Jul 3, 2023
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Transformation: Chemische Industrie soll mit Recycling Kohlendioxid vermeiden

Written by Klaus Stratmann


Synthesewerk von BASF

Rund neun Prozent des Energieverbrauchs in Deutschland entfallen auf die Chemieindustrie.

(Foto: imago images/photothek)

Berlin Die Chemieindustrie wird sich auf dem Weg zur Klimaneutralität stärker als bislang auf Recycling und den Einsatz erneuerbarer Rohstoffe fokussieren müssen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Thinktanks Agora Energiewende, die dem Handelsblatt vorliegt. Frank Peter, Direktor Industrie bei Agora Energiewende, sagte dem Handelsblatt, für die Branche werde zwar der Einsatz von erneuerbarem Wasserstoff ebenso wie die Elektrifizierung eine wichtige Rolle spielen. Das spiegele sich auch in den Weichenstellungen der Politik wider. „Aber das allein wird nicht reichen. Wir brauchen auch erneuerbare Rohstoffe und eine deutlich bessere Kreislaufführung der Produkte, damit die Transformation der Chemieindustrie gelingt.“

Die Autoren fordern von der Politik, diesen Prozess durch eine entsprechende Regulierung zu forcieren. „Die Bundesregierung steht in der Verantwortung, zügig den regulatorischen Rahmen für eine klimaneutrale Chemieindustrie zu schaffen und damit Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft zu stärken“, sagte Peter.

Erdgas ist Ausgangspunkt für Basischemikalien

Rund neun Prozent des Energieverbrauchs in Deutschland entfallen auf die Chemieindustrie. Die wichtigsten Energieträger der Branche sind Erdgas und Strom. Der Anteil der Branche am Stromverbrauch in Deutschland lag 2021 nach Branchenangaben bei 10,6 Prozent. Das entspricht einer Strommenge von 53 Terawattstunden.

Erdgas benötigen die Chemieunternehmen allerdings nicht nur, um daraus Strom und Wärme herzustellen. Zugleich ist Erdgas ein wichtiger Rohstoff für die Produktion von Basischemikalien. Grundstoffe wiederum sind Ausgangspunkt für die Herstellung von Kunststoffen, Düngemitteln, Farben, Klebstoffen oder Konservierungsmitteln. Nachwachsende Rohstoffe wie pflanzliche Öle haben dagegen bislang mit rund 13 Prozent einen niedrigen Anteil an der Rohstoffbasis der Branche.

Stark steigender Strombedarf stößt an Grenzen

Das muss sich der Agora-Studie zufolge ändern: „Die Bundesregierung adressiert die Themen erneuerbare Rohstoffe und Kreislaufwirtschaft bislang nicht ausreichend“, sagte Peter. „Zwar ist klar, dass es zusätzlicher Regulierung bedarf, um beispielsweise Kunststoffabfall besser als bislang als Ressource zu nutzen und erneuerbare Rohstoffquellen zu erschließen. Konkrete Instrumente müssen aber noch ausgearbeitet werden.“

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In den Überlegungen von Politik und Chemiebranche spielt bislang insbesondere grüner Wasserstoff eine entscheidende Rolle. Wasserstoff, gewonnen per Elektrolyse aus erneuerbaren Energien, soll Erdgas als Rohstoff ersetzen. Die Branche wird nach eigenen Angaben in Zukunft elf Mal mehr Strom benötigen als heute, um klimaneutral wirtschaften zu können. So sei eine Strommenge von jährlich mehr als 600 Terawattstunden nötig.

Im Gegensatz zur Situation heute soll der Strom möglichst zu 100 Prozent aus Ökoquellen stammen. Auch andere Branchen, etwa die Stahlindustrie, melden hohen Bedarf an grünem Strom und grünem Wasserstoff an. Zweifel an der Umsetzbarkeit machen sich angesichts der großen Nachfrage und des bislang beschränkten Angebots breit.

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Umso wichtiger werden Alternativen zu grünem Strom und grünem Wasserstoff. „Mit dem stofflichen Einsatz von nachhaltiger Biomasse lässt sich der Bedarf an erneuerbarem Wasserstoff und Strom in der Chemieindustrie deutlich begrenzen. Das ist dringend erforderlich, um die fossile Rohstoffbasis zu ersetzen“, sagte Agora-Direktor Peter.

In der öffentlichen Debatte gehe es überwiegend darum, Kohlendioxid aus den Prozessketten zu verbannen. „Aber wir werden auch in Zukunft Kohlenstoff als Rohstoff brauchen“, prognostizierte er und verwies als Beispiel auf Naphtha, ein Nebenprodukt aus Raffinerieprozessen der Mineralölwirtschaft und zugleich wichtiges Ausgangsprodukt, um Kunststoffe herzustellen.

Doch Naphtha als Nebenprodukt von Raffinerieprozessen wird absehbar wegfallen, weil der Verbrauch von Benzin und Diesel zurückgehen wird. „Dafür brauchen wir Ersatz aus Rohstoffquellen wie etwa Biomasse oder Abfällen.“

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