Sonneberg Zehn Jahre nach ihrer Gründung will die AfD in Thüringen erstmals ein kommunales Spitzenamt erobern. Sie hat am Sonntag im Kreis Sonneberg die Chance, ihren ersten Landrat in Deutschland ins Amt zu bringen. In einer Stichwahl soll entschieden werden, ob ihr Bewerber Robert Sesselmann oder der amtierende CDU-Landrat Jürgen Köpper in den nächsten sechs Jahre das Sagen in dem Kreis an der Grenze zu Bayern hat.
Im ersten Durchgang der Landratswahl vor zwei Wochen hatten Sesselmann nur wenige Prozentpunkte zum Wahlsieg gefehlt. In Thüringen wird die AfD mit ihrem Chef Björn Höcke vom Verfassungsschutz als erwiesen rechtsextrem eingestuft und beobachtet.
Der derzeitige AfD-Landtagsabgeordnete und Rechtsanwalt Sesselmann erhielt im ersten Durchgang 46,7 Prozent, CDU-Kandidat Köpper 35,7 Prozent. Das Wahlergebnis hatte bundesweit alarmiert – zumal die AfD auch in den jüngsten Umfragen bundesweit, vor allem aber in den ostdeutschen Bundesländern Aufwind hatte.
Die Antirassismus-Beauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan, rief angesichts des Umfragehochs der AfD zum Zusammenstehen anderer Parteien auf. „Die Brandmauer gegen die Verfassungsfeinde der AfD darf nicht bröckeln“, sagte die SPD-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
In Thüringen haben Vertreter von Linke, SPD, Grüne und FDP ebenso wie der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) dazu aufgerufen, den CDU-Kandidaten Köpper zu unterstützen. Auch einige Unternehmen, Handwerker und Kulturschaffende der Region warben für eine hohe Wahlbeteiligung und eine Entscheidung für eine demokratische und weltoffene Region.
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Der Wahlkampf verlief nach CDU-Angaben in den vergangenen Tagen ruppig – in den sozialen Medien sei auch mit Falschbehauptungen agiert worden. Aufgerufen zur Stichwahl sind rund 48.000 Menschen. Die Wahllokale sind von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Sonneberg ist mit rund 57.000 Einwohnern einer der kleinsten Kreise in Deutschland.
Nach einer repräsentativen Civey-Umfrage für den TV-Sender Welt ist eine Mehrheit der Deutschen beunruhigt von der Vorstellung eines AfD-Landrats. Das antworteten 52 Prozent der Befragten. 43 Prozent gaben dagegen an, dass sie ein Landratswahlgewinn der AfD nicht beunruhigen würde. Die restlichen fünf Prozent waren unentschieden.
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