sei zu kurz, um die globalen Batterielieferketten umzubauen. Auch habe die Energiekrise die nötigen Investitionen in heimische Batteriefabriken erschwert. Die meisten Batterien kommen weiterhin aus China, weshalb aktuell nur ein Zehntel der europäischen E-Auto-Exporte die Mindestquote von 45 Prozent europäischer Herkunft erfüllen würde.

EU-Kommission lehnt Fristverlängerung ab

Die Kommission hatte Anfang Mai bei einem Treffen mit Branchenvertretern die Bedenken angehört und um weitere Fakten gebeten. Daraufhin hatte der deutsche Automobilverband VDA den Druck erhöht und vor den Folgen für die deutsche Autoindustrie gewarnt. Nun folgt der Acea.

Er stelle die neuen Herkunftsregeln nicht grundsätzlich infrage, betonte der Verband. Man wolle nur eine temporäre Verlängerung der Übergangsfrist.

In Brüssel wird inzwischen erwartet, dass die Kommission die Verlängerung gewährt.

Sonst gäbe es aus Sicht der Branche nur einen Gewinner: China. De Vries weist daraufhin, dass der Marktanteil der chinesischen Hersteller am britischen Elektroauto-Markt zwischen 2019 und 2022 von zwei auf 32 Prozent gestiegen ist – und das, obwohl die Chinesen bereits einen Zoll von zehn Prozent entrichten müssen. Sollten die europäischen Hersteller nun den gleichen Zoll zahlen müssen, würden sie weitere Marktanteile verlieren, so der Verband.

Mehr: Brexit-Regeln werden für europäische Autobauer zum Wettbewerbsnachteil



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