Jun 22, 2023
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Energie: Das Wirtschaftsministerium will den Bau von Solarfabriken fördern

Written by Klaus Stratmann


Robert Habeck

Der Bundeswirtschaftsminister will erst einmal ausloten, wer überhaupt Interesse hätte, eine Solarfabrik in Deutschland aufzubauen. 

(Foto: dpa)

Berlin, Düsseldorf Das Bundeswirtschaftsministerium plant Förderungen für den Bau von Solarfabriken in Deutschland. Das bestätigte ein Sprecher des Ministeriums auf Anfrage des Handelsblatts. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte bereits beim Tag der Industrie am vergangenen Montag angedeutet, dass sein Ministerium neue Ausschreibungen für die Solarindustrie vorbereite. 

„Deutschland und Europa brauchen bei zentralen Transformationstechnologien eigene substanzielle Fertigungskapazitäten, zum Beispiel für Windturbinen, Solaranlagen, Elektrolyseure und Batterien“, hatte Habeck gesagt. Das sei nicht nur eine ökonomische Frage, sondern auch eine Frage der sicherheitspolitischen Vernunft und Notwendigkeit.

Erst am Mittwoch hatte das chinesische Unternehmen Longi, der größte Solarkonzern der Welt, angekündigt, sein erstes Werk in Europa zu planen – am liebsten in Deutschland. Man sei „schon sehr intensiv in den Vorbereitungen“, sagte Longi-Gründer und Präsident Zhenguo Li erst im Gespräch mit dem Handelsblatt.

Gunter Erfurt, Chef des Solarkonzerns Meyer Burger begrüßte die Ankündigung Habecks. Momentan sei Europa kein guter Ort, um in Solarindustrie zu investieren und hatte offen damit gedroht seine Produktion in die USA zu verlegen. „Wir sehen im Moment viele Initiativen in vielen Regionen, die den dort ansässigen Unternehmen viel Förderung und industriepolitische Unterstützung anbieten, wenn sie Technologien für die Energiewende produzieren“, hatte er im Handelsblatt-Podcast Today gesagt. 

Weil Lieferkettenchaos, Inflation und Energiekrise in den vergangenen zwei Jahren zu teils monatelangen Verzögerungen von Projekten geführt hatten, wird der Ruf nach einer eigenständigen europäischen Solarindustrie immer lauter. Der Markt für Solartechnik wird aktuell fast ausschließlich von chinesischen Unternehmen beherrscht, die ihre Gigafabriken allesamt in Asien betreiben. 

Es herrscht ein harter Preiskampf

Während die Nachfrage nach Solarenergie in den vergangenen Jahren weltweit immer weiter gestiegen ist, implodierte zeitgleich der deutsche Markt. Seitdem die üppigen Subventionen massiv gekürzt wurden, herrscht ein harter Preiskampf. Gewonnen haben ihn Photovoltaik-Firmen aus China, die zwischenzeitlich mehr als 90 Prozent der weltweit verkauften Module herstellten.    

Jetzt will Wirtschaftsminister Habeck die Solarindustrie in ihrem Geburtsland wieder aufbauen. „Eine eigene substanzielle Produktion im Bereich der Solarenergie würde die technologische und energiepolitische Souveränität Deutschlands und der EU stärken“, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium. Hier gehe es auch darum, „eine starke Antwort auf den US-amerikanischen Inflation Reduction Act (IRA) zu geben“.

Dazu werde man im ersten Schritt ein Interessenbekundungsverfahren einleiten, um auszuloten, welche Unternehmen Produktionskapazitäten auf- oder ausbauen wollen. Zuschüsse sollen dann in Auktionsverfahren verteilt werden, berichten Brancheninsider dem Handelsblatt. Erst einmal solle sich die Größe der Auktionen auf 10 bis 20 Gigawatt-Projekte beschränkten, heißt es. 

Erst vor einem Monat hatte Holosolis angekündigt, die bislang größte Solarfabrik Europas aufzubauen. Holosolis ist ein Gemeinschaftsunternehmen der nachhaltigen Investmentgruppe EIT Innoenergy, des französischen Immobilienunternehmens IDEC-Gruppe und des Solarsystemanbieters TSE.

Interesse an den Subventionen dürften aber nicht nur einige europäische Unternehmen, sondern auch Branchenprimus Longi und andere Megakonzerne aus China haben. 

Mehr: Meer, Schiene und Autobahn – neue Einsatzgebiete für Photovoltaik



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