Berlin Die Auftragspolster der deutschen Industrie nehmen angesichts der wieder besser laufenden Lieferketten immer mehr ab. Im April sank der Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe um 0,8 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte.
Der durchschnittliche Bestand an offenen Aufträgen war damit von Februar bis April um 1,0 Prozent niedriger als in den vorherigen drei Monaten.
„Der Auftragsbestand schmilzt weiter dahin”, erläuterte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. Das Niveau sei allerdings immer noch hoch. „Ein nachhaltiger Abwärtstrend sollte daraus aber besser nicht erwachsen”, fügte Krüger hinzu. Die schwache Weltwirtschaft erschwert derzeit das Neugeschäft für die exportabhängige Industrie.
Für den Rückgang sorgte im April insbesondere die Entwicklung in der Autobranche: Bei den Herstellern von Kraftwagen und Kraftwagenteilen sanken die Auftragsbestände um 1,5 Prozent zum Vormonat.
Die Branche kämpfte lange Zeit mit Materialengpässen, etwa bei Halbleitern. Mit der besseren Versorgung können die Bestellungen nun schneller abgearbeitet werden, sie stauen sich dadurch nicht mehr so stark. Auch der sonstige Fahrzeugbau – zu denen etwa Schiffe sowie Schienen-, Luft-, Raum- und Militärfahrzeuge gehören – meldete einen Rückgang, und zwar von 0,9 Prozent.
Abgenommen hat im April auch die Reichweite des Auftragsbestands: Sie liegt nun bei 7,3 Monaten, nach 7,4 im März. Die Reichweite gibt an, wie viele Monate die Betriebe bei gleichbleibendem Umsatz ohne neue Bestellungen theoretisch produzieren müssten, um die vorhandenen Bestellungen abzuarbeiten.
Bei den Herstellern von Investitionsgütern wie Maschinen und Fahrzeugen sank die Reichweite von 10,5 auf 10,3 Monate. Bei den Produzenten von Vorleistungsgütern blieb sie mit 3,8 Monaten unverändert. Bei den Konsumgüterherstellern fiel die Reichweite von 3,6 auf 3,5 Monate.
Die Klagen der Industriebetriebe über Probleme bei der Beschaffung von Rohstoffen und Vorprodukten haben im Mai den achten Monat in Folge abgenommen. Nur noch 35,2 Prozent der Firmen berichteten von Engpässen, nach 39,2 Prozent im April.
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