Jun 27, 2023
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Ukrainekrieg: UN-Mission findet weitere Beweise für russische Kriegsverbrechen

Written by Jan Dirk Herbermann


UN-Experten untersuchen Kriegsorte auf Kriegsverbrechen

Die Vereinten Nationen legen zum wiederholten Mal Beweise für russische Kriegsverbrechen vor.

(Foto: IMAGO/SNA)

Genf Folter, Vergewaltigungen, Hinrichtungen: Die russischen Truppen haben laut Ermittlern der Vereinten Nationen Kriegsverbrechen in einem großen Ausmaß an gefangenen Zivilisten in der Ukraine verübt. Das geht aus einem Bericht über Inhaftierungen hervor, den die UN-Mission zur Überwachung der Menschenrechte in der Ukraine am Dienstag in Genf veröffentlichte.

Die dokumentierten Verbrechen könnten in Strafverfahren Verwendung finden. Der Report über die Jagd auf Zivilisten trägt weiter dazu bei, das Ausmaß der russischen Gewalt in der Ukraine transparent zu machen. Vor dem aktuellen Bericht hatten die UN schon mehrere Auflistungen russischer Verbrechen publik gemacht.

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Die Ermittler dokumentierten jetzt 864 Fälle willkürlicher Inhaftierungen von Zivilisten durch russische Einheiten. Der Zeitraum erstreckt sich von Beginn der großangelegten Invasion der russischen Armee im Februar 2022 bis Mai 2023. „Die tatsächlichen Zahlen sind sehr viel höher“, sagte die Chefin der Ermittler, Matilda Bogner.

Die australische Strafrechtlerin und ihre Kollegen sammelten zudem Beweise für die willkürliche Hinrichtung von 77 inhaftierten Zivilisten. Bei diesen Exekutionen handelt es sich nach Aussage Bogners um Kriegsverbrechen.

An den Orten, an denen die russischen Besatzer ihre Opfer festhielten, seien Misshandlungen, Folter und sexuelle Gewalt an der Tagesordnung gewesen, so die UN-Fachleute. Damit wollten die Russen von den Ukrainern Geständnisse erpressen, sie zur Kollaboration zwingen oder sie einschüchtern. Die UN-Ermittler zitieren einen Mann, der während seiner Festsetzung in der Region Cherson von russischen Soldaten schwer gefoltert wurde: „Woher haben sie nur diese Brutalität?“

Die Liste der Gräueltaten ist lang

Bogner berichtet über Praktiken der russischen Eroberer, die das menschliche Leid der ukrainischen Zivilisten erahnen lassen: Schläge, Schnitte, Einstechen von scharfen Gegenständen unter die Fingernägel, Würgen, Waterboarding, Elektroschocks, Stresspositionen über lange Zeiträume, kalte Temperaturen, Hitze in einer sogenannten „Hot Box“, die sogar zum Tod führen könne, Wasser- und Nahrungsentzug sowie Scheinhinrichtungen. Die Peiniger setzten auch sexuelle Gewalt ein: Vergewaltigungen, Drohungen gegen die Opfer und ihre Angehörigen, Stromschläge auf bestimmte Körperteile, erzwungene Entkleidung.

Die Spurensucher legten auch den Sicherheitskräften der Ukraine willkürliche Inhaftierungen von Zivilisten in 75 Fällen zur Last. „Wir haben dokumentiert, dass über die Hälfte der willkürlich Inhaftierten von den ukrainischen Sicherheitskräften gefoltert oder misshandelt wurden“, erklärte Bogner. „Dies geschah während des Verhörs, in der Regel unmittelbar nach der Verhaftung.“ Während ukrainische Behörden nahezu vollständig mit den UN-Fachleuten bei der Erfassung von Verbrechen kooperierten, lehnten die Russen jegliche Zusammenarbeit mit den Experten ab.

Der UN-Bericht fußt auf 1136 Interviews mit Opfern, Zeugen und anderen Hinweisgebern sowie Besuchen vor Ort. Weitere Ermittlungen sollen folgen.

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