Düsseldorf Deutschlands Verbraucher gehen mit gedämpfter Zuversicht in den Sommer. Das signalisiert das HDE-Konsumbarometer. Der Index für Juli legte leicht auf 94,51 Zähler zu. Dies war zwar der neunte Anstieg in Folge. Allerdings hat das Tempo der Erholung merklich nachgelassen.
Ausgehend vom Tiefststand im Oktober kletterte das Barometer im Schnitt um 1,15 Punkte pro Monat, der jüngste Zuwachs betrug hingegen nur noch 0,22 Zähler. Das Konsumbarometer wird monatlich vom Handelsblatt Research Institute für den Handelsverband HDE berechnet. Es basiert auf einer repräsentativen Befragung von rund 1600 Haushalten.
Ungeachtet der jüngsten Anstiegsserie notiert das Konsumbarometer noch deutlich unter den Vor-Corona-Werten. Das Allzeittief erreichte der Indikator im vergangenen Oktober, als die Sorge vor einer Energie-Mangellage im bevorstehenden Winter am größten war.
Tatsächlich rutschte die deutsche Volkswirtschaft im Winterhalbjahr in eine Rezession, die jedoch weniger schwer ausfiel, als zumindest Pessimisten befürchtet hatten. Im Schlussquartal schrumpfte die Wirtschaftsleistung um 0,5 Prozent und im ersten Quartal 2023 um weitere 0,3 Prozent.
Für das zu Ende gegangene zweite Quartal rechnen Volkswirte im Mittel mit 0,1 Prozent Wachstum. Groß ist hingegen die Unsicherheit darüber, ob dies der Beginn einer allmählichen Konjunkturerholung oder nur eine Verschnaufpause auf dem Weg nach unten ist.
Steigende Umsätze im Einzelhandel
Eher positive Nachrichten gab es am Freitag vom deutschen Einzelhandel. Nachdem die realen, saisonbereinigten Einzelhandelsumsätze zuletzt so stark eingebrochen waren wie noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik, legten die Umsätze im Mai wieder zu. Real waren sie um 0,4 Prozent höher als im Vormonat – damit aber immer noch um 3,6 Prozent geringer als im Vorjahresmonat.
In den ersten fünf Monaten des Jahres setzten die Einzelhändler real 5,7 Prozent weniger um als im Vorjahreszeitraum. Besonders groß war das Minus mit 10,5 Prozent im „Facheinzelhandel mit Lebensmitteln“. Gegen den Trend wuchs hingegen der Umsatz mit „Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren“ real um vier Prozent.
Die anhaltend hohe Inflation drückt die Realeinkommen der Verbraucher – und damit ihre Konsummöglichkeiten. Die Löhne sind bislang den Preissprüngen nur zögerlich gefolgt. Laut Statistischem Bundesamt waren die Reallöhne 2022 geringfügig niedriger als im Jahr 2015.
Den Arbeitnehmern fehlen also sieben Jahre Wohlstandszuwachs – und im ersten Quartal 2023 sanken die Reallöhne nach amtlichen Daten weiter, und auch im zweiten Quartal scheint ein weiteres Minus wahrscheinlich. Im Juni hatte die Inflation wieder leicht auf 6,4 Prozent angezogen.
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Viele Verbraucher bemühen sich offenbar derweil, ihr gewohntes Konsumniveau mit erspartem Geld aufrechtzuerhalten. Im HDE-Konsumbarometer bleibt die Tendenz zum Sparen gering.
Die wichtigste Stütze der Konjunktur ist der nach wie vor recht stabile Arbeitsmarkt – auch wenn die nun schon 14 Quartale andauernde gesamtwirtschaftliche Schwächephase immer deutlichere Spuren hinterlässt. „Die schwierigeren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen spüren wir nun auch auf dem Arbeitsmarkt: Die Arbeitslosigkeit steigt und das Beschäftigungswachstum verliert an Schwung“, sagte die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, am Freitag bei der Vorstellung der aktuellen Zahlen.
Saisonbereinigt stieg die Arbeitslosigkeit im Juni um 28.000 Personen im Vergleich zum Vormonat. Verglichen mit dem Juni des vorigen Jahres ist die Arbeitslosenzahl um 192.000 höher. Gemessen an den Tiefständen von vor dem Pandemieausbruch sind heute 340.000 mehr Menschen arbeitslos.
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